a) Ausschließlich oder fast ausschließlich
Rn. 69
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
§ 7g Abs 1 S 2 Nr 2 Buchst b EStG verlangt, dass das betreffende WG ausschließlich oder fast ausschließlich betrieblich genutzt wird:
betriebliche Nutzung |
private Nutzung |
Ergebnis |
Mehr als 90 % |
Weniger als 10 % |
Unschädlich (= "mindestens") |
Genau 90 % |
Genau 10 % |
Unschädlich (= "mindestens") |
Weniger als 90 % |
Mehr als 10 % |
schädlich |
Der StPfl trägt dafür die Beweislast (BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 42).
b) Zeitraumbezogene Betrachtungsweise
Rn. 70
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Dieser betriebliche Nutzungsumfang ist zeitraumbezogen (und nicht Wj-bezogen) zu prüfen (BT-Drucks 19/22850, 79). Das bedeutet (BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 43):
- Es genügt somit die betriebliche Nutzung von 90 % und mehr innerhalb des Zeitraums von Anschaffung/Herstellung bis zum Ende des der Anschaffung/Herstellung folgenden Wj.
- Umgekehrt darf die Privatnutzung innerhalb dieses Zeitraums nicht mehr als 10 % ausmachen.
c) Sonderfälle
ca) Pkw
Rn. 71
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Nachweis bei Pkw:
- Für den Nachweis der 90 %-Grenze verlangt die FinVerw das Fahrtenbuch (BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 44; Reddig, FR 2018, 925); demgegenüber lässt BFH III R 62/19, FR 2021, 547 (mit Anm Wendt, FR 2021, 551 und Bünning, BB 2021, 1138) auch andere Beweismittel zu – die allerdings wohl kaum vorhanden sein werden (so KulosaKulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 22, 40. Aufl 2021). Wie sonst auch ist die Privatnutzung eines betrieblichen Kfz durch den ArbN als betrieblich anzusehen (glAKulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 22, 40. Aufl 2021).
- Bei Anwendung der 1 %-Methode ist die 90 %-Grenze grds nicht erreicht (BFH BFH/NV 2006, 1264; FG Münster DStRE 2020, 1289, rkr; BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 44; Spieker, DB 2014, 327; Reddig, FR 2018, 925).
- Die Fahrten Wohnung – Betriebsstätte und Familienheimfahrten iR doppelter Haushaltsführung gehören zur betrieblichen Nutzung (BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 44; Spieker, DB 2014, 327; Pitzke, NWB 1–2/2014, 18), mE zutreffend wegen § 4 Abs 5 S 1 u Nr 6 EStG: "die folgenden BA…").
- Kfz-Privatnutzung durch ArbN gehört mE zur betrieblichen Nutzung im Betrieb wegen Lohnversteuerung dieses geldwerten Vorteils (wie hier Kulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 22, 40. Aufl 2021; Krudewig, NWB 37/2013, 2946; Kratzsch in Frotscher/Geurts, § 7g EStG Rz 49).
- Pkw-Nutzung in anderem Betrieb des StPfl ist wegen der Betriebsbezogenheit des § 7g EStG (s Rn 68) eine außerbetriebliche (= schädliche) Nutzung.
- Wird bei einem bereits angeschafften Pkw die 1 %-Methode für die Privatnutzung angewendet, scheidet die Inanspruchnahme des IAB für einen weiteren Pkw nicht allein deswegen aus (BFH BStBl II 2013, 946; Spieker, DB 2014, 327; Pitzke, NWB 1–2/2014, 18).
cb) Photovoltaikanlage (gewerblich betriebene)
Rn. 72
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Der private Stromverbrauch einer gewerblich betriebenen Photovoltaikanlage fällt nicht unter die 90 %-Grenze, dh ist keine schädliche Nutzung, da nur Nutzung eines Produkts (= des Stroms) der Photovoltaikanlage (erstaunlich großzügig BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 45; ebenso schon OFD Nds Vfg v 26.03.2012, DB 2012, 2549; Pitzke, NWB 1–2/2014, 18). Beachte den Unterschied zum privaten Wärmeverbrauch (s cc).
cc) Blockheizkraftwerk
Rn. 73
Stand: EL 155 – ET: 12/2021
Der private Wärmeverbrauch eines Blockheizkraftwerks ist wie in s Rn 72 zu behandeln, soweit es sich um eine Betriebsvorrichtung handelt (BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 45).