Rn. 60
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Beim Wegfall einer Verbindlichkeit liegt kein Zufluss eines Gutes in Geld oder Geldeswert iSd § 8 Abs 1 EStG vor, wie auch die Entstehung der Schuld keine Aufwendung (Abfluss eines Gutes) beinhaltete. Der durch den Verzicht auf die Forderung beim Schuldner entstehende geldwerte Vorteil liegt darin, dass sich seine Vermögenslage verbessert hat, vgl BFH v 27.03.1992, VI R 145/89, BStBl II 1992, 837. So wie der Erwerb einer Forderung ausnahmsweise zu einem Zufluss von Gütern iSd § 8 Abs 1 EStG führt, ist es wirtschaftlich gerechtfertigt, in entsprechender Weise die Befreiung von einer Verbindlichkeit als Zufluss eines Vermögensvorteils und – falls die Befreiung von der Verbindlichkeit im Rahmen einer Einkunftsart erfolgt – als Einnahme zu behandeln; der BFH bejaht dies ohne weitere Erörterungen, vgl BFH v 27.03.1992, VI R 145/89, BStBl II 1992, 837 bzgl Verzicht des ArbG auf Schadensersatzforderung gegen den ArbN; vgl BFH v 23.10.1987, I R 248/81, BStBl II 1986, 178 bzgl vGA sowie BFH v 25.01.1985, VI R 173/80, BStBl II 1985, 437 bzgl Erlass einer Kaufpreisschuld des ArbN, vgl auch BFH v 30.09.2008, VI R 67/05, BStBl II 2009, 282 zum Verzicht des ArbG gegenüber einem ArbN auf die Rückübertragung von Aktien.
Rn. 61
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Der Zufluss ist in dem Augenblick erfolgt, in dem der Gläubiger, zB der ArbG zu erkennen gibt, dass er die Forderung gegen den ArbN nicht geltend machen wird, vgl BFH v 27.03.1992, VI R 145/89, BStBl II 1992, 837; BFH v 25.01.1985, VI R 173/80, BStBl II 1985, 437.
Rn. 62
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Eines förmlichen Erlassvertrages bedarf es nicht, vgl Giloy, DStZ 1986, 222.
Rn. 63
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Wird eine Verbindlichkeit aus privaten Gründen erlassen, erfolgt die Befreiung von der Schuld nicht im Rahmen einer Einkunftsart. Dagegen wird die in dem Erlass einer Verbindlichkeit für den Schuldner (StPfl) liegende Einnahme nicht dadurch in Frage gestellt, dass die Erfüllung der Forderung beim StPfl zu WK in gleicher Höhe geführt hätte; in diesem Fall ist allerdings zu saldieren, vgl BFH v 27.03.1992, VI R 145/89, BStBl II 1992, 837, sodass bei der Ermittlung des Überschusses gemäß § 2 Abs 2 Nr 2 EStG eine Erhöhung der Einkünfte im Ergebnis nicht eintritt, vgl auch BFH v 30.09.2008, VI R 67/05, BStBl II 2009, 282.
Rn. 64
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Zahlt ein Dritter an den Gläubiger und tilgt damit eine Verbindlichkeit des Schuldners (StPfl), ist dieser ebenfalls durch den Eintritt einer objektiven Vermögensmehrung bereichert, vgl BFH v 24.03.1992, VIII R 51/89, 1994, 941. Eine Einnahme liegt dementsprechend auch dann vor, wenn der ArbG auf Weisung des ArbN dessen Arbeitslohn nicht an ihn, sondern zur Erfüllung einer Verbindlichkeit des ArbN verwendet und durch die Zahlung an einen Dritten den Zahlungsweg abkürzt, vgl BFH v 20.08.1997, VI B 83/97, BStBl II 1997, 667; BFH v 26.11.2002, VI R 161/01, BStBl II 2003, 331.