Rn. 381
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Nach § 8 Abs 2 S 2 EStG (Rechtsfolgenverweisung) findet für die Bewertung eines geldwerten Vorteils, der einem StPfl mit Überschusseinkünften aus der privaten Nutzung eines betrieblichen Kfz erwächst, § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 EStG entsprechend Anwendung. Danach ist die private Nutzung eines betrieblichen Kfz zu privaten Fahrten für jeden Kalendermonat mit 1 % des inländischen Listenpreises im Zeitpunkt der Erstzulassung zzgl der Kosten der werksseitig im Zeitpunkt der Erstzulassung eingebauten Sonderausstattung einschließlich USt anzusetzen, R 8.1 Abs 9 Nr 1 S 6 Hs 1 LStR 2023, ausführlich zum Listenpreis s Rn 383.
Dies gilt auch dann, wenn ein gebrauchtes Kfz überlassen wird, BFH v 01.03.2001, IV R 27/00, BStBl II 2001, 403; BFH v 18.12.2007, XI B 178/06, BFH/NV 2008, 562; BFH v 22.11.2003, IV B 134/01, BFH/NV 2003, 466. Die Bemessungsgrundlage des Bruttolistenneupreises bezweckt weder die tatsächlichen Neu-AK des Fahrzeugs noch dessen gegenwärtigen Wert im Zeitpunkt der Überlassung möglichst realitätsgerecht abzubilden, BFH v 13.12.2012, VI R 51/11, BStBl II 2013, 385.
Bei privater Nutzung eines Elektrofahrzeugs oder eines extern aufladbaren Hybridelektrofahrzeugs ist der Listenpreis dieser Fahrzeuge gemäß dem durch § 8 Abs 2 S 2 EStG in Bezug genommenen § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 Nr 1 und S 3 Nr 1 EStG um die darin enthaltenen Kosten des Batteriesystems im Zeitpunkt der Erstzulassung des Kfz nach Maßgabe der in § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 Hs 2 EStG enthaltenen Regelung je Kilowattstunde der Batteriekapazität und des Anschaffungsjahrs zu mindern (diese Regelung ist mit Ablauf des 31.12.2022 ausgelaufen), bzw der Listenpreis ist unter den Voraussetzungen des § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 Nr 2, Nr 4 und Nr 5 EStG nur zur Hälfte und unter den Voraussetzungen des § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 Nr 3 EStG nur zu einem Viertel anzusetzen, ausführlich dazu s § 6 Rn 1111 (Dräger/Dorn). Wegen der Einzelheiten vgl auch BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232 Rz 68 iVm BMF v 29.09.2020, BStBl I 2020, 972 und BMF v 05.11.2021, BStBl I 2021, 2205.
Nach BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232 Rz 1 sind die Regelungen auch für Brennstoffzellenfahrzeuge iSd § 2 Nr 4 EmoG entsprechend anzuwenden. Wird der geldwerte Vorteil aus der privaten Nutzung eines Dienstwagens zu privaten Fahrten nach der 1 %-Regelung ermittelt, ist der geldwerte Vorteil für den vom ArbG verbilligt oder unentgeltlich gestellten Ladestrom bereits abgegolten. Bei Anwendung der Fahrtenbuchmethode bleiben unter entsprechender Anwendung von R 8.1 Abs 9 Nr 2 S 8 Hs 2 LStR 2023 Kosten für den vom ArbG verbilligt oder unentgeltlich gestellten, nach § 3 Nr 46 EStG steuerfreien Ladestrom bei der Ermittlung der Gesamtkosten des Kfz außer Ansatz, BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232 Rz 32; vgl BMF v 29.09.2020, BStBl I 2020, 972.
Der Anwendungsbereich des § 8 Abs 2 S 2 EStG ist nur dann gegeben, wenn der ArbG dem ArbN tatsächlich unentgeltlich oder verbilligt ein Kfz zur privaten Nutzung überlässt, BFH v 06.11.2001, VI R 62/96, BStBl II 2002, 370; BFH v 07.11.2006, VI R 19/05, BStBl II 2007, 116; BFH v 07.11.2006, VI R 95/04, BStBl II 2007, 269; BFH v 04.04.2008, VI R 68/05, BStBl II 2008, 890. Die Überlassung des Pkw zur privaten Nutzung im Rahmen eines Ehegattenarbeitsverhältnisses muss fremdüblich sein, BFH v 21.01.2014, X B 181/13, BFH/NV 2014, 523. Vgl BFH v 21.12.2017, III B 27/17, BFH/NV 2018, 432.
Im Rahmen eines geringfügigen zwischen Ehegatten geschlossenen Beschäftigungsverhältnisses ist die Überlassung eines Dienstwagens zur unbeschränkten und selbstbeteiligungsfreien Privatnutzung des ArbN-Ehegatten nicht fremdüblich (BFH v 10.10.2018, X R 44–45/17, BStBl II 2019, 203).
Der geldwerte Vorteil fließt dem ArbN in Bezug auf die gestattete Privatnutzung bereits mit der Inbesitznahme des Dienstwagens und nicht erst mit der tatsächlichen privaten Nutzung zu; BFH v 21.03.2013, VI R 31/10, BStBl II 2013, 700; einer tatsächlichen Nutzung bedarf es nicht, BFH v 21.03.2013, VI R 42/12, BStBl II 2013, 918; aA Ettlich in Brandis/Heuermann, § 8 EStG Rz 96 (März 2022); Krüger in Schmidt, § 8 EStG Rz 33 (41. Aufl); Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 86 (Februar 2021) ua unter Hinweis auf Ungereimtheiten im Hinblick auf die Fahrtenbuchmethode. Darüber, ob und welches betriebliche Fahrzeug der ArbG dem ArbN auch zur privaten Nutzung überlassen hat, entscheidet das FG unter Berücksichtigung sämtlicher Umstände des Einzelfalls nach seiner freien, aus dem Gesamtergebnis des Verfahrens gewonnenen Überzeugung, BFH v 06.02.2014, VI R 39/13, BStBl II 2014, 641.
Den Nachweis der Überlassung des Dienst-Kfz auch zu privaten Zwecken hat die FinVerw zu führen, BFH v 21.03.2013, VI R 46/11, BStBl II 2013, 1044. Die fehlende Feststellung, dass der ArbG dem ArbN einen Dienstwagen zur privaten Nutzung überlassen hat, kann der Beweis des ersten Anscheins nicht ersetzen, BFH v 06.10.2011, VI R 54/10, BFH/NV 2012, 400; so zutreffend auch Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 86 (Februar 2021). Zur konkludenten Erlaubnis einer pri...