a) Allgemeines
Rn. 218
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Missverständlich ist es, vom Zusammenhang der Einnahmen mit Einkünften bzw einer Einkunftsart zu sprechen, denn es gibt keine Einnahme iSd § 8 EStG, die nicht bereits Bestandteil von Einkünften iSd § 2 Abs 1 S 1 Nr 4–7 EStG wäre (vgl Kruse, FR 1981, 473). Besteht ein solcher Zusammenhang nicht, ist der Zufluss von Gütern für die ESt ohne Auswirkung. Ferner ist erforderlich, dass der Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart gegeben ist.
Rn. 219
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Welcher Art der Zusammenhang sein muss, ist in allgemeiner und gleichwohl präzise abgrenzbarer Form nicht auszudrücken. Das Gesetz gibt mehr die Richtung an, als dass es den Zusammenhang definiert, zB
- "im Rahmen einer der Einkunftsarten" (§ 8 Abs 1 EStG),
- "Vorteile, die für eine Beschäftigung ... gewährt werden" (§ 19 Abs 1 Nr 1 EStG),
- "Vorteile aus früheren Dienstleistungen" (§ 19 Abs 1 Nr 2 EStG),
- "Einnahmen, die dem ArbN aus dem Dienstverhältnis zufließen" (§ 2 Abs 1 S 1 LStDV),
- "erhält ein ArbN im Rahmen eines ... Dienstverhältnisses" (§ 19a Abs 1 S 1 EStG aF),
- "Gewinnanteile ... aus Aktien" usw (§ 20 Abs 1 Nr 1 EStG),
- "Einkünfte aus Vermietung" (§ 21 Abs 1 Nr 1 EStG),
- "Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen" usw (§ 22 Nr 1, 1a, 2, 3 EStG).
b) Veranlassungsprinzip
Rn. 220
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Nachdem die Rspr schon frühzeitig den Begriff der BE in Anlehnung an § 4 Abs 4 EStG als den durch den Betrieb veranlassten Zugang geldwerter Güter definiert hat, vgl BFH v 13.12.1973, I R 136/72, BStBl II 1974, 210, hat sie das Veranlassungsprinzip auf den WK-Begriff übertragen, vgl BFH v 28.11.1982, VI R 193/77, BStBl II 1981, 368; BFH v 15.05.1981, VI R 66/78, BStBl II 1981, 735, und nachfolgend das Veranlassungsprinzip auf den Zufluss von Einnahmen iRd Überschusseinkunftsarten angewendet, BFH v 07.12.2004, VIII R 70/02, BStBl II 2005, 468. Nach der neueren Rspr, der die hM im Schrifttum gefolgt ist, sind als Einnahmen iSd § 8 Abs 1 EStG in Übereinstimmung mit dem für die übrigen Einkunftsarten maßgeblichen Begriff der BE und mit § 4 Abs 4 EStG alle Zugänge in Geld oder Geldeswert zu verstehen, die durch die in Frage stehende Einkunftsart (Erwerbshandlung) veranlasst sind. Zu § 19 EStG vgl BFH v 01.09.2016, VI R 67/14, BStBl II 2017, 69; zu § 20 EStG vgl BFH v 07.12.2004, VIII R 70/02, BStBl II 2005, 468; BFH v 27.05.1998, X R 94/96, BStBl II 1998, 619; zu § 21 EStG vgl BFH v 12.07.2016, IX R 56/13, BStBl II 2017, 253; zu § 22 Nr 3 EStG vgl BFH v 13.03.2018, IX R 18/17, BStBl II 2018, 531; vgl auch Ettlich in Brandis/Heuermann, § 8 EStG Rz 38, 39 (März 2022).
Rn. 221
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Entsprechend der Rspr zu § 4 Abs 4 EStG und § 9 Abs 1 EStG, wonach der Begriff der Veranlassung sehr weit gefasst ist,
- "objektiver, wirtschaftlicher und tatsächlicher Zusammenhang", vgl BFH v 06.05.1976, IV R 79/73, BStBl II 1976, 560; BFH v 12.04.1979, IV R 106/77, BStBl II 1979, 512 bzgl § 4 Abs 4 EStG;
- "erkennbare Beziehung zu den angestrebten Einkünften", vgl BFH v 21.07.1981, VIII R 154/76, BStBl II 1982, 37; BFH v 29.11.1983, VIII R 96/81, BStBl II 1984, 303; BFH v 29.11.1983, VIII R 160/82, BStBl II 1984, 307;
- "ausreichend bestimmter wirtschaftlicher Zusammenhang", vgl BFH v 29.11.1983, VIII R 96/81, BStBl II 1984, 303 bzgl vorab entstandener WK;
- "objektiver Zusammenhang mit dem Beruf" zuzüglich – nicht notwendigerweise – subjektiver Elemente, vgl BFH v 28.11.1980, VI R 193/77, BStBl II 1981, 368,
gilt Gleiches auch für den Veranlassungszusammenhang auf der Einnahmeseite.
ba) Gegenleistung im weitesten Sinne
Rn. 222
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Veranlassung bedeutet nach dem allgemeinen Sprachgebrauch, auch "Hervorrufen" oder "Bewirken" (vgl Wahrig, Deutsches Wörterbuch, Stichwort "veranlassen"). Darin kommt grundsätzlich ein enger, direkter Zusammenhang zwischen zwei Faktoren zum Ausdruck.
Rn. 223
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Aus dem Begriff "Veranlassung" folgt, dass das Veranlasste, dh der Zufluss von Gütern, die Folge von etwas ist, das seinerseits im weitesten Sinne als Grund für den Zufluss der Güter bezeichnet werden kann, BFH v 01.09.2016, VI R 67/14, BStBl II 2017, 69. Der Begriff der Veranlassung ist deshalb weder iS eines finalen Zusammenhangs zwischen der Einkunftsart und der Einnahme noch iSd Äquivalenz- oder der Adäquanztheorie zu verstehen, vgl Offerhaus, BB 1982, 1061. Es genügt dementsprechend, dass sich die Einnahme im weitesten Sinne als Gegenleistung iRd Arbeits-, Miet- oder Darlehensverhältnisses darstellt, vgl
- BFH v 25.10.1997, VI R 23/94, BStBl II 1999, 323 bzgl Trinkgeldern;
- BFH v 05.07.1996, VI R 10/96, BStBl II 1996, 545 bzgl Zuwendung einer Urlaubsreise durch den Geschäftspartner des ArbG an den ArbN;
- BFH v 21.10.2014, VIII R 44/11, BStBl II 2015, 593 Rz 9 zur Verzinsung von Genussrechten;
- BFH v 15.01.2015, VI R 16/12, BFH/NV 2015, 672 Rz 19 zum Aktienerwerb im Rahmen von Mitarbeiteroptionsprogrammen;
- BFH v 01.09.2016, VI R 67/14, BStBl II 2017, 69 zum verbilligten Erwerb einer GmbH-Beteiligung durch eine vom Geschäftsführer des ArbG beherrschte GmbH ...