Prof. Dr. Wolfgang Nicolai
1.1 Was ist Outplacement ? – Begriffsbestimmung
Mit dem Begriff Outplacement hat einmal mehr ein Anglizismus in die Betriebswirtschaftslehre Eingang gefunden. Für den Nichtfachmann ist er sehr erklärungsbedürftig; denn der Wortsinn erschließt sich nicht sofort. Trotzdem behauptet sich dieser Terminus und hat bisher keine griffige deutsche Übersetzung gefunden. Wenn man das Wort in seine Bestandteile zerlegt, dann bedeutet das "out" die Freisetzung von Mitarbeitern und das "placement" die berufliche Neuplatzierung außerhalb des bisherigen Unternehmens mit Unterstützung eines Beraters. Hin und wieder findet man auch die Bezeichnung "newplacement", um den Stellenwert der Neuplatzierung zu unterstreichen.
Definition Outplacement
Outplacement ist eine Leistung, die eine Unternehmensleitung im Allgemeinen unter Einsatz externer Berater anbietet, um gekündigten bzw. auf anderen Wegen freizusetzenden außertariflichen und/oder tariflichen Mitarbeitern Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung zu gewähren.
Die Beachtung der rechtlichen und finanziellen Folgen (s. Abfindungsregelung) gehört zum traditionellen Instrumentarium bei der Trennung von Mitarbeitern. Mit dem Outplacement finden auch die persönlichen, sozialen und beruflichen Konsequenzen die gebührende Beachtung. Die Praxis der Vorbereitung von Outplacement-Projekten zeigt jedoch, dass es selbst auf der Ebene der unmittelbar Betroffenen insbesondere aus dem tariflichen Bereich einer großen Überzeugungsarbeit bedarf, um das volle Verständnis für den Wert einer zügigen neuen beruflichen Orientierung im Vergleich zu einer alleinigen Konzentration auf eine höchstmögliche Entlassungsentschädigung zu entwickeln. Wenn sich die Betriebsparteien darauf einigen, dass die geplanten finanziellen Mittel für Outplacement nicht wahlweise auch für eine höhere Abfindung genutzt werden können, sind die Teilnehmerzahlen an der Beratung am höchsten.
1.2 Die Entwicklung zum Outplacement
Die Idee des Outplacement ist in den USA entstanden. Sie fußt auf den Erfahrungen mit Regierungsprogrammen zur Wiedereingliederung von Militärangehörigen in zivile berufliche Tätigkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. Ende der 60er Jahre wurden die ersten Projekte zur Betreuung und Beratung von ausscheidenden Mitarbeitern in der Luftfahrtindustrie und bei Standard Oil unter dem Namen "outplacement" entwickelt und realisiert. Zunächst richtete sich das Outplacement in den USA fast ausschließlich an Führungskräfte im mittleren und oberen Management. Seit den 70er Jahren ist das Outplacement auch auf Mitarbeiter unterer Hierarchieebenen ausgedehnt worden.
Heute gehört Outplacement zum Alltag der betrieblichen Personalarbeit in den USA. Das trifft inzwischen auch auf Japan, Belgien, Frankreich, die Schweiz oder die Niederlande zu. Beim Einsatz von Outplacement bewegt sich Deutschland eher im europäischen Mittelfeld. Bezogen auf die Zahl der Erwerbstätigen rangieren die Niederlande und die Schweiz vor Deutschland. In anderen europäischen Ländern (z. B. Belgien, Frankreich, Spanien) sind bei Massenentlassungen Beratungsangebote für die Betroffenen gesetzlich vorgeschrieben. In der Bundesrepublik Deutschland starteten Anfang der 80er Jahre die ersten Beratungsunternehmen, die sich auf Outplacement spezialisierten. Die Entwicklung ist hier ähnlich verlaufen. Die Fach- und Führungskräfte sind vom Umsatzvolumen die größere Zielgruppe, während die tariflichen Arbeitnehmer erst in den 90er Jahren stärker in das Blickfeld gerieten. Davon zu sprechen, dass Outplacement und besonders Gruppenoutplacement trotz beachtlicher Wachstumsraten bereits die Normalität beim Personalabbau sei, ist noch verfrüht. In den letzten Jahren wurden in Deutschland für tarifliche Arbeitnehmer – wie bereits erwähnt – auch andere arbeitsmarktpolitische Instrumente entwickelt, die speziell bei Massenentlassungen als Alternative oder Ergänzung zum Gruppenoutplacement gesehen werden.
Außerdem hat im Laufe der Jahre die Zahl der Anbieter von Outplacement deutlich zugenommen. Dabei handelt es sich einerseits um Personalberater und -vermittler sowie Personaldienstleister mit einem sehr breiten Profil, die als Sortimentsergänzung Outplacement anbieten, und andererseits um Bildungsträger, die zusätzliche Umsätze generieren wollen. Eine Reihe der auf Outplacement spezialisierten Gesellschaften (ca. 60) hat den Markt der Transfergesellschaften für sich entdeckt und dafür (oft aus Image-Gründen) spezielle Tochtergesellschaften ausgegliedert. Wie auf jedem Beratermarkt tummeln sich auch im Outplacement "schwarze" und "graue Schafe" als selbsternannte Karriereberater, deren Nutzen in keinem Verhältnis zu den Preisen steht. Bemerkenswert ist, dass etwa nur ein Viertel der Anbieter sich ausschließlich auf Outplacement fokussiert.
1.3 Formen des Outplacements
1.3.1 Einzeloutplacement
Einzeloutplacement richtet sich an Fach- und Führungskräfte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Seit der Entstehung des Outplacements sind diese die traditionelle Zielgruppe, auf die auch gegenwärtig der überwiegende Teil des Umsatzvolumens entfällt. Einzeloutplacement ...