Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Gräf
Übersehen von Chancen als Hauptrisiko
Industrielle Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sind mit einem inhärenten Risikomaß behaftet. Diese Unsicherheiten grundsätzlich auszuschließen wäre allerdings kontraproduktiv, da ohne Forschungs- und Entwicklungsaufwand weder Technologie- noch Marktführerschaft errungen werden können. Vielmehr ist es von entscheidender Bedeutung, ein Risikomanagementsystem aufzubauen, welches das bewusste Abwägen von Risiken unterstützt und somit zu einer gezielten Risikoselektion führt. Gerade im Bereich der Technologieentwicklung stellt das Nichterkennen von Chancen eines der größten Risiken dar.
Nun stellt sich die Frage, wie eine derartige Risikobeurteilung gestaltet werden kann. Bei Entwicklungs- und Technologierisiken können häufig nur Ergebnisgrößen, sog. "lag indicators", bestimmt werden. Solche Indikatoren können jedoch lediglich anzeigen, dass ein Risiko eingetreten ist, aber können keine Aussage über das Risikoausmaß treffen. Was nutzt in diesem Fall also ein Indikator? Um Risiken ex post bewerten zu können und zusätzlich Steuerungssignale für entsprechende Maßnahmen zu liefern, sind weitere Informationen notwendig.
Differenzierte Datenerfassung erleichtert Gegenmaßnahmen
Wertvolle Informationen, aus denen zielgerichtete Maßnahmen zur Risikoreduzierung eingeleitet werden können, entstehen vor allem, wenn Daten differenziert nach Ursachen aufgenommen und in einer Wissensdatenbank aufbereitet werden. So wurde z. B. zum Risiko "Vertrieb von unausgereiften Produktentwicklungen" gezählt, wie viele Beschwerde-Anrufe es gegeben hat, sowie dokumentiert, wie hoch das geschätzte Schadensausmaß ist und worauf der Schaden zurückzuführen ist. Diese zusätzlichen Informationen geben schließlich konkrete Anhaltspunkte für geeignete Gegenmaßnahmen. In diesem Fall wurde z. B. verstärkt auf Kundentests zurückgegriffen. Ein Beispiel für einen Report zur Maßnahmenverfolgung zeigt Abb. 12.
Abb. 12: Report zur Maßnahmenverfolgung