a) Eröffnung der Kopie eines Testaments
Kann ein Testament nicht im Original, sondern nur eine private Kopie der Originalurkunde vorgelegt werden, ist die Kopie gem. § 348 FamFG zu eröffnen.
OLG Düsseldorf v. 19.8.2022 – 3 Wx 119/22
FamFG § 348
Beraterhinweis Ist ein Testament im Original nicht mehr auffindbar, kann dessen Errichtung und Inhalt im Erbscheinsverfahren auch durch Vorlage einer Kopie bewiesen werden (BayObLG v. 19.1.2001 – 1Z BR 126/00, FamRZ 2001, 1327; OLG Naumburg v. 29.3.2012 – 2 Wx 60/11, FamRZ 2013, 246; OLG Karlsruhe v. 8.10.2015 – 11 Wx 78/14, FamRZ 2016, 1007). Ob vom Nachlassgericht in einem solchen Fall gem. § 348 FamFG die vorgelegte Kopie zu eröffnen ist, wird unterschiedlich beurteilt (dafür OLG München v. 7.4.2021 – 31 Wx 108/21, NJW-RR 2021, 586; Zimmermann in Sternal, FamFG, § 348 Rz. 15; dagegen Muscheler in MünchKomm/FamFG, § 348 Rz. 12; Fröhler in Prütting/Helms, FamFG, § 348 Rz. 15; Harders in Bumiller/Harders/Schwamb, FamFG, § 348 Rz. 7). Allgemein anerkannt ist, dass auch offensichtlich formunwirksame, widerrufene oder sonst gegenstandslose Testamente zu eröffnen sind, weil die Eröffnung den Beteiligten die Prüfung der Wirksamkeit und des Inhalts der Verfügung ermöglichen soll. Konsequenterweise ist deshalb auch die Kopie eines Testaments zu eröffnen, wenn die Erbfolge nur auf Grundlage dieser Kopie festgestellt werden kann.
b) Voraussetzung für die Erteilung eines quotenlosen Erbscheins
Eine Angabe der Erbteile im Erbschein ist nicht erforderlich, wenn ein Miterbe als alleiniger Antragsteller hierauf verzichtet hat. Der Erteilung eines quotenlosen Erbscheins steht der Widerspruch eines nichtantragstellenden Miterbe nicht entgegen, denn die Zustimmung aller Miterben ist hierfür nicht erforderlich.
OLG Hamm v. 27.7.2022 – 10 W 12/22
FamFG § 352a
Beraterhinweis Sind mehrere Erben vorhanden, ist auf Antrag ein gemeinschaftlicher Erbschein zu erteilen; der Antrag kann von jedem Erben gestellt werden (§ 352a Abs. 1 FamFG). Die Angabe der Erbteile ist nicht erforderlich, wenn alle Antragsteller im Antrag hierauf verzichten (§ 352a Abs. 2 Satz 2 FamFG). Ob für die Erteilung eines solchen quotenlosen Erbscheins der Antrag eines einzelnen Miterben ausreicht (so OLG Düsseldorf v. 17.12.2019 – 25 Wx 55/19, NJW-RR 2020, 388; Fröhler in Prütting/Helms, FamFG, § 352a Rz. 26; Harders in Bumiller/Harders/Schwamb, FamFG, § 352a Rz. 5) oder ob alle Miterben dem Verzicht auf die Quotenangabe zustimmen müssen (so OLG Bremen v. 28.10.2020 – 5 W 15/20, NJW 2021, 1171; OLG München v. 10.7.2019 – 31 Wx 242/19, NJW-RR 2019, 971; Grziwotz in MünchKomm/FamFG, § 352a Rz. 18; Zimmermann in Sternal, FamFG, § 352a Rz. 14), ist in Rspr. und Literatur nach wie vor umstritten. Der Wortlaut des § 352a Abs. 2 Satz 2 FamFG ist insoweit nicht eindeutig. Hält man den Widerspruch der nichtantragstellenden Miterben für unerheblich, müssen diese einen gegenläufigen Erbscheinsantrag stellen, um die Erteilung des quotenlosen Erbscheins zu verhindern.
c) Nachweisanforderungen im Erbscheinsverfahren
Der Vorlage einer Abstammungsurkunde im Erbscheinsverfahren zur Identifizierung des Erben bedarf es nicht, wenn die Identität des Erben aufgrund der Angabe des Namens und des Geburtsdatums im Testament feststeht.
OLG Köln v. 14.9.2022 – 2 Wx 190/22
FamFG § 352
Beraterhinweis Wer die Erteilung eines Erbscheins aufgrund einer Verfügung von Todes wegen beantragt, hat gem. § 352 Abs. 3 Satz 1 FamFG die Urkunde vorzulegen, auf der sein Erbrecht beruht. Neben der Vorlage der Verfügung von Todes wegen bedarf es der Vorlage einer Abstammungsurkunde nur dann, wenn ein Erbe nicht namentlich benannt ist und deshalb nur unter Berücksichtigung weiterer Umstände identifiziert werden kann (Grziwotz in MünchKomm/FamFG, § 352 Rz. 40; Schlögel in BeckOK/FamFG, § 352 Rz. 13).
Service: BGH v. 30.11.2022 – IV ZR 60/22; BGH v. 14.9.2022 – IV ZB 34/21; BGH v. 29.6.2016 – IV ZR 474/15; BGH v. 16.1.2002 – IV ZB 20/01; OLG München v. 21.11.2022 – 33 U 2216/22; OLG Köln v. 3.11.2022 – 24 W 61/22; OLG Köln v. 5.10.2022 – 2 Wx 195/22; OLG Brandenburg v. 4.10.2022 – 3 W 109/22; OLG Köln v. 14.9.2022 – 2 Wx 190/22; OLG Oldenburg v. 26.8.2022 – 3 U 37/22; KG v. 25.8.2022 – 1 W 262/22; OLG Düsseldorf v. 19.8.2022 – 3 Wx 119/22; OLG Hamm v. 27.7.2022 – 10 W 12/22; OLG München v. 8.7.2022 – 33 U 5525/21; KG v. 22.6.2022 – 6 W 7/21; OLG München v. 7.4.2021 – 31 Wx 108/21; OLG Koblenz v. 1.4.2021 – 12 W 50/21; OLG Karlsruhe v. 16.2.2021 – 9 W 58/20; OLG Bremen v. 28.10.2020 – 5 W 15/20; OLG Zweibrücken v. 1.9.2020 – 5 U 50/19; OLG Düsseldorf v. 17.12.2019 – 25 Wx 55/19; OLG Stuttgart v. 18.11.2019 – 19 W 72/18; OLG München v. 10.7.2019 – 31 Wx 242/19; OLG Hamm v. 15.2.2019 – 10 W 16/18; OLG Nürnberg v. 24.4.2017 – 1 W 642/17; OLG Düsseldorf v. 3.3.2017 – 3 Wx 269/16; OLG Hamm v. 10.2.2017 – 15 W 587/15; OLG Düsseldorf v. 31.10.2016 – 7 W 67/16; OLG Karlsruhe v. 8.10.2015 – 11 Wx 78/14; OLG Zweibrücken v. 22.7.2015 – 3 W 59/15; OLG Düsseldorf v. 25.6.2015 – 3 Wx 224/14; OLG München v. 12.5.2015 – 31 Wx 81/15; KG v. 19.12.2014 – 6 W 155/14; OLG Koblenz v. 18.3.2014 – 2 W 495/13; OLG Düsseldorf v. 14.8.2013 – 3 Wx 41/13: OLG...