Prof. Dr. rer. pol. Hanno Kirsch
2.1 Dimensionen der Segmentierung
2.1.1 Eindimensionale Segmentierung vs. mehrdimensionale Segmentierung
Rz. 7
Hinsichtlich der Dimensionen der Segmentierungen kann man zunächst zwischen ein- und mehrdimensionaler Segmentierung unterscheiden. Eine eindimensionale Segmentierung liegt vor, wenn sämtliche Unternehmens- bzw. Konzernaktivitäten anhand eines einzigen Segmentierungskriteriums in Segmente untergliedert werden, z. B. Art der Produkte und Dienstleistungen.
Von einer mehrdimensionalen Segmentierung spricht man, wenn durch Anwendung unterschiedlicher Segmentierungskriterien (z. B. Art der Produkte und Dienstleistungen einerseits und geographische Regionen andererseits) die gesamten Geschäftsaktivitäten des Unternehmens bzw. Konzerns in verschiedene parallele Segmentierungen zerlegt werden. Beispielsweise unterschied der frühere und durch IFRS 8 aufgehobene IAS 14 zwischen primären und sekundären Segmenten. Gemäß dem in diesem Standard verfolgten risks and rewards approach waren primäre Segmente solche, aus denen die dominierenden Chancen und Risiken für den Geschäftsverlauf resultierten (häufig produktorientiert abgegrenzte Geschäftsfelder). Das sekundäre Berichterstattungsformat stellte die nach dem primären Berichterstattungsformat folgende bedeutendste Einteilungsform für die Chancen und Risiken des künftigen Geschäftsverlaufs dar (zumeist Regionen, falls eine primäre Segmentierung nach produktorientiert abgegrenzten Geschäftsfeldern erfolgt).
2.1.2 Einstufige Segmentierung vs. mehrstufige Segmentierung
Rz. 8
Nach der Anzahl der Hierarchieebenen, welche für ein Segment in den Segmentinformationen abgebildet werden, lässt sich zwischen ein- und mehrstufiger Segmentierung unterscheiden.
Im Regelfall werden in Abschlüssen nur Daten bereitgestellt, welche auf der höchsten Hierarchieebene stehen, um ein information overload zu vermeiden.
Sofern die auf der obersten Hierarchieebene, auf der Segmente gebildet werden, erhobenen Segmentdaten nach weiteren Segmentierungskriterien auf tiefer liegende Hierarchieebenen aufgeteilt werden, spricht man von mehrstufiger Segmentierung.
Rz. 9
Mehrstufige Segmentierung
Die Berichtsgrößen werden auf der obersten Hierarchieebene nach produktorientiert abgegrenzten Geschäftsbereichen differenziert. Möglich wäre es, im Rahmen einer mehrstufigen Segmentierung die jeweiligen Berichtsgrößen der einzelnen Segmente auf einer oder ggfs. mehreren weiteren Ebenen nach geographischen Regionen, Produktgruppen oder Kundengruppen feiner aufzuteilen.
Rz. 10
Sämtliche aktuell in Kraft befindlichen Rechnungslegungsstandards zur Segmentberichterstattung basieren auf einer einstufigen Segmentierung. Eine mehrstufige Segmentierung wird allenfalls von einzelnen Unternehmen freiwillig vorgenommen. Insbesondere kann sich eine mehrstufige Segmentberichterstattung (im Regelfall dürfte eine zweistufige Segmentberichterstattung ausreichend sein) dann empfehlen, falls auf der obersten Konzern- oder Unternehmensebene nur wenige und daher entsprechend umfangreiche Segmente gebildet werden oder die auf dieser obersten Ebene gebildeten Segmente eine sehr unterschiedliche Größe aufweisen, sodass insbesondere im Falle einzelner sehr umsatzstarker und/oder vermögensintensiver (Haupt-)Segmente sich eine Untergliederung dieser (Haupt-)Segmente in die auf der nächsten Konzern- oder Unternehmenshierarchieebene gebildeten Segmente anbietet.
2.2 Ableitung der berichtspflichtigen Segmente: management approach vs. risks and rewards approach
Rz. 11
Hinsichtlich der Methoden der Segmentabgrenzung können grundsätzlich 2 alternative Methoden unterschieden werden: der management approach und der risks and rewards approach. Gemäß dem management approach knüpft die Segmentberichterstattung im externen Abschluss unmittelbar an der internen Finanzberichterstattung an. Dies betrifft sowohl
Der management approach basiert auf der Annahme, dass den Abschlussnutzern die Segmente sowie die Informationen über die Segmente möglichst in der Form bereitgestellt werden, wie diese auch in der internen Finanzberichterstattung der Konzern- bzw. Unternehmensleitung vorgelegt werden. Implizite Voraussetzung für die Anwendung des management approach bildet daher ein existierendes funktionierendes internes Finanzberichtswesen, aus dem sämtliche extern berichtspflichtige Segmentinformationen übernommen werden können. Aufgrund des unmittelbaren Bezugs zum internen Planungs-, Kontroll- und Steuerungssystem soll dem externen Berichtsadressaten ein operativer Einblick in das Unternehmen bzw. den Konzern quasi aus der Perspektive des Top-Managements gegeben werden.
Der management approach kann dabei helfen, Entscheidungen der Konzern- bzw. Unternehmensleitung, w...