Mutter-Tochter-Richtlinie: Anwendung auf sämtliche EU Mitgliedstaaten

BMF, Schreiben v. 5.4.2005, IV B 5 - S 2403 - 8/05, BStBl I 2005, 618

Anwendungszeitpunkt des § 43b EStG in der Fassung des Gesetzes zur Umsetzung von EU-Richtlinien in nationales Steuerrecht und zur Änderung weiterer Vorschriften (Richtlinien-Umsetzungsgesetz – EURLUmsG) vom 9.12.2004 (BGBl 2004 I S. 3310, 3843, BStBl 2004 I S. 1158)

Bezug:	BMF-Schreiben vom 29.6.2004, IV B 8 – S 1316 – 7/04 (BStBl 2004 I S. 579),
	BMF-Schreiben vom 5.4.2005, IV A 3 – S 2259 – 7/05 (BStBl 2005 I S. …)

Mit BMF-Schreiben vom 29.6.2004 wurde um die Einbeziehung der Staaten, die zum 1.5.2004 der Europäischen Union beigetreten sind, in den Regelungsbereich des § 43b EStG gebeten. Dieser Regelung liegt die Richtlinie 90/435/EWG des Rates vom 23.7.1990 (ABl EG Nr. L 225 S. 6, Nr. L 266 S. 20, 1997 Nr. L 16 S. 98) zugrunde, welche durch die Richtlinie 2003/123/EG des Rates vom 22.12.2003 (ABl EU 2004 Nr. L 7 S. 41) geändert wurde.

§ 43b EStG wurde durch das am 15.12.2004 verkündete Gesetz zur Umsetzung von EU-Richtlinien in nationales Steuerrecht und zur Änderung weiterer Vorschriften (Richtlinien-Umsetzungsgesetz – EURLUmsG –; BGBl 2004 I S. 3310, 3843, BStBl 2004 I S. 1158) an die geänderte Rechtslage angepasst. Mit der Änderung des § 43b EStG ist die Anwendung der Mutter-Tochter-Richtlinie auf sämtliche Mitgliedstaaten der Europäischen Union sichergestellt. Aus diesem Grund hebe ich hiermit das BMF-Schreiben vom 29.6.2004, IV B 8 – S 1316 – 7/04 (BStBl 2004 I S. 579) auf.

Für die erstmalige Anwendung des § 43b EStG i.d.F. des EURLUmsG, mit dem die am 2.2.2004 in Kraft getretene Richtlinie 2003/123/EG in nationales Recht umgesetzt worden ist, ist neben den Regelungen in § 52 Abs. 55a bis 55d EStG keine besondere Anwendungsregelung im EURLUmsG enthalten. Die allgemeine Anwendungsregelung des § 52 Abs. 1 Satz 1 EStG (Veranlagungszeitraum 2004) greift nicht, weil § 52 Abs. 1 Satz 1 EStG auf zu veranlagende Steuern abstellt. Die Vorschrift gilt somit nicht für den Steuerabzug vom Kapitalertrag und folglich nicht für die Kapitalerträge im Sinne des § 43b EStG.

Zur Bearbeitung von Anträgen nach § 50d EStG auf Erstattung oder Freistellung von der deutschen Abzugssteuer auf Kapitalerträge unter Berufung auf § 43b EStG weise ich daher darauf hin, dass sich der Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung des § 43b EStG i.d.F. des EURLUmsG nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des EURLUmsG bestimmt (Artikel 22 Abs. 1 des EURLUmsG, Tag nach der Verkündung). Die Neufassung des § 43b EStG ist somit erstmals auf Kapitalerträge im Sinne des § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG anzuwenden, die ab dem 16.12.2004 zufließen.

Dieses Schreiben wird im Bundessteuerblatt Teil I veröffentlicht.

Normenkette

EStG § 43b

Fundstellen

BStBl I, 2005, 618