Rz. 9
Nach § 239 Abs. 1 BewG sind zur Ermittlung des Ertragswerts bzw. des Grundsteuerwerts des Betriebs der Land- und Forstwirtschaft zunächst die gem. § 237 Abs. 2–8 BewG jeweils gesondert ermittelten Reinerträge der land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen, Nutzungsteile, Nutzungsarten und Nebenbetriebe sowie die typisierenden Zuschlägen zu den Reinerträgen gem. § 238 Abs. 1 und 2 BewG in einer Summe zusammenzufassen. Die Summe der Reinerträge und Zuschläge ist nachfolgend i. S. d. § 236 Abs. 4 BewG mit dem Kapitalisierungsfaktor 18,6 zu multiplizieren. Im Ergebnis ergibt sich der Ertragswert des Betriebs, der vorbehaltlich einer Abrundung gem. § 230 BewG auf volle 100 EUR dem gesondert festzustellenden Grundsteuerwert des Betriebs der Land- und Forstwirtschaft entspricht (§ 219 Abs. 1 BewG).
Der Kapitalisierungsfaktor von 18,6 unterstellt immerwährende Nutzungen und Leistungen i. S. d. § 13 Abs. 2 BewG bei einer Verzinsung der Reinerträge von 5,5 %. Hiermit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass der Betrieb der Land- und Forstwirtschaft fortlaufend genutzt wird und somit hieraus dauerhaft Erträge erzielt werden können (§ 236 BewG Rz. 9, 18).
Mit dem auf den Feststellungszeitpunkt bezogenen Barwert der Reinerträge einschließlich der Zuschläge (Ertragswert des Betriebs) sind alle Wirtschaftsgüter des Betriebs der Land- und Forstwirtschaft als wirtschaftliche Einheit des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens i. S. d. § 232 Abs. 3 BewG abgegolten (s. § 236 BewG Rz. 18).
Rz. 10
Die Ermittlung des Grundsteuerwerts des Betriebs der Land- und Forstwirtschaft lässt sich schematisch wie folgt darstellen:
Rz. 11
Zur Veranschaulichung der Ermittlung des Grundsteuerwerts des Betriebs der Land- und Forstwirtschaft folgendes Anwendungsbeispiel:
Ermittlung des Grundsteuerwerts für einen Betrieb der Land- und Forstwirtschaft
Zu einem Betrieb der Land- und Forstwirtschaft gehören folgende i. S. d. § 234 Abs. 1 und 2 klassifizierte Eigentumsflächen:
- landwirtschaftliche Nutzung: 2.000 Ar, tats. Nutzung A (Ackerland), Ertragsmesszahl (EMZ) 70.000
- gärtnerische Nutzung (Blumen-/Zierpflanzenbau): 100 Ar, hiervon 5 Ar unter Glas und Kunststoffen
- Unland: 0,5 Ar
- Hoffläche (vom Grundvermögen abgegrenzt): 20 Ar
Der Grundsteuerwert für den Betrieb der Land- und Forstwirtschaft ermittelt sich wie folgt:
Landwitschaftliche Nutzung |
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Grundbetrag |
2.000 Ar x 2,52 EUR/Ar |
= 5.040,00 EUR |
Ertragsmesszahl |
70.000 EMZ x 0,041 EUR/EMZ |
= 2.870,00 EUR |
Reinertrag der landwirtschaftlichen Nutzung (§ 237 Abs. 2 i. V. m. Anlage 27 BewG) |
= 7.910,00 EUR |
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Gärtnerische Nutzung (Nutzungsteil Blumen-/Zierpflanzenbau) |
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Flächen im Freiland |
95 AR x 27,60 EUR/Ar |
= 2.622,00 EUR |
Reinertrag der gärtnerischen Nutzung (§ 237 Abs. 5 i. V. m. Anlage 30 BewG) |
= 2.622,00 EUR |
Flächen unter Glas und Kunststoffen |
5 Ar x 65,15 EUR/Ar |
= 325,75 EUR |
Zuschlag zum Reinertrag der gärtnerischen Nutzung (§ 238 Abs. 1 Nr. 2 i. V. m. Anlage 30 BewG) |
= 325,75 EUR |
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Nutzungsart Unland |
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Fläche |
0,5 Ar x 0 EUR/Ar |
= 0,00 EUR |
Reinertrag der Nutzungsart Unland (§ 237 Abs. 7 i. V. m. Anlage 31 BewG) |
= 0,00 EUR |
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Nutzungsart Hofstelle |
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Hoffläche (ohne Grundvermögen) |
20 Ar x 6,62 EUR/Ar x 3 |
= 397,20 EUR |
Reinertrag der Nutzungsart Hofstelle (§ 237 Abs. 8 i. V. m. Anlage 32 BewG) |
= 397,20 EUR |
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Summe der Reinerträge und Zuschläge des Betriebs (§§ 237, 238 BewG) |
= 11.254,95 EUR |
Kapitalisierungsfaktor (§§ 236 Abs. 4, 239 Abs. 1 BewG) |
|
x 18.6 |
Ertragswert des Betriebs = Grundsteuerwert des Betriebs (§ 239 Abs. 1 BewG) |
= 209.342,07 EUR |
Festzustellender Grundsteuerwert (nach Abrundung auf volle 100 EUR gem. § 230 BewG) |
= 209.300 EUR |
Rz. 12
Einstweilen frei