A. Bei Gewinnermittlung durch Bestandsvergleich
1. Die vom StPfl in Rechnung gestellte USt
Rn. 5
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Die vom StPfl in Rechnung gestellte USt ist grundsätzlich BE, unabhängig davon, ob die Umsätze nach vereinbarten (§ 16 UStG) oder vereinnahmten Entgelten (vgl § 20 Abs 1 UStG) versteuert werden. Ob die erhaltenen Vorsteuerbeträge in späteren Veranlagungsjahren zurückzahlen sind, ist unerheblich (BFH v 12.11.2014 X R 39/13, BFH/NV 2015, 486). Mit der Aktivierung der Forderung einschließlich USt ist aber zugleich die Verpflichtung des StPfl, die USt an das FA abzuführen, zu passivieren (vgl zur Verbuchung der USt allg OFD D'Dorf, DB 1968, Beil 6).
Die USt ist damit zwar rechtlich kein durchlaufender Posten (BFH v 26.06.1979, VIII R 145/78, BStBl II 1979, 625; BFH v 29.05.2006, IV S 6/06 (PKH), BFH/NV 2006, 1827), wirtschaftlich aber wie ein solcher zu behandeln (BFH v 17.03.1992, IX R 55/90, BStBl II 1993, 17; vgl auch BFH v 04.05.2011, XI R 4/09, BFH/NV 2011, 1736).
Rn. 6
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Bei einer Änderung der Bemessungsgrundlage (§ 17 UStG), zB durch pauschale Wertberichtigung, Forderungsausfall oder Kaufpreisminderung, mindert sich auch der USt-Anspruch und entsprechend die Verpflichtung gegenüber dem FA (§ 17 Abs 2 Nr 1 UStG; vgl BFH v 16.07.1981, IV R 89/80, BStBl II 1981, 766 zur Bewertung bei pauschalen Wertberichtigungen; BFH v 19.05.1982, I S 6/82 nv zur Rückstellung für USt bei Eingang wertberichtigter Forderungen).
Erhaltene Anzahlungen sind mit dem vollen Bruttobetrag zu passivieren (BFH v 26.06.1979, VIII R 145/78, BStBl II 1979, 625). Die USt ist auch in diesem Fall zu aktivieren (§ 5 Abs 5 S 2 Nr 2 EStG), um die Erfolgsneutralität beim Zahlungsempfänger zu gewährleisten (vgl dazu Federmann in H/H/R, § 5 EStG Rz 1992; Wirtz, DStR 1986, 749; Bordewin, BB 1980, 1033).
2. Die dem StPfl in Rechnung gestellte USt
Rn. 7
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
USt, die dem StPfl in Rechnung gestellt wird, ist ebenso wie die an das FA abzuführende USt BA (BFH v 26.06.1979, VIII R 145/78, BStBl II 1979, 625; H 9b EStH 2012). Gleichwohl ist sie, sofern sie als Vorsteuer abziehbar ist, erfolgsneutral. Der passivierten Verpflichtung gegenüber dem Lieferanten (einschließlich USt) steht der aktivierte Vorsteuererstattungsanspruch gegen das FA gegenüber (Erhard in Blümich, § 9b EStG Rz 20; zum Zeitpunkt der Aktivierung vgl BFH v 12.05.1993, XI R 1/93, BStBl II 1993, 786).
Vom StPfl geleistete Anzahlungen sind von ihm mit dem Bruttobetrag zu aktivieren (BFH v 26.06.1979, VIII R 145/78, BStBl 1979, 625). Zugleich ist der Anspruch gegen das FA auf Erstattung der Vorsteuer zu passivieren (Brosch, BB 1981, 1569; aA Federmann in H/H/R, § 5 EStG Rz 1993).
Rn. 8
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Besteht kein Anspruch auf Erstattung der Vorsteuer, bleibt es bei der Aktivierung des Bruttobetrages (s Neubeck, DB 1980, 985). Kann die USt vom StPfl nicht als Vorsteuer abgezogen werden, zB weil er Kleinunternehmer ist (§ 19 Abs 1 UStG) oder weil der Leistungsbezug zur Ausführung USt-freier Umsätze dient (§ 15 Abs 2 UStG), so ist sie BA, sofern sie nicht zu den AK/HK gehört (BFH v 26.03.1992, IV R 121/90, BStBl II 1992, 1038).
B. Bei Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG und bei Einnahme-Überschussrechnung
Rn. 9
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Die Regeln der Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG gelten für die Einnahme-Überschussrechnung entsprechend (BFH v 29.06.1982, VIII R 6/79, BStBl II 1982, 755).
1. Die dem StPfl in Rechnung gestellte USt
Rn. 10
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Die dem StPfl von seinem Lieferanten in Rechnung gestellte USt ist im Zeitpunkt der Zahlung BA bzw WK, sofern sie nicht zu den AK/HK eines WG zählt (BFH v 12.04.2016 VIII R 60/14, BFH/NV 2016, 1455 mit Anm Jachmann-Michel, jurisPR-SteuerR 46/2016 Anm 3; BFH v 20.09.2018, IV R 6/16, BStBl II 2019, 160; BFH v 29.06.1982, VIII R 181/78, BStBl II 1982, 753; BFH v 29.06.1982, VIII R 6/79, BStBl II 1982, 755; BFH v 17.03.1992, IX R 55/90, BStBl II 1993, 17; BFH v 30.08.1995, IX B 74/95, BFH/NV 1996, 41). Die Erfolgsneutralität wird dadurch gewährleistet, dass die sich hieraus ergebenden abziehbaren Vorsteuern im Zeitpunkt der Auszahlung oder Verrechnung durch das FA BE bzw Einnahmen darstellen (BFH v 05.11.1974, VIII R 81/69, BStBl II 1975, 411; BFH v 29.06.1982, VIII R 6/79, BStBl II 1982, 755). Sind die vom StPfl gezahlten USt nicht als Vorsteuer abziehbar, haben sie echten Kostencharakter, wirken sich also gewinnmindernd aus.
2. Die vom StPfl in Rechnung gestellte USt
Rn. 11
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Demgegenüber stellt die USt auf die v StPfl ausgeführten Umsätze im Zeitpunkt der Vereinnahmung BE bzw Einnahmen dar. Hierbei ist die Erfolgsneutralität sichergestellt, weil die Abführung der vereinnahmten USt an das FA zu WK/BA führt.
3. Zeitversetzte Auswirkungen
Rn. 12
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Ungeachtet der Erfolgsneutralität der abzugsfähigen USt kommt es in vielen Fällen zu einer zeitversetzten Auswirkung auf den Gewinn. So entsteht die Verpflichtung des StPfl zur Abführung der USt bei Versteuerung nach vereinbarten Entgelten (§ 16 UStG) bereits in dem VZ, in dem der Umsatz ausgeführt wird (§ 13 Abs 1 Nr 1 UStG). Führt der StPfl die USt zeitnah an das FA ab, wirkt sie sich im Zeitpunkt des Abflusses als BA/WK aus. Zu der damit korrespondierenden BE/Einnahme kommt es aber erst ...