Ulf Hausmann, Dr. Tabea Scheel
Häufig wird betont, wie stark Kanzleien gerade von hoch qualifizierten Mitarbeitern abhängig sind. Es gibt aber auch Abhängigkeiten in die andere Richtung – Gründe, warum diese Mitarbeiter genau in der einen Kanzlei arbeiten wollen. Diese grundlegenden Aspekte sind der Grund für die Bindung des Personals an die Kanzlei. Die Praxis bestätigt diese Aspekte auch in den Ergebnissen einer Online-Studie.
Gute grundsätzliche Gründe, warum Mitarbeiter genau in Ihrer Kanzlei arbeiten sollten:
- gute Karriereaussichten
- attraktive Arbeitsstrukturen, in denen normative Strukturen (geprägt von Leitbildern) die bürokratischen Strukturen überwiegen
- Ressourcen und Unterstützungsabteilungen (z. B. Sekretariat)
- Möglichkeit, von Kollegen zu lernen, intensiver Austausch durch die Organisationsstruktur (z. B. regelmäßige Fachmeetings zu bestimmten Themen außerhalb der Teamstrukturen)
- Bedürfnis an der Orientierung an gleichgesinnten Kollegen
Je höher qualifiziert Mitarbeiter sind, desto höher ist das Bedürfnis nach konsequenter Weiterentwicklung von Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz. Durch herausfordernde, anspruchsvolle und interessante Arbeit, Fort- und Weiterbildungsprogramme und durch den Austausch mit Kollegen kann das gewährleistet werden.
Ein Pluspunkt in Kanzleien ist generell, dass sehr eigenverantwortlich für Mandanten gearbeitet wird – das ist ein wichtiger Motivationsaspekt für das Kanzleiteam, das üblicher Weise stolz auf die eigene Verantwortung und das eigene Können ist.
Schwieriger ist gerade in kleinen Kanzleien mit flachen Strukturen das Thema Karrierechancen. Vorteile kleinerer Kanzleien bestehen in der Möglichkeit, Mitarbeitern mehr Flexibilität in der Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung einzuräumen oder Systeme der flexiblen Bezahlung zu nutzen. Dazu können umsatzbezogene oder an anderen unternehmerischen Kriterien orientierte leistungsbezogene Bezahlungselemente verwendet werden. Bei Bereitschaft der Kanzleiinhaber können in kleinen und mittleren Kanzleien Berufsträgern auch eher die Chancen einer unternehmerischen Beteiligung geboten werden als in Großkanzleien.
Best Practices: Attraktivität der Kanzlei als Arbeitgeber steigern
- Gehalt 10 % über dem ortsüblichen Branchen-Schnitt zahlen
- Mitarbeiter an Leitbild- und Visionsentwicklung beteiligen
- (teilweise) Einbeziehen des gesamten Teams in die Strategieentwicklung
- Personal substanzielle Verantwortung in der Mandantenbetreuung geben und viel Mandantenkontakt (auch beim Mandanten) ermöglichen
- großzügige Weiterbildungsmöglichkeiten im Rahmen eines persönlichen Erfolgs- und Entwicklungsplans für jeden Mitarbeiter
- Wertschätzung dafür, dass Dinge konsequent richtig gemacht werden, mindestens in wöchentlichen Teamsitzungen erwähnen