Dr. Johannes Isensee, Dr. Andreas Lemmerer
Ideal moderner Unternehmenssteuerung
Eine erfolgreiche Unternehmenssteuerung zeichnet sich neben einer möglichst hohen Prozesseffizienz durch einen maximalen Steuerungsnutzen aus. Dieser wiederum äußert sich darin, dass alle wesentlichen Steuerungsprozesse positiv zur Entscheidungsfindung und Maßnahmenableitung und -kontrolle beitragen. Entscheidungen müssen dabei immer sowohl die operativen Veränderungen (Prozessveränderungen) als auch ihre finanziellen Auswirkungen berücksichtigen, bspw. im Hinblick auf GuV und Bilanz. D. h., im Rahmen der Steuerung müssen die finanzielle und die operative Sicht in Einklang bzw. miteinander "zum Sprechen" gebracht werden. Dies gelingt nur, wenn
- einerseits Abweichungen im finanziellen Ergebnis jederzeit rückblickend anhand ihre operativen Treiber erklärt werden können und
- andererseits auch erwartete Veränderungen der Treiber vorausschauend mit Blick auf das künftige finanzielle Ergebnis bewertet werden können.
Verzahnung in der Praxis oft nur mangelhaft
Der Blick in die Realität der Unternehmenssteuerung, im Speziellen für die Steuerungsprozesse Reporting, Planung und Forecasting, zeigt hingegen häufig Schwächen in der oben angesprochenen Verzahnung von operativen Treibern (bzw. KPIs) und dem finanziellen Ergebnis auf.
Die übergreifende Steuerung auf Konzern-, Unternehmens- oder Geschäftsbereichsebene ist meist dominiert durch finanzielle Größen, während die funktionale oder prozessuale Steuerung wiederum stark auf operativen Details basiert, ohne dass ein Zusammenhang zu den finanziellen KPIs aus den Bereichen Ergebnis, Umsatz, Kosten oder Working Capital besteht.
Folglich mangelt es den genannten Steuerungsprozessen an Instrumenten bzw. KPI-Modellen, welche
- das Geschäftsmodell des Unternehmens- bzw. einer Unternehmenseinheit spezifisch entsprechend der relevanten Erfolgsfaktoren abbilden und verständlich visualisieren,
- eine durchgängige Sicht von finanziellen bis auf nicht-finanzielle Größen ermöglichen (sowohl zur Ursachenanalyse als auch zur Prognose),
- die Grundlage für eine Maßnahmenableitung und -steuerung bilden,
- auch externe Indikatoren im Sinne einer Früherkennung integrieren und für die interne Steuerung verwendbar machen.
Treibermodelle als Lösung
Projekterfahrungen und Studien im deutschsprachigen Raum zeigen, dass Experten im Thema Unternehmenssteuerung (sowohl Controller als auch Manager) in Treibermodellen eine der zukunftsweisenden Möglichkeiten sehen, um die Unternehmenssteuerung methodisch weiterzuentwickeln und gleichzeitig effektiver und effizienter zu machen. Treibermodelle bilden somit das Rückgrat einer fokussierten, durchgängigen und stärker geschäftsmodellorientierten Steuerung. Sie erlauben einen ganzheitlichen Blick auf die relevanten Kennzahlen über verschiedene Organisationsbereiche und unterstützen bei Verfügbarkeit aller relevanten Daten und entsprechender Tools/Algorithmen eine stärker intuitive und maßnahmenorientierte Unternehmenssteuerung.
"Treiber" der treiberbasierten Steuerung
Mehrere Entwicklungen wirken derzeit positiv auf eine Umsetzung einer treiberbasierten Steuerung. Hierzu zählen
- der Wunsch nach einfachen, schlanken und dennoch aussagekräftigen Steuerungsinstrumenten,
- der damit verbundene Bedarf einer Ausrichtung der Steuerung an den Geschäftsspezifika und relevanten Erfolgsfaktoren (gemeinsame Sprache mit dem "Business"),
- die zunehmende integrierte Verfügbarkeit von finanziellen und nicht-finanziellen Daten ("Big Data") und
- immer leistungsfähigere Algorithmen zur Erkennung von Strukturen und zur Prognose sowie geeignete BI-Tools zur Visualisierung und Anwendung von Treibermodellen.
Die möglichst vollständige Ausrichtung der Prozesse Reporting, Planung und Forecasting auf die relevanten Treiber stellt somit nicht nur sicher, dass künftig die richtigen Größen in der Steuerung Beachtung finden, sondern macht die Steuerung durch weniger Inhalte und geeignete Tool-Unterstützung auch einfacher und effizienter.
Aufbau des Beitrags
Im folgenden Abschnitt werden zunächst das Verständnis und der Aufbau von Treibermodellen als wesentliches Instrument der treiberbasierten Steuerung dargelegt. Der zweite Abschnitt zeigt Anwendungsszenarien in Management Reporting und Planung/Forecasting auf. In Abschnitt 3 werden die Anforderungen und heutige Möglichkeiten für eine Umsetzung in verschiedenen BI-Tools beschrieben. Der Beitrag endet mit einem kurzen Fazit und Ausblick.