Die Wiederverkaufspreismethode wird auch als sogenannte "Resale Price Method (RPM)", "Resale Price Minus Method (R-)" oder "Marktpreis-Minus-Methode" bezeichnet.
Die Wiederverkaufspreismethode geht von dem Preis aus, zu dem ein Produkt, das von einem verbundenen Unternehmen erworben worden ist, an ein unabhängiges Unternehmen weiterveräußert wird. Dieser Preis (der Wiederverkaufspreis) stellt abzüglich einer angemessenen Bruttomarge den VP dar. Aus der Bruttomarge hat der Wiederverkäufer seine Aufwendungen für den Vertrieb und sonstige betriebliche Aufwendungen zu decken und darüber hinaus einen fremdüblichen und wertschöpfungsadäquaten Gewinn zu erzielen. Die Controllingkalkulation ist in Kapitel 18.1.4 Abbildung 140 dargestellt.
Weder die OECD-Richtlinien noch die deutsche Finanzverwaltung äußern sich eindeutig für oder gegen die Verwendung des Ist- oder eines Plan-Endkundenpreises. Beide Preise sind vertretbar und können wie folgt beurteilt werden:
Merkmal |
Ist-Endkundenpreis |
Plan-Endkundenpreis |
Grad der Fremdüblichkeit/steuerliche Sicht |
Niedriger, weil der Produzent i. d. R. den Ist-Endkundenpreis des Kunden des konzernfremden Distributors nicht kennt. |
Höher, weil in der Praxis ein Produzent seine Ware i. d. R. auf Basis einer Produktpreisliste (d. h. Ziel-/Plan-Endkundenpreise) abzgl. eines frei verhandelten Abschlags an den jeweiligen konzernfremden Distributor veräußert. |
Praktikabilität |
Im Falle von Lagerbestückung des konzerninternen Distributors steht schlicht kein Ist-Endkundenpreis zum Zeitpunkt der konzerninternen Lieferung fest. Rückwirkende VP-Anpassungen wären notwendig, die wiederum von verschiedenen Finanzverwaltungen kritisch gesehen werden. Im Falle von Direktlieferungen steht zum Zeitpunkt der Warenlieferung der Ist-Endkundenpreis fest, sodass der VP auf dieser Basis ermittelt werden kann. Hier lassen sich elegante und effiziente Implementierungslösungen umsetzen, soweit keine Drittlandstransaktion vorliegt (Zoll; siehe unten). |
Gegeben. Produktpreislisten sind systemseitig ohnehin eingepflegt. Rabattmodelle können für jeden internen und externen Distributor hinterlegt werden. |
Auswirkung auf Ergebnis der Vertriebsgesellschaft |
Ist-Bruttomarge entspricht der Plan-Bruttomarge. Geringere Nettomargenschwankung. |
Ist-Bruttomarge weicht von der Plan-Bruttomarge ab. Höhere Nettomargenschwankung. |
VP-Dokumentation |
Weniger aufwendig, da keine Bruttomargenabweichung und geringere Nettomargen-Schwankungen. |
Aufwendig, da Abweichungsanalyse für Bruttomarge notwendig ist und die Nettomargenschwankungen höher sind. |
Controllingsicht |
Unterjährig viele verschiedene VP für denselben Artikel. Performancemessung auf Basis der "Legal Books" schwieriger/nicht möglich. Bruttomarge als KPI ungeeignet, da fest hinterlegt. EBIT-Marge ebenfalls ungeeignet, da auch ein zu niedrig verhandelter Ist-Endkundenpreis zu einer Ist-Bruttomarge führt, die der Plan-Bruttomarge entspricht. In absoluten Zahlen könnte diese Ist-Bruttomarge aber nicht zur Deckung der anteiligen Vertriebs-/Verwaltungskosten ausreichen. Als KPI ("Management Books") denkbar: z. B. Abweichung Plan-Endkundenpreis zu Ist-Endkundenpreis, Abweichungen Plankosten zu Ist-Kosten etc. |
Unterjährig wird mit einem (1) VP für denselben Artikel fakturiert. Performancemessung auf Basis der "Legal Books" unkritisch möglich, da sowohl die Ist-Bruttomarge (zumindest die Abweichung zur Plan-Bruttomarge) sowie die Ist-Nettomarge nur von der Vertriebsgesellschaft unmittelbar beeinflusst wird. Ob die Performancemessung einer einzelnen Gesellschaft z. B. im Vergleich zu konsolidierter Ergebnisrechnung überhaupt sinnvoll ist, ist eine andere Frage. |
Zollaspekte |
Vereinzelt findet man hierzu kritische Äußerungen, dass unterjährig unterschiedliche VP je Produkt Zollnachfragen/-prüfungen auslösen könnten. Dies mag sein, gilt aber auch für die Faktura desselben Artikels zu unterschiedlichen Preisen an unterschiedliche konzernfremde Distributoren/Kunden. Nicht empfehlenswert bleibt jedoch der Fall, dass eine Konzerngesellschaft einen Container Ware importiert, in dem dieselben Artikel unterschiedliche VP/Zollwerte haben. |
Unterjährig ein einziger Zollwert für denselben Artikel gegenüber derselben Vertriebsgesellschaft. |
Man vergleicht also letztlich die Bruttomarge des konzerninternen Wiederverkäufers mit der von unabhängigen Wiederverkäufern.
Abb. 94: Wiederverkaufspreismethode
Theoretische Eignung:
- Marktorientierte Methode
- Sie setzt am Marktpreis an und ermittelt den VP retrograd
- Sie erlaubt eine flexible Reaktion auf Änderungen der Marktbedingungen
- Sie ist weniger produkt-, eher funktionsorientiert
Praktische Anwendbarkeit:
- Hauptanwendungsfall: Verkauf von Ware von Produzenten an Vertriebsunternehmen
- Fremdübliche Bruttomargen werden i. d. R. anhand von Datenbankanalysen ermittelt. Dies ist in der Praxis häufig vergleichsweise schwierig bzw. mit größeren manuellen Nacharbeiten verbunden, weil die in den Datenbanken ausgewiesenen "Kosten" je Vergleichsunternehmen teilweise nic...