Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Prof. Dr. Hendrik Kunz
Die Rentabilität informiert generell darüber, wie sich das eingesetzte Kapital innerhalb einer bestimmten Periode verzinst hat. Die Erwirtschaftung einer angemessenen Rentabilität gehört zu den zentralen Zielen eines jeden Unternehmens. Zur Ermittlung der Rentabilität haben sich eine Reihe von Kennzahlen herausgebildet. Rentabilitätskennzahlen zeichnen sich dabei generell dadurch aus, dass eine Gewinngröße auf eine andere Größe, die den Gewinn wesentlich mitbestimmt hat, bezogen wird. Die Rentabilitätskennzahlen zählen folglich zu den Verhältniszahlen (Kennzahlen).
Zur Bestimmung der Rentabilität eines Unternehmens können eine ganze Reihe unterschiedlicher Gewinngrößen in den Zähler der Kennzahl eingesetzt werden (Gewinn). Im Nenner steht in der Regel eine Kapitalgröße, daneben fungiert auch der Umsatz als Bezugsgröße für die Rentablität. Formelmäßig ausgedrückt wird die Rentabilität damit wie folgt ermittelt:
Rentabilitätskennzahl |
Gewinngröße |
Kapitaleinsatz bzw. Umsatz |
Die klassische Kennzahl zur Messung der Rentabilität eines Unternehmens ist die Eigenkapitalrentabilität. Bei der Eigenkapitalrentabilität wird eine Gewinngröße (z. B. Jahresüberschuss) auf das Eigenkapital bezogen. Die Eigenkapitalrentabilität bringt damit die Verzinsung des Kapitals der Anteilseigner zum Ausdruck. Gerade im Rahmen der zunehmenden Shareholder Value Orientierung vieler Unternehmen (Wertorientierte Unternehmensführung) rückt die Eigenkapitalrentabilität immer stärker in den Vordergrund der Betrachtung:
Eigenkapitalrentabilität |
Jahresüberschuss |
Eigenkapital |
Die Höhe der mindestens von einem Unternehmen zu erreichenden Eigenkapitalrentabilität ist eine in der Fachliteratur häufig diskutierte Fragestellung. Prinzipiell lassen sich hier drei Ansätze unterscheiden:
- Im Rahmen des finanzstrukturellen Ansatzes wird die Eigenkapitalrentabilität bestimmt, die erforderlich ist, um das finanzielle Gleichgewicht der Unternehmung aufrechtzuerhalten. Ein Unternehmen befindet sich dann im finanziellen Gleichgewicht, wenn unter Berücksichtigung von bestimmten Wachstumszielen alle finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens inclusive der Ansprüche der Eigenkapitalgeber erfüllt werden können.
- Nach dem kapitalmarkttheoretischen Ansatz wird die Mindesteigenkapitalrentabilität mit Hilfe kapitalmarkttheoretischer Modelle ermittelt. Hervorzuheben ist hierbei insbesondere das Capital Asset Pricing Model (CAPM), welches in der Praxis sehr häufig zur Bestimmung der Rentabilitätsuntergrenze zum Einsatz kommt.
- Eine Ableitung der Mindesteigenkapitalrentabilität kann ebenfalls über ein Benchmarking mit anderen am Markt befindlichen Unternehmen erfolgen. Ein derartiges Vorgehen wird auch als Best-Practice-Ansatz bezeichnet. Der Vergleich der Eigenkapitalrentabilität mit dem besten Unternehmen der Branche wird häufig jedoch ein äußerst ambitioniertes Ziel darstellen.
Bei der Gesamtkapitalrentabilität wird die Gewinngröße auf das gesamte Kapital der Unternehmung bezogen. Der Gewinn wird bei der Gesamtkapitalrentabilität, die auch als Return on Assets (ROA) brutto bezeichnet wird, über den Kapitalgewinn zum Ausdruck gebracht:
Gesamtkapitalrentabilität |
Kapitalgewinn |
Gesamtkapital |
Der Kapitalgewinn entspricht dem Gewinn vor Abzug von Fremdkapitalzinsen (Gewinn). Folglich trifft die Gesamtkapitalrentabilität eine Aussage über die Verzinsung des gesamten eingesetzten Kapitals. Die Gesamtkapitalrentabilität kann dementsprechend auch als Bruttorentabilität interpretiert werden. Die Beziehungen zwischen der Eigen- und der Gesamtkapitalrentabilität werden im Leverage-Effekt zum Ausdruck gebracht. Nach dem Leverage-Effekt ist die Aufnahme von Fremdkapital dann vorteilhaft, wenn die Gesamtkapitalrentabilität größer ist als der Fremdkapitalzins, wobei in diesem Fall ein hoher Verschuldungsgrad für eine stark steigende Eigenkapitalrentabilität sorgt.
Anstelle des Kapitalgewinns kann auch der Jahresüberschuss als Gewinngröße verwendet werden. Der Jahresüberschuss unterscheidet sich vom Kapitalgewinn durch den Abzug der Fremdkapitalzinsen. Die Relation aus Jahresüberschuss und Gesamtkapital führt zur Nettorentabilität des Gesamtkapitals. Bezeichnet wird diese Größe als Return on Investment oder als Return on Assets netto:
Return on Investment |
Jahresüberschuss |
Gesamtkapital |
Wird eine Gewinngröße auf den Umsatz bezogen, so spricht man von der Umsatzrentabilität. Die Umsatzrentabilität gibt den markt- und kostenbezogenen Erfolg eines Unternehmens wieder. Diese Kennzahl zeigt folglich auf, wie groß der Erfolg je GE Umsatz gewesen ist.
Wird der Kapitalgewinn in Relation zum Umsatz gesetzt, so erhält man die Umsatzrentabilität brutto:
Umsatzrentabilität brutto |
Kapitalgewinn |
Umsatz |
Bei der Umsatzrentabilität netto wird der Jahresüberschuss auf den Umsatz bezogen:
Umsatzrentabilität netto |
Jahresüberschuss |
Umsatz |
Fundstellen
- Schierenbeck,/Wöhle, Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 18. Aufl. 2012.
- Schierenbeck/Lister, Value Controlling: Grundlagen wertorientierter Unternehmensführ...