Investitionscontrolling in strategischer Hinsicht besonders wichtig
Die Suche nach der "richtigen" Produktion umfasst im Wesentlichen die 4 bereits erwähnten grundsätzlichen, strategischen Fragen hinsichtlich des richtigen Fertigungsstandorts, für das Unternehmen geeigneter Fertigungstechnologie wie auch der optimalen Fertigungstiefe und Fertigungskonzepte. Zur Beantwortung derselben benötigt der Controller geeignete Verfahren, Kriterien und Skalierungen, die er für die Analyse und Bewertung alternativer Lösungsansätze nutzt.
In methodischer Hinsicht wird dabei vor allem dem Instrumentarium des Investitionscontrollings große Bedeutung beigemessen. Denn bei den genannten Fragestellungen werden oftmals Maßnahmen angesprochen, die Investitionen oder auch Desinvestitionen auslösen. Zur Erhöhung der Fertigungstiefe und des Eigenfertigungsanteils müssen die Fertigungskapazitäten ausgeweitet und Fertigungsanlagen gekauft werden. Umgekehrt sind bei Erhöhung des Fremdbezugs oftmals die Stilllegung von Fertigungsanlagen und damit Desinvestitionen erforderlich. Gleiches gilt natürlich in besonderem Maße beim Wechsel des bisherigen Fertigungsstandorts. Auch die Anwendung neuer Fertigungstechnologien oder die Umstellung auf neue Fertigungskonzepte lösen Des-/Investitionen aus.
Abb. 2: Ergebnis einer Projektrechnung in Form eines Projektsteckbriefs unter Angabe der Ergebnisse der dynamischen Projektrechnung und der Sensitivitätsrechnung (hier: Variantenrechnung)
Projekt- bzw. Investitionsrechnung
All diese fertigungswirtschaftlichen Veränderungen sind vor Durchführung auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen. Hierfür bietet sich der Einsatz der Projekt- bzw. Investitionsrechnung an, die eine quantitative Bewertung ermöglicht. Aufgrund der langen Betrachtungszeiträume sollten in jedem Fall dynamische Rechenverfahren eingesetzt werden, die den zeitlichen Verlauf der durch die Investition ausgelösten Ein- und Auszahlungen besser berücksichtigen. Schließlich muss man bedenken, dass die Nutzungszeit von Industrieanlagen i. d. R. mit Blick auf die genutzte Infrastruktur mit 15 bis 25 Jahren veranschlagt wird. Bei solch langen Betrachtungszeiträumen spielt es durchaus eine Rolle, ob die durch die Investition ausgelösten Zahlungen zu Beginn oder erst am Ende der Investitionsphase anfallen.
Sensitivitätsrechnungen
Gleichzeitig ist zu bedenken, dass oftmals weniger die Genauigkeit des Rechenverfahrens Controller vor große Herausforderungen stellt, als vielmehr die Prognosequalität der quantitativen Daten Probleme bereitet. Insofern ist es gerade bei solchen langfristigen Erwartungsrechnungen wichtig, ergänzend zur eigentlichen Investitionsrechnung, Sensitivitätsrechnungen einzusetzen. Hierzu werden wichtige Planungsprämissen mit Abschlägen versehen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts betrachtet. Durch diese Variation der Prämissen kann man das Risiko des Projekts abschätzen (s. Abb. 2).