Dipl.-Finw. (FH) Wilfried Mannek
Rz. 55
Für das Rechtsbehelfsverfahren ist zunächst zu unterscheiden, ob eine Entscheidung des Finanzamts oder der Gemeinde angegriffen werden soll. Änderungsbegehren, die den Grundsteuerwert oder die Festsetzung des Grundsteuermessbetrags betreffen, können nur mit einem Rechtsbehelf gegen den jeweiligen Grundlagenbescheid bei dem Finanzamt, welches den Bescheid erlassen hat, geltend gemacht werden, nicht dagegen durch Anfechtung des Grundsteuerbescheids (§ 351 Abs. 2 AO).
Rz. 56
Die Vorschriften der Abgabenordnung zum außergerichtlichen Rechtsbehelfsverfahren (§§ 347 ff. AO) gelten gemäß § 1 Abs. 2 Nr. 6 AO gelten für die Grundsteuer nicht, soweit sie von der Gemeinde verwaltet wird. Für Rechtsbehelfe gegen Grundsteuerbescheide der Gemeinden sind stattdessen die Vorschriften der Verwaltungsgerichtsordnung maßgebend. Gemäß §§ 69 ff. VwGO kann der Grundsteuerbescheid mit einem Widerspruch angefochten werden. Der Widerspruch ist innerhalb eines Monats, nachdem der Verwaltungsakt (Grundsteuerbescheid) dem Beschwerten bekanntgegeben worden ist, schriftlich, in elektronischer Form nach § 3a Abs. 2 VwVfG oder zur Niederschrift bei der Behörde zu erheben, die den Verwaltungsakt erlassen hat (§ 70 Abs. 1 VwGO).
Rz. 57
Hält die Gemeinde den Widerspruch für begründet, hilft sie ihm ab und entscheidet gemäß § 72 VwGO über die Kosten. Hilft die Gemeinde dem Widerspruch hingegen nicht ab, ergeht ein Widerspruchsbescheid (§ 73 Abs. 1 VwGO), der zu begründen ist, mit einer Rechtsmittelbelehrung zu versehen und zuzustellen ist (§ 73 Abs. 3 VwGO). Wer den Widerspruchsbescheid erlässt, bestimmt sich nach § 73 Abs. 1 Sätze 2 und 3 VwGO. Die Klageerhebung gegen den Widerspruchsbescheid ist bei dem zuständigen Verwaltungsgericht (§ 45 VwGO innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe dieses Bescheids möglich (§ 74 Abs. 1 VwGO).
Rz. 58
Im Einzelnen ist das Widerspruchsverfahren in den landesrechtlichen Ausführungsgesetzen zur Verwaltungsgerichtsordnung geregelt, welche sind:
Baden-Württemberg: |
Gesetz v. 14.10.2008 (GBl. 2008, 343), zuletzt geändert durch Gesetz v. 3.2.2021 (GBl. 2021, 53, 55). |
Bayern: |
Gesetz v. 20.6.1992 (GVBl. 1992, 162, BayRS 34-1-I), zuletzt geändert durch Gesetz v. 23.12.2020 (GVBl. 2020, 663). |
Brandenburg: |
Gesetz in der Fassung v. 22.11.1996 (GVBl. I 1996, 317), zuletzt geändert durch Gesetz v. 10.7.2014 (GVBl. I 2014, Nr. 37). |
Hessen: |
Gesetz v. 27.10.1997 (GVBl. I 1997, 381), zuletzt geändert durch Gesetz v. 28.5.2018 (GVBl. 2018, 184). |
Mecklenburg-Vorpommern: |
Gesetz v. 10.6.1992 (GVOBl. 1992, 314), zuletzt geändert durch Gesetz v. 11.11.2013 (GVOBl. 2013, 609). |
Niedersachsen: |
Gesetz v. 16.12.2014 (GVBl. 2014, 436), zuletzt geändert durch Gesetz v. 11.11.2020 (GVBl. 2020, 391). |
Nordrhein-Westfalen: |
Gesetz v. 26.1.2010 (GV.NRW 2010, 30), zuletzt geändert durch Gesetz v. 1.9.2020 (GV.NRW 2020, 818). |
Rheinland-Pfalz: |
Gesetz in der Fassung v. 5.12.1977 (GVBl. 1977, 451), zuletzt geändert durch Gesetz v.19.08.2014 (GVBl. 2014, 187). |
Saarland: |
Gesetz v. 5.7.1960 (ABl. 1960, 558), zuletzt geändert durch Gesetz v. 20.4.2016 (ABl. I 2016, 402). |
Sachsen: |
Gesetz v. 24.11.2000 (GVBl. 2000. 482, 2001, 704), zuletzt geändert durch Gesetz v. 11.5.2019 (GVBl. 2019, 358). |
Sachsen-Anhalt: |
Gesetz v. 28.1.1992 (GVBl. 1992, 36), zuletzt geändert durch das Gesetz v. 8.3.2021 (GVBl. 2021, 88, 91). |
Schleswig-Holstein: |
Gesetz v. 17.4.2018 (GVOBl. 2018, 231). |
Thüringen: |
Gesetz in der Fassung v. 15.12.1992 (GVBl. 1992, 576), zuletzt geändert durch Gesetz v. 16.10.2019 (GVBl. 2019, 429, 434). |
Rz. 59
In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg wird die Grundsteuer vom Finanzamt verwaltet und festgesetzt. Deshalb sind in diesen Ländern die Vorschriften der Abgabenordnung vollumfänglich maßgebend. Für das gerichtliche Rechtsbehelfsverfahren sind entsprechend die Vorschriften der Finanzgerichtsordnung anzuwenden.