Entscheidungsstichwort (Thema)
Einkünfteerzielungsabsicht bei einer ausschließlich fremd vermieteten Ferienwohnung. Überschussprognose bei absehbarer Verringerung der Werbungskosten
Leitsatz (redaktionell)
1. Die Einkünfteerzielungsabsicht ist auch bei einer ausschließlich zur Fremdvermietung genutzten Ferienwohnung zu prüfen, wenn die jährliche Vermietungsdauer weniger als 75 % der ortsüblichen Auslastung beträgt.
2. Beruhen die geltend gemachten Werbungskostenüberschüsse überwiegend auf Schuldzinsen, Sonderabschreibungen und Absetzungen für Abnutzung, und ist abzusehen, dass diese Positionen bereits nach wenigen Jahren vollständig entfallen oder sich doch zumindest wesentlich verringern werden, so kann auf einen Zeitraum von 30 Jahren von einer positiven Überschusspronose und dem Vorliegen einer Einkünfteerzielungsabsicht ausgegangen werden.
Normenkette
EStG 1990 § 2 Abs. 1 Nr. 6, § 21 Abs. 1 Nr. 1; EStG 1997 § 2 Abs. 1 Nr. 6, § 21 Abs. 1 Nr. 1
Nachgehend
Tenor
1. Die Bescheide über Einkommensteuer vom 21. Oktober 2005 werden unter Aufhebung der Einspruchsentscheidung vom 28. April 2003 dahingehend abgeändert, dass die Einkommensteuer für 1992 auf DM 2.906, für 1993 auf DM 4.278, für 1994 auf DM 7.458, für 1995 auf DM 9.748, für 1996 auf DM 14.132, für 1997 auf DM 11.433, für 1998 auf DM 13.827, für 1999 auf DM 13.732 und für 2000 auf DM 13.699 festgesetzt wird.
2. Der Beklagte trägt die Kosten des Verfahrens, einschließlich des Revisionsverfahrens.
3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Der Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe des zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leisten.
Tatbestand
Streitig ist die Einkünfteerzielungsabsicht bei der Vermietung einer Ferienwohnung im zweiten Rechtszug.
Die Kläger wurden in den Jahren 1992 bis 2000 gemeinsam zur Einkommensteuer vom Beklagten veranlagt. Sie erzielten Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit sowie aus Vermietung und Verpachtung. Sie sind Eigentümer eines Ferienhauses mit fünf Betten in N., Senke. Für den Ausbau des Hauses nahmen sie im Jahr 1993 einen zweckgebundenen Kredit der Bank über DM 50.000 in Anspruch, der Zinssatz betrug 4% p. a. Die Kreditbedingungen sahen ein Verbot der privaten Nutzung des Objektes vor. Die Kläger schlossen am 27. September 1996 einen Vermittlungsvertrag mit dem Heimat- und Verkehrsverein e. V. (HVV), nachdem dieser die ganzjährige Vermittlung des Ferienhauses gegen Zahlung von DM 1,50 pro vermitteltem Gast übernimmt (Bl. 6 Rechtsbehelfsakte).
Die Kläger erklärten in den Jahren 1992 bis 2000 aus Vermietung und Verpachtung folgende Einkünfte, die nur teilweise vom Beklagten anerkannt wurden:
Jahr |
Erlöse DM |
Ausgaben DM |
Überschuss DM |
Anerkannt DM |
1992 |
0 |
15.254,00 |
./. 15.254,00 |
./. 10.641 |
1993 |
80,00 |
22.780,00 |
./. 22.700 |
./. 15.475 |
1994 |
3.940,03 |
30.708,08 |
./. 23.517,55 |
./. 11.503 |
1995 |
1.176,50 |
19.207,65 |
./. 18.031,15 |
./. 11.878 |
1996 |
4.225,99 |
8.696,32 |
./. 4.470,32 |
dto. |
1997 |
3.254,50 |
9.836,26 |
./. 6.581,76 |
dto. |
1998 |
2.500,00 |
9.047,22 |
./. 6.547,22 |
dto. |
1999 |
2.500,00 |
14.936,96 |
./. 12.956,96 |
./. 12.357 |
2000 |
4.690,00 |
10.097,00 |
./. 5.407,00 |
dto. |
Dabei machten sie jeweils Aufwendung aus der Anschaffung von Wirtschaftsgütern, Erhaltung und Kreditzinsen sowie Sonder-AfA wie folgt geltend:
Jahr |
Zinsen |
AfA |
Sonder-AfA |
Erhaltung |
GWG |
1992 |
|
|
|
5.504,14 |
6.635,25 |
1993 |
221 |
7.980 |
– |
8.031 |
1.923 |
1994 |
1.967 |
10.594 |
9.076 |
2.436 |
1.247 |
1995 |
1.857 |
5.913 |
8.261 |
1.109 |
121 |
1996 |
1.560 |
5.160 |
– |
1.115 |
388 |
1997 |
1.332 |
4.733 |
– |
898 |
– |
1998 |
1.129 |
4.425 |
– |
719 |
– |
1999 |
917 |
4.499 |
– |
5.141 |
464 |
Der Beklagte veranlagte die Kläger in diesen Jahren zunächst erklärungsgemäß. Die Einkommensteuerbescheide 1992 bis 1995 wurden hinsichtlich der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung vorläufig gemäß § 165 Abs. 1 Abgabenordnung (AO) festgesetzt, nachdem eine Außenprüfung für die Jahre 1992 bis 1995 in der Zeit vom 26. September 1996 bis 8. Oktober 1996 zu dem Ergebnis kam, dass die Auslastung 30 % betrage. Ferner wurde festgestellt, dass der Anteil der Privatnutzung in den Jahren 1993 und 1994 30 % und im Jahr 1995 80 % betragen habe. Im Jahr 1995 sei das Ferienhaus nur an 10 Tagen vermietet gewesen (vgl. Prüfungsbericht vom 21. Oktober 1996, Prüfungsakte). Auch erfolgte für die Jahre 1996 bis 1999 die Festsetzung insoweit vorläufig. Mit Bescheiden vom 21. September 2001 wurden die Einkommensteuerbescheide 1992 bis 1999 geändert und für endgültig erklärt sowie der Einkommensteuerbescheid 2000 erlassen. Im Einzelnen wurde die Einkommensteuer vom Beklagten wie folgt festgesetzt:
Jahr |
Bescheiddatum |
Einkommensteuer |
Einkommensteuer nach Änderungsbescheid |
1992 |
3. Mai 1994 |
DM 2.906 |
DM 5.186 |
1993 |
2. April 1997 |
DM 4.278 |
DM 7.751 |
1994 |
2. April 1997 |
DM 7.458 |
DM 10.270 |
1995 |
2. April 1997 |
DM 9.748 |
DM 12.834 |
1996 |
30. Mai 1997 |
DM 14.132 |
DM 15.480 |
1997 |
13. Juli 1998 |
DM 11.433 |
DM 13.353 |
1998 |
16. Juni 1999 |
DM 13.827 |
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