3.3.1 Kritikgespräche mitarbeiterorientiert führen
Wurde ein Fehler entdeckt und vom Mitarbeiter gemeldet oder beobachtet der Vorgesetzte ein Fehlverhalten bei einem Mitarbeiter, sollte er mit diesem ein Kritikgespräch führen, das auch als Fehlerbesprechung oder Korrekturgespräch bezeichnet wird. Das Gespräch sollte sachlich und möglichst unter vier Augen geführt werden, um den Mitarbeiter nicht vor Kollegen bloßzustellen.
Wichtig ist, dass dem Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben wird, die Entstehung des Fehlers aus seiner Sicht zu schildern. Danach analysieren der Vorgesetzte und der Mitarbeiter zusammen die Fehlerursachen und erarbeiten Ansätze zur Beseitigung der Fehlerursachen. Auf Schuldzuweisungen, Herabsetzungen und Drohungen sollte der Vorgesetzte in einem Kritikgespräch unbedingt verzichten und stattdessen dem Mitarbeiter seine Hilfe anbieten. Ein Kritikgespräch verläuft in sechs Phasen, die Abbildung 2 gezeigt werden.
Abb. 3: Phasen eines Korrekturgesprächs
3.3.2 Richtig mit Kunden kommunizieren
Besonders ärgerlich ist es, wenn Kunden direkt von Fehlern betroffen sind. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn Produktfehler erst durch Kunden entdeckt werden oder wenn dem Kundenkontaktpersonal im Vertrieb Fehler im Umgang mit Kunden unterlaufen. Dies führt zu erheblicher Kundenunzufriedenheit und ggf. gar zum Verlust von Kunden. Beschweren sich Kunden, ist es Aufgabe des Services, eine kundenorientierte Kommunikation sicherzustellen, um den Kunden zufriedenzustellen. In einem Beschwerdegespräch sollte der Service:
- dem Kunden zugestehen, negative Emotionen zu zeigen,
- die bisherige gute Zusammenarbeit hervorheben,
- mit den richtigen Fragen die Ursachen der Beschwerde ergründen,
- Möglichkeiten zu einer Klärung bzw. Lösung aufzeigen und
- sich für den Fehler oder das Fehlverhalten entschuldigen.
3.3.3 Beschwerdemanagement einführen
Auch bei der Entgegennahme und Bearbeitung von Kundenbeschwerden spielt die Kommunikation mit dem Kunden eine bedeutende Rolle. Um einen systematischen Umgang mit Beschwerden sicherzustellen, sollte ein Beschwerdemanagement im Unternehmen eingeführt werden. Es umfasst sämtliche Maßnahmen der Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle, die im Zusammenhang mit Kundenbeschwerden ergriffen werden, die auf eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit und -bindung abzielen.
Das Beschwerdemanagement sollte prozessorientiert organisiert werden. Der Beschwerdemanagementprozess umfasst vier Phasen:
Beschwerdestimulierung: Sie betrifft alle Maßnahmen, die einen unzufriedenen Kunden motivieren und es ihm erleichtern, eine Beschwerde zu artikulieren. Mögliche Wege, über die sich ein Kunde beschweren kann, sind E-Mail, Intranet, Kundenforen, eine gut erreichbare Service-Hotline und ein "Meckerkasten". Wichtig ist, dass den Kunden die Beschwerdewege kommuniziert werden. Häufig trudeln Beschwerden auch über die diversen Social Media Kanäle oder Bewertungs- oder relevante E-Commerce-Plattformen – und damit öffentlich für alle sichtbar – ein.
Ein geschultes Social-Media-Team sollte daher unbedingt die virtuellen Unternehmenspräsenzen auch im Zusammenhang mit Kundenbeschwerden im Blick behalten. Noch schlimmer als eine schlechte Kritik im Netz, ist eine schlechte Kritik, auf die nicht zeitnah reagiert wird. Denn wie mit den öffentlichen Kundenbeschwerden umgegangen wird, reagieren Interessenten und potenzielle Kunden sehr genau. Mit einer schnellen und angemessenen Antwort zeigen Unternehmen den Kunden, dass sie die Beschwerde ernst nehmen und sich um eine Lösung bemühen und können so häufig einen "Shitstorm "vermeiden.
- Beschwerdeannahme: Beschwert sich ein Kunde, ist die Beschwerde entgegenzunehmen. Dabei ist insbesondere zu klären, wer für die Beschwerdeannahme zuständig ist, wie sich der annehmende Mitarbeiter gegenüber dem Kunden verhalten sollte, und welche Informationen er aufzunehmen hat.
- Beschwerdeberarbeitung: Jetzt geht es darum, die Beschwerdeinformationen an die richtige Stelle im Unternehmen weiterzuleiten, sodass sie dort bearbeitet werden kann. Für die Bearbeitung ist es sinnvoll, Standards festzulegen, z. B.: "80 % der Beschwerden sollen noch am selben Tag erledigt werden" oder "Die durchschnittliche Beschwerdedauer sollte 3 Tage nicht überschreiben". Wichtig ist, dass die Einhaltung der Standards kontrolliert wird.
- Beschwerdereaktion: Eine weitere Aufgabe des Beschwerdemanagements besteht darin festzulegen, wie auf eine Kundenbeschwerde reagiert werden soll. Diesbezüglich ist zu klären, in welcher Frist die Reaktion zu erfolgen hat, ob eine standardisierte oder individuelle Reaktion angebracht ist, und in welcher Form der Kunde benachrichtigt werden soll – schriftlich, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch. Bei einer länger andauernden Beschwerdebearbeitung ist es sinnvoll, dem Kunden einen Zwischenbescheid zuzusenden.
Unvoiced complainers im Blick haben
Es ist davon auszugehen, dass sich längst nicht alle unzufriedenen Kunden beschweren. Der Anteil der unvoiced complainers, also der Kunden, die sich trotz Unzufriedenheit nicht beschweren, darf nicht unterschätzt werden. Daher weist ein geringes Beschwerd...