Rz. 15

[Autor/Stand] Mit der Formulierung: "Personen, für deren Besteuerung eine gesonderte Feststellung von Bedeutung ist" (§ 153 Abs. 1 Satz 1 BewG) können nur diejenigen gemeint sein, die eine (mögliche) Erbschaft-/Schenkungsteuer oder Grunderwerbsteuer schulden (würden).[2] Steuerschuldner der Erbschaftsteuer sind die jeweiligen Erwerber (s. § 20 ErbStG Anm. 5–8). Die Schenkungsteuer schulden Erwerber und Schenker als Gesamtschuldner (s. § 20 ErbStG Anm. 16–27). Soweit für Zwecke der Grunderwerbsteuer Grundstückswerte festzustellen sind (§ 8 Abs. 2 GrEStG; s. auch § 151 BewG Anm. 44), ergibt sich die Steuerschuldnerschaft aus § 13 Nr. 1, 2, 5, 6 GrEStG.

 

Rz. 16

[Autor/Stand] Kommen mehrere Steuerschuldner in Frage, bedarf die konkrete Aufforderung als Ermessensentscheidung (Auswahlermessen)[4] – vorher (§ 91 Abs. 1 Satz 1 AO) oder nachher (§ 126 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 AO) – ggf. der besonderen Begründung (§§ 121 Abs. 1, 2 Nr. 2 AO).[5]

 

Rz. 17

[Autor/Stand] Dies gilt grundsätzlich auch, wenn das Feststellungsfinanzamt nach § 153 Abs. 2 Sätze 1, 2 BewG zwischen der Inanspruchnahme eines Steuerschuldners oder einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft wählen kann[7] sowie in sog. Erbbaurechtsfällen (§ 153 Abs. 2 Satz 3 BewG). Offen ist wohl, ob danach nur eine alternative oder eine kumulative Auswahl zulässig ist (s. hierzu Anm. 55, 64, 88, 95).

 

Rz. 18

[Autor/Stand] Allerdings hat sich die Finanzverwaltung inzwischen gebunden:[9] Die Feststellungserklärung ist, auch bei vermögensverwaltenden Grundstücksgesellschaften, "vorrangig von der Gemeinschaft bzw. Gesellschaft anzufordern".[10] Und in Erbbaurechtsfällen soll sich das Finanzamt primär an den Erbbauberechtigten wenden.[11] Fordert daher das Finanzamt in einschlägigen Sachverhalten einen Steuerschuldner zur Abgabe der Feststellungserklärung auf, bedarf die Begründung besonderer Aufmerksamkeit.

 

Rz. 19

[Autor/Stand] Keine Erklärungspflicht der Steuerschuldner besteht bei der Bewertung nicht notierter Anteile an Kapitalgesellschaften (§ 153 Abs. 3 BewG – s. Anm. 93 ff.). Eine entsprechende Aufforderung wäre rechtswidrig – jedoch nicht unbeachtlich (s. § 154 BewG Anm. 16).

 

Rz. 20

[Autor/Stand] Auch die Abgabe einer Feststellungserklärung durch eine erklärungspflichtige Person befreit andere potenziell Erklärungspflichtige nach § 153 Abs. 4 Satz 2 BewG. In Erbbaurechtsfällen kann sich der Erbbauverpflichtete auf diese Norm allerdings nicht berufen (§ 153 Abs. 2 Satz 4 BewG; s. Anm. 88).

[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.09.2016
[2] S. nunmehr auch § 154 Abs. 1 Nr. 3 BewG.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.09.2016
[4] Halaczinsky in Rössler/Troll, § 153 BewG Rz. 5; vgl. BFH v. 1.7.2008 – II R 2/07, BFH/NV 2008, 1950 = ErbStB 2008, 320 m. Komm. Wefers.
[5] Zur Auswahl zwischen Erwerber und Schenker vgl. BFH v. 1.7.2008 – II R 2/07, BStBl. II 2008, 897 = ErbStB 2008, 320 m. Komm. Wefers; Höne/Krause, ZEV 2010, 179 – unter 3.4.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.09.2016
[7] Halaczinsky in Rössler/Troll, § 154 BewG Rz. 7.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.09.2016
[9] Englisch in Tipke/Lang, Steuerrecht22, § 5 Rz. 36.
[10] So R B 153 Abs. 1 Sätze 3, 4 ErbStR 2011.
[11] So R B 153 Abs. 2 Satz 2 ErbStR 2011.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.09.2016
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.09.2016

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