2.1 Vorgespräch mit dem Mandanten
Zunächst sollte der Mandant in einem Vorgespräch von der Notwendigkeit und der Bedeutung einer individuellen Nachfolgeregelung für den Fortbestand des Unternehmens überzeugt werden, indem er auf mögliche Konsequenzen einer fehlenden Regelung hingewiesen wird (z. B. Zerschlagung des Unternehmens mangels Nachfolger, erbrechtliche Auseinandersetzungen innerhalb der Familie, Verschlechterung des Bankenratings). Danach sollten die Vorteile einer individuellen Nachfolgeregelung aufgezeigt werden (z. B. Erhalt des Unternehmens, gerechte Vermögensverteilung innerhalb der Familie, wirtschaftliche Absicherung des Mandanten im Ruhestand). Anschließend sollten die für den Mandanten wichtigsten Punkte einer individuellen Nachfolgeplanung besprochen werden.
Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung!
Der Mandant sollte auch darauf hingewiesen werden, dass ohne eine individuelle Nachfolgeregelung im Todesfall die gesetzlichen Regelungen des BGB eintreten, die den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen des Mandanten nicht unbedingt gerecht werden. Die Entscheidung, gegen eine individuelle Nachfolgeregelung ist daher zugleich die Entscheidung für die Anwendung der gesetzlichen Regelungen.
Checkliste: Vorgespräch mit dem Mandanten
Welche Ziele sollen durch die Nachfolgeregelung erreicht werden?
- Erhaltung des Unternehmens?
- Wirtschaftliche Absicherung des Mandanten und seiner Familie nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen (= "im Alter")?
- "Gerechte" Vermögensverteilung innerhalb der Familie zur Vermeidung familiärer Auseinandersetzungen?
Der Zielkonflikt zwischen "Unternehmenssicherung" und "Familienfrieden" stellt dabei in der Praxis eines der Hauptprobleme der Nachfolgegestaltung dar.
Welche Erwartungen hat der Mandant an den Steuerberater?
- Unterstützung bei der Suche nach einem Nachfolger?
- Erarbeitung eines Nachfolgeplans?
- Unterstützung bei der Umsetzung des Nachfolgeplans?
- Ermittlung des Unternehmenswerts?
- Minimierung der Steuerbelastung?
- Mitwirkung bei Gesprächen (mit Nachfolger, Käufer, Geschäftspartnern)?
Sind weitere Berater hinzuzuziehen?
- Rechtsanwalt?
- Notar?
- Unternehmensberater?
- Branchenspezialisten?
Wann soll die Übergabe erfolgen?
Was sind die nächsten Schritte?
2.2 Bestandsaufnahme im Mandantenbetrieb
Die Erarbeitung eines Nachfolgekonzepts erfordert in den meisten Fällen zunächst eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der betrieblichen und persönlichen Verhältnisse des Mandanten. Die Daten der Bestandsaufnahme bilden die Grundlage für die Erarbeitung eines individuellen Nachfolgekonzepts.
Checkliste: Betriebliche Verhältnisse
Rechtliche Verhältnisse:
- Rechtsform
- Beteiligungsverhältnisse
- Gesellschaftsvertrag
- Nachfolgeregelungen im Gesellschaftsvertrag
Wirtschaftliche Verhältnisse:
- Welchen Umfang hat das Betriebsvermögen (Aktiva und Schulden)?
- Wie ist die wirtschaftliche Situation des Unternehmens?
- Ist das Unternehmen auf Grund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation für eine Übergabe geeignet (Umsätze, Gewinne, Branchenaussichten)?
Organisatorische Verhältnisse:
- Ist das Unternehmen aufgrund seiner derzeitigen Führung und Organisation für eine Übergabe geeignet? Läuft das Tagesgeschäft auch ohne die tägliche Anwesenheit des derzeitigen Inhabers oder ist das Unternehmen sehr personen-/inhaberbezogen?
- Gibt es bereits Notfall-/Vertretungsregelungen für einen unerwarteten Ausfall des Inhabers (durch Unfall, Krankheit)?
Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Banken:
- Wie werden Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner und Banken voraussichtlich auf einen Inhaberwechsel reagieren? Ist mit Akzeptanzproblemen zu rechnen?
- Welcher Personenkreis ist in die Nachfolgeplanung einzubeziehen bzw. zu informieren?
Checkliste: Persönliche Verhältnisse
- Familienverhältnisse (Ehe-/Lebenspartner, Kinder, Enkel, Geschwister)
- Welches Privatvermögen ist vorhanden (Grundbesitz, Kapitalvermögen, Lebens-/Rentenversicherungen, Verbindlichkeiten)?
- Wie sind die güterrechtlichen Verhältnisse geregelt (Zugewinngemeinschaft, Gütertrennung, Gütergemeinschaft)? Ist ein Ehevertrag vorhanden?
- Ist ein Testament oder Erbvertrag vorhanden?
- Sind alle Verträge aufeinander abgestimmt und auf dem neuesten Stand? Entsprechen sie den aktuellen Verhältnissen?
- Gibt es evtl. widersprüchliche Regelungen hinsichtlich der Unternehmensnachfolge im Gesellschaftsvertrag und im Testament? Im Zweifel hätte die gesellschaftsrechtliche Regelung (= zweiseitige Willenserklärung) Vorrang vor der testamentarischen Regelung (= einseitige Willenserklärung).
- Sind Pflichtteilsansprüche zu berücksichtigen?
- Ist die Anordnung einer Testamentsvollstreckung sinnvoll?
- Welche Personen sind bei der Nachfolgeplanung zu berücksichtigen?
- Sind familiäre Auseinandersetzungen zu erwarten? Besteht die Möglichkeit, dass sich einzelne Personen benachteiligt fühlen?
- Sind Abfindungszahlungen, Gleichstellungsgelder oder Ausgleichszahlungen an Familienmitglieder oder Versorgungsleistungen an den Vermögensübergeber zu berücksichtigen bzw. zu vereinbaren, um eine gerechte Vermögensverteilung zu erreichen? Werden die Zahlungsverpflichteten in de...