Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Dr. Matthias Michael Nelde
3.1 Wesen von Financial Swaps
Ein swap ist eine Vereinbarung zwischen 2 Vertragspartnern über den periodischen Austausch von Zahlungen. Durch den Abschluss eines swap verpflichten sich die Vertragspartner, zu bestimmten künftigen Zeitpunkten Zahlungen in bestimmter, von der Marktpreisentwicklung abhängiger Höhe auszutauschen. Swaps zählen zu den unbedingten Termingeschäften, werden außerbörslich gehandelt und sind daher äußerst vielfältig und flexibel einsetzbar. In vielen Teilmärkten haben sich auch bei den swaps standardisierte Verträge herausgebildet.
Aufgrund der vielfältigen Ausgestaltungsformen von swaps können verschiedene Ansätze zur Systematisierung von swaps angewandt werden.
- Wird als Systematisierungskriterium der Geschäftsgegenstand herangezogen, können Zins-, Währungs- und equity swaps unterschieden werden. Einem Zinsswap liegt der Austausch von Zinszahlungen zugrunde, bei einem Währungsswap werden Fremdwährungen getauscht. Gegenstand eines equity swap ist der Tausch der Kursentwicklungen von Aktien und Aktienportfolios. Oftmals werden auch Kreditswaps als financial swaps bezeichnet und zu den unbedingten Termingeschäften gezählt. Im Rahmen eines Kreditswaps ist in Abhängigkeit von der Bonitätsentwicklung bzw. dem Vorliegen eines Ausfallereignisses eines zugrunde liegenden Kreditgeschäfts von einem Vertragspartner, dem sog. Risikokäufer, eine zuvor vereinbarte Ausgleichszahlung an den Risikoverkäufer zu leisten. Demnach kann mithilfe eines Kreditswaps das Kreditrisiko auf einen Kontraktpartner transferiert werden. Da die Zahlung aus dem Kreditswap an den Eintritt eines bestimmten Ereignisses geknüpft ist, stellt ein Kreditswap ein bedingtes und kein unbedingtes Termingeschäft dar. Obwohl der Kreditswap als swap bezeichnet wird, handelt es sich letztendlich um die Variante eines Optionsgeschäfts. Daher wird der Kreditswap im Folgenden nicht mehr betrachtet.
- Bei einer Systematisierung nach der Bezugsgröße werden die swaps nicht alleine, sondern in Verbindung mit einem Grundgeschäft betrachtet. Handelt es sich bei dem Grundgeschäft um ein Aktivgeschäft, wird von einem asset swap gesprochen, bei einem Passivgeschäft von einem liability swap. Die Systematisierung in asset und liability swaps kann jedoch nur vorgenommen werden, wenn die Absichten eines Swappartners bekannt sind. Grundsätzlich enthalten swaps immer Zahlungsforderungen und –verbindlichkeiten und wirken sich damit immer auf beide Bilanzseiten aus.
- Schließlich kann eine Systematisierung nach dem Einsatzzweck erfolgen, der eine Unterteilung in trading swaps, wenn Sie zum Zweck der Spekulation abgeschlossen werden, hedging swaps, wenn das Hauptmotiv in der Absicherung liegt, und arbitrage swaps, wenn der swap zum Ausnutzen von Marktunvollkommenheiten eingesetzt werden soll, nach sich zieht. Als Marktpartner treten bei swaps oftmals Banken in Erscheinung. Diese führen einerseits verschiedene Marktpartner zusammen, andererseits schließen sie die Verträge mit den einzelnen Marktpartnern ab. Diese müssen sich somit nicht gegenseitig kennen, denn Vertragspartner ist für beide die Bank. Für die Übernahme der beiden Funktionen erhält die Bank eine Prämie.
Im Folgenden werden die 3 Grundformen nach dem Systematisierungskriterium des Geschäftsgegenstandes in Ausprägung des Zins-, Währungs- und equity swap genauer betrachtet.
3.2 Zinsswaps
Ein Zinsswap ist eine Vereinbarung zwischen 2 Kontrahenten – gegebenenfalls unter Zwischenschaltung einer Bank –, eine Reihe von Zinszahlungen über einen begrenzten Zeitraum auszutauschen. Die Zinszahlungen beziehen sich auf dieselbe Währung, weisen jedoch einen unterschiedlichen Charakter auf. Die Laufzeiten liegen i. d. R. im Bereich von 5–12 Jahren, aber auch längere Laufzeiten von bis zu 30 Jahren sind möglich. Die gängigste Form bei Zinsswaps ist der Tausch von langfristigen Festzinszahlungen gegen einen kurzfristigen Geldmarktsatz. Ein solcher so genannter Basis-Zinsswap kann als Festzinszahler- bzw. payer swap oder als Festzinsempfänger- bzw. receiver swap abgeschlossen werden. Die Bezeichnung richtet sich nach der festverzinslichen Zahlung aus dem swap. Wird ein fester Zinsbetrag geleistet, so handelt es sich um einen payer swap, bei Erhalt der festen Zinszahlung liegt dagegen ein receiver swap vor. Die der Zinsberechnung zugrunde liegenden Kapitalbeträge dienen nur der Berechnung und werden nicht mitgetauscht. Auch der Tausch von 2 unterschiedlichen variablen Sätzen, beispielsweise mit unterschiedlicher Fristigkeit, sowie zahlreiche weitere Modifikationen können vereinbart werden. Ein Zinsswap wird ohne Zwischenschaltung einer Börse abgeschlossen, sodass insbesondere die Vertragsbedingungen individuell zu vereinbaren sind. Hierzu zählen der Festzinssatz und der variable Zinssatz, die Länge und Anzahl der Zinsperioden, die Zinszahlungstermine, die Zinsberechnungsmethode sowie der zugrunde liegende Nominalbetrag.
Zinsswaps weisen vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Zinsmanagement von Unternehmen auf. So kann ein Unternehmen, welches einen festverzinslic...