rechtskräftig
Entscheidungsstichwort (Thema)
Widerruf der Bestellung als Steuerberater wegen Vermögensverfall
Leitsatz (redaktionell)
Von einem zum Widerruf der Bestellung als Steuerberater führenden Vermögensverfall kann nicht ausgegangen werden, wenn der Steuerberater zwar seine Verbindlichkeiten oftmals nur unter dem Druck der gerichtlichen Vollstreckung begleicht und wegen der Forderungen eines Gläubigers ein Haftbefehl wegen Nichtabgabe der eidesstattlichen Versicherung gegen den Steuerberater ergangen ist, aufgrund zwischenzeitlicher Tilgung dieser Verbindlichkeit jedoch offensichtlich nicht mehr weiterverfolgt wird, wenn zudem kein Insolvenzverfahren über das Vermögen des Steuerberaters eröffnet, er auch nicht in das vom Vollstreckungsgericht zu führende Verzeichnis eingetragen worden ist, und wenn ferner die Verbindlichkeiten des Beraters sein Vermögen nicht übersteigen, die Ausgaben nicht höher als die Einnahmen sind und er auch nicht zahlungsunfähig ist.
Normenkette
StBerG § 46 Abs. 2 Nr. 4
Nachgehend
Tenor
1. Der Bescheid der Beklagten vom 3. Mai 2012 über den Widerruf der Bestellung der Klägerin als Steuerberaterin wird aufgehoben.
2. Die Beklagte trägt die Kosten des Verfahrens.
3. Das Urteil ist für die Klägerin hinsichtlich der Kosten vorläufig vollstreckbar. Die Beklagte kann die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe des sich aus dem Kostenfestsetzungsbeschluss ergebenden Betrages abwenden, wenn nicht zuvor die Klägerin Sicherheit in gleicher Höhe leistet.
Tatbestand
Streitig ist, ob die Bestellung der Klägerin als Steuerberaterin wegen Vermögensverfall zu widerrufen ist.
Die Klägerin wurde am 28. Februar 1997 durch das Sächsische Staatsministerium der Finanzen als Steuerberaterin bestellt. Aufgrund einer Mitteilung der Obergerichtsvollzieherin erhielt die Beklagte Kenntnis davon, dass vom 1. Januar 2010 bis 21. November 2011 folgende Vollstreckungsaufträge gegenüber der Klägerin mit Forderungsstand per 21. November 2011 eingegangen sind:
Gläubiger |
Titel |
Betrag |
E Rechtsschutzversicherung |
Urteil, KFB AG A vom 24.11.2010 |
EUR 502,90 |
F Verlag |
VB AG B vom 03.03.2011 |
EUR 528,05 |
G Buchhandlung |
VB AG C vom 06.04.2011 VB AG C vom 06.04.2011 |
EUR 234,55 EUR 358,66 |
Frau H |
Vergleich ArbG A vom 23.06.2011 |
EUR 1.069,32 |
I Post |
VB AG B vom 07.04.2011 |
EUR 135,04 |
J Verlag |
VB AG D vom 21.12.2009 |
EUR 253,80 |
OFD K |
Vollstreckungsverfügung vom 03.02.2010 |
EUR 241,50 |
L |
Vollstreckungsverfügung vom 01.04.2010 |
EUR 205,22 |
M |
Vollstreckungsverfügung vom 15.04.2010 Vollstreckungsverfügung vom 25.11.2010 |
EUR 7.382,50 EUR 4.325,04 |
N |
VB AG D vom 21.09.2009 |
EUR 886,40 |
O GmbH |
KFB AG A vom 17.06.2010 |
EUR 289,09 |
Notare P |
Notarielle Urkunde vom 09.03.2010 |
EUR 239,75 |
Gesamt |
|
EUR 16.651,82 |
Die Gerichtsvollzieherin teilte zudem am 16. Dezember 2011 mit, dass bei ihr ein Auftrag über die Räumung der Kanzleiräume der Klägerin eingegangen sei.
Nach Anhörung brachte die Klägerin dazu Folgendes vor:
Gläubiger |
Betrag |
Vortrag der Klägerin |
E Rechtsschutzversicherung |
EUR 502,90 |
Bezahlt am 27.09.2011 in Höhe von EUR 554,36 |
F Verlag |
EUR 528,05 |
Bezahlt am 14.07.2011 in Höhe von EUR 634,04 |
G Buchhandlung |
EUR 234,55 EUR 358,66 |
Pos. 1 ist in Pos. 2 enthalten, Forderung am 06.07.2010 bezahlt |
Frau H |
EUR 1.069,32 |
Bezahlt am 10.08.2011 in Höhe von EUR 1.060,92 |
I Post |
EUR 135,04 |
Einspruch gegen VB, alle Forderungen beglichen |
J Verlag |
EUR 253,80 |
Bezahlt am 11.01.2011 in Höhe von EUR 340,74 |
K |
EUR 241,50 |
Bezahlt am 12.08.2011in Höhe von EUR 340,74 |
L |
EUR 205,22 |
Widerspruch, betrifft Anschluss Q |
M |
EUR 7.382,50 EUR 4.325,04 |
Bezahlt am 07.06.2010 in Höhe von EUR 6.377,82 |
N |
EUR 886,40 |
Bezahlt im Januar 2011 |
O GmbH |
EUR 289,09 |
Bezahlt am 13.01.2011 in Höhe von EUR 267,75 |
Notare P |
EUR 239,75 |
Urkunde betrifft Schuldanerkenntnis R |
Ihr Vermögen stelle sich wie folgt dar:
Einfamilienhaus |
EUR 500.000 |
Guthaben Geschäftskonto |
EUR 27.000 |
Privatkonto |
EUR 15.000 |
Forderungen |
EUR 151.000 |
Darlehen Haus |
- EUR 108.000 |
Darlehen T-Bank |
- EUR 220.000 |
Gesamt |
EUR 365.000 |
Ihre Einnahmen aus selbständiger Tätigkeit hätten sich 2011 auf EUR 80.000 und die ihres Ehemannes auf EUR 35.000 belaufen. Aufwendungen für private Versicherungen beliefen sich auf EUR 1.200, für Krankenversicherung auf EUR 3.000, für das Einfamilienhaus auf EUR 3.600, für Steuern auf EUR 15.000, für private Vorsorge auf EUR 6.000 und für Zinsen auf EUR 9.600.
Das Finanzamt A teilte am 3. Januar 2012 mit, dass folgende Steuerrückstände bestünden:
Steuerart |
Höhe |
Säumniszuschläge |
Einkommensteuer 2009 |
EUR 3.043 |
EUR 246 |
Einkommensteuer-Verspätungszuschläge 2009 |
EUR 930 |
|
Zinsen zur Einkommensteuer 2009 |
EUR 18 |
|
Solidaritätszuschlag zur Einkommensteuer 2009 |
EUR 198,23 |
EUR 10,50 |
Einkommensteuer 4. Quartal 2010 |
EUR 6.600 |
EUR 462 |
Solidaritätszuschlag zur ESt 4. Vierteljahr 2010 |
EUR 363,67 |
EUR 24,50 |
Einkommensteuer 1. Vierteljahr 2011 |
|
EUR 7,50 |
Einkommensteuer 2. Vierteljahr 2011 |
|
EUR 15 |
Einkommensteuer 3. Vierteljahr 2011 |
|
EUR 7,50 |