Der Jahresabschluss in der Kostenrechnung ist traditionell ein wichtiger Termin, zu dem alle Informationen über Kosten und Leistungen im Unternehmen exakt berechnet, als Durchschnittspreise ermittelt und auf das Jahr bezogen bekannt gegeben werden.
Rollierende Kostenrechnung macht Jahresabschluss weniger wichtig
Neben weiteren Vorteilen bietet die rollierende Kostenrechnung eine Entzerrung der Abschlussarbeiten zum Jahresende, da ein solcher Abschluss dort nicht notwendig ist. Bei der rollierenden Planung werden alle Daten der Kostenrechnung immer für die letzten zwölf Monate dargestellt. Kommt ein neuer Monat hinzu, fällt der älteste Monat heraus. Damit liegen immer Vergleichswerte für ein Jahr vor. Die rollierende Kostenrechnung ist also ein Weg, die Abschlussarbeiten zu entzerren.
Die meisten Jahresabschlussarbeiten gleichen denen bei Monats- und Quartalsabschlüssen. Die in der Vorbereitung bereits berechneten oder vorbereiteten Realwerte ersetzen die Schätzwerte, die im Laufe des Jahres aus Vereinfachungsgründen verwendet wurden:
- Die während des Jahres als Dauerbeleg gebuchten Werte für die Jahressonderzahlungen (z. B. Weihnachtsgeld) entstammen der Jahresplanung. Mit dem Dezember müssen diese durch reale Werte ersetzt werden.
- Das gilt auch für andere mit Dauerbelegen auf die Kostenstellen verteilte Personalkosten wie Urlaubsgeld oder Kosten der Lohnfortzahlung.
- Die kalkulatorischen Abschreibungen aus dem Plan ersetzen in vielen Unternehmen unterjährig die echten Werte. Am Jahresende muss dies korrigiert werden.
- Um die Quartalsabschlüsse zu beschleunigen, werden für Rechnungen, die beim Abschluss noch nicht vorliegen, Rückstellungen in der erwarteten Höhe gemacht. Im Laufe des Jahres ist dies zulässig, zum Jahreswechsel sollten jedoch alle Daten fundiert sein. Zumindest muss in die Berechnung der Höhe der Rückstellung mehr Zeit investiert werden, um ein exaktes Bild zu erhalten.
Weil bei der Kostenartenrechnung die Jahreswerte aus der Finanzbuchhaltung kommen, ist die Arbeit in der Kostenrechnung hier auf ein Minimum zu beschränken. Man kann lediglich die Plausibilität der Jahreswerte prüfen.
1.3.1 Die Kostenträgerrechnung im Jahresabschluss
Der Jahresabschluss in der Kostenträgerrechnung umfasst vor allem die Nachkalkulation der hergestellten Produkte und Leistungen:
- Das Unternehmen erkennt, welche Kosten für die Herstellung der einzelnen Produkte aufgewendet werden mussten.
- Bei Auftragsfertigern werden die einzelnen Fertigungsaufträge kalkuliert. Besonders wichtig sind die Kalkulationswerte für noch nicht abgeschlossene Aufträge.
- Werden Massenprodukte in unterschiedlichen Aufträgen gefertigt, entstehen pro Auftrag Kostenschwankungen, die nicht vom Produkt abhängig sind. Die Produktionsmenge eines Auftrages spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die Jahreswerte bieten die Gelegenheit, einen Durchschnittswert zu kalkulieren, der solche Schwankungen ausgleicht.
- Für die Bewertung der Bestände in der Jahresbilanz werden die tatsächlichen Herstellkosten aus der Nachkalkulation benötigt.
Wie eine Figur von Escher
Um die Nachkalkulation korrekt erledigen zu können, werden die Abschlussdaten der Kostenverteilung aus der Finanzbuchhaltung benötigt. Damit wird sichergestellt, dass alle Werte des Jahres erfasst sind. Die Finanzbuchhaltung benötigt jedoch bereits vorher die Bewertung von Kosten und Leistungen im Bestandsbereich. Dieses Dilemma ist real nicht zu lösen. Daher werden für die Bewertung der Bestände Nachkalkulationen herangezogen, die auf den Vormonaten beruhen.
Optimal dafür sind die November-Werte. Wenn diese zum Zeitpunkt des Jahresabschlusses in der Finanzbuchhaltung nicht vorliegen, wird auch der Oktober akzeptiert. In der Kostenrechnung muss man jedoch darauf achten, dass diese Werte realistisch sind. Offensichtliche Fehlentwicklungen sind auszugleichen, bekannte zukünftige Kostenentwicklungen müssen berücksichtigt werden. Ansprechpartner für die korrekte Bewertung ist der Buchhalter.
1.3.2 Kostenstellenrechnung zum Jahresende
In der Kostenstellrechnung spielt die Betrachtung der monatlichen Kosten und Leistungen eine wichtige Rolle. Daher wird am Jahresende einfach der aufgelaufene Wert aus den Monatsdaten betrachtet. Das macht den Jahresabschluss zu einem normalen Monatsabschluss. Dennoch gibt es einige Unterschiede, die traditionell zum Jahresende in der Kostenrechnung zu einem höheren Aufwand und zu besonderen Arbeiten führen:
Schätzwerte
Speziell in der Kostenrechnung werden zu den bereits beschriebenen Schätzwerten im Jahresablauf weitere Annahmen getroffen, die am Jahresende durch reale Werte ersetzt werden müssen. Das betrifft vor allem Umlagen, die in Abhängigkeit von Verbrauchszahlen oder anderen Parametern verteilt werden. Ist die monatliche Feststellung dieser Verteilwerte zu aufwändig bzw. die Veränderung der Umlageschlüssel monatlich nicht gewollt, werden zunächst die anfallenden Kosten anhand von Planschlüsseln oder den Verhältnissen der Vergangenheit verteilt. Erst nach Ablauf des Jahres wird einmalig der reale Wert der Schlüssel festgestellt, die Kosten entsprechend umverteilt.
Kl...