2.2.1 Grundsatz
Rz. 13
Die Klageänderung ist nach § 67 FGO, unabhängig von der Einwilligung der Beteiligten (s. Rz. 11), zulässig, wenn das FG diese für sachdienlich hält. Durch die Klageänderung muss also das anhängige Verfahren abgeschlossen und ein weiteres drohendes Verfahren vermieden werden (s. Rz. 1), ohne dass die Situation der übrigen Beteiligten wesentlich beeinträchtigt wird (BFH v. 23.3.1994, I B 170/93, BFH/NV 1995, 36; Schallmoser, in Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO, § 67 FGO Rz. 50).
Rz. 13a
Sachdienlich kann demgemäß die Klageänderung nur dann sein, wenn für die geänderte Klage die Sachentscheidungsvoraussetzungen vorliegen. Ist die geänderte Klage unzulässig, so ist die Änderung nicht sachdienlich. Bei Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen (s. § 40 FGO Rz. 4) ist demgemäß die Klageänderung nur innerhalb der Klagefrist zulässig (BFH v. 26.2.1980, VII R 60/78, BStBl II 1980, 331; BFH v. 2.10.1990, VIII R 118/85, BFH/NV 1991, 429; BFH v. 30.1.1997, I B 69/96, BFH/NV 1997, 588 m. w. N.; BFH v. 19.5.1999, IV B 71/98, BFH/NV 1999, 1449 m. w. N.; BFH v. 25.11.2002, II B 4/02, BFH/NV 2004, 316; BFH v. 19.5.2004, III R 18/02, BFH/NV 2004, 1597; BFH v. 10.7.2007, VII S 25/07, BFH/NV 2007, 2240; FG Münster v. 8.6.2005, 1 K 2550/03 F, EFG 2005, 1847; FG Hamburg v. 5.5.2006, 2 K 343/04, Haufe-Index 1558134; FG Hamburg v. 10.11.2006 – 1 K 138/02, EFG 2007, 429; FG Münster v.13.12.2006, 1 K 2869/05 Kg, EFG 2007, 700; v. Groll, in Gräber, FGO, § 67 Rz. 11; Schallmoser, in Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO, § 67 FGO Rz. 44; Stöcker, in Beermann/Gosch, AO, § 67 FGO Rz. 3, 39; a. A. nur Tipke, in Tipke/Kruse, AO, § 67 FGO Rz. 9). Durch eine zulässige Klageänderung darf bei den verwaltungsaktsbezogenen Klagen die Klagefrist (§ 4 FGO 7) nicht umgangen werden (v. Groll, in Gräber, FGO, 6. Aufl. 2006, § 67 FGO Rz. 10).
2.2.2 Sachdienlichkeit bei objektiver Klageänderung
Rz. 14
Die objektive Klageänderung durch nachträgliche Klagehäufung, sofern diese als Fall des § 67 FGO gesehen wird (s. Rz. 4a), ist nur dann sachdienlich und zulässig, wenn ein erforderliches Vorverfahren (s. § 44 FGO Rz. 11) abgeschlossen bzw. innerhalb der Klagefrist Sprungklage (s. § 45 FGO Rz. 6) erhoben wird (s. Rz. 13a; BFH v. 5.6.1991, II R 83/88, BFH/NV 1992, 267, 270).
Die objektive Klageänderung ist dann sachdienlich, wenn hierdurch eine "isolierte Aufhebung" der Einspruchsentscheidung (s. § 44 FGO Rz. 25) vermieden und eine Sachentscheidung über den Verwaltungsakt ermöglicht wird.
2.2.3 Sachdienlichkeit bei subjektiver Klageänderung
Rz. 15
Die subjektive Klageänderung in der Form des Klägerwechsels (s. Rz. 6) ist grundsätzlich nicht sachdienlich (Schallmoser, in Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO, § 67 FGO Rz. 51), insbesondere nicht, wenn bei einer Anfechtungsklage der angefochtene Verwaltungsakt weder gegen den eintretenden Kläger ergangen ist noch gegen ihn wirkt. Sie ist nur dann sachdienlich, wenn die geänderte Klage zulässig wäre (s. Rz. 13a), also z. B. die Klagefrist gewahrt ist und auch die Klagebefugnis für die geänderte Klage dargelegt worden ist.