Die mittel- und langfristige Planung hat verschiedenste Aufgaben, die je nach Empfänger der Planungsergebnisse eine unterschiedliche Gewichtung erhalten:
- Die Unternehmer bzw. Manager wollen Informationen für langfristige Entscheidungen und Möglichkeiten zur Einflussnahme.
- Die Mitarbeiter wollen Rahmenbedingungen für ihre Entscheidungen und für das tägliche Handeln mit mittel- und langfristigen Konsequenzen.
- Die Banken wollen Informationen über die langfristige Sicherheit ihrer Kredite.
- Die Eigentümer wollen Sicherheit über die langfristige Einkommenserzielung aus der Finanzinvestition und den Wertzuwachs in den nächsten Jahren.
Eine funktionierende Mehrjahresplanung gibt Auskunft darüber, wie sich das Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln wird und soll. Denn wie auch bei der Budgetplanung für das kommende Jahr nimmt der verantwortliche Unternehmensführer Einfluss und gibt die mittel- und langfristigen Ziele vor.
Geschäfte in Osteuropa
Die meisten mittel- und langfristigen Ziele, die bei der Mehrjahresplanung Berücksichtigung finden sollen, sind Vertriebsziele. So auch bei einem mittelständischen Hersteller von Kleinmöbeln. Der deutsche Markt stagniert seit Jahren, die westeuropäischen Länder verfügen über starke eigene Möbelhersteller. Darum hat der Gesellschafter und Geschäftsführer für die Fünfjahresplanung das Ziel ausgegeben, in den osteuropäischen Ländern einen Marktanteil von 15 % zu erreichen. Die Planung der anderen Komponenten ergibt dann das wirtschaftliche Ergebnis dieser Vorgabe und macht u. U. klar, dass die Produktion wesentlich erweitert werden muss, um das Ziel erfüllen zu können.
Jede Planung wird dafür gemacht, um von verschiedensten Stellen genutzt zu werden. Diese Stellen innerhalb und außerhalb des Unternehmens erhalten die gleichen Zahlen, erledigen damit aber andere Aufgaben. Darum hat die Mehrjahresplanung selbst auch verschiedenste Aufgaben zu erfüllen.
1.1 Entscheidungshilfen für den Unternehmer
Einer der wichtigsten Empfänger der Plandaten für die nächsten Jahre ist der Unternehmer selbst, gleichgültig, ob er als Geschäftsführer Anteile am Unternehmen besitzt oder kein Kapital hält, ob er Einzelunternehmer oder Aktiengesellschaftsvorstand ist. Wozu benutzt der Unternehmer diese Informationen?
- Über die Zielsetzung bei der Mehrjahresplanung nimmt der Unternehmer Einfluss auf die langfristige Ausrichtung des Unternehmens. Die Strategie, abgestimmt mit dem Management und/oder den Eigentümern, kann langfristig umgesetzt werden. Permanente Eingriff sind überflüssig. Was im Budget durch kurzfristige Vorgaben geschieht (siehe Beitrag Planungssteuerung mit der Kostenrechnung), geschieht in der Langfristplanung durch die Vereinbarung langfristiger Ziele.
- Das Optimum des wirtschaftlichen Handelns über mehrere Jahre hinweg muss nicht die Addition der einzelnen Jahresoptima sein. Ein suboptimales Jahr kann dazu beitragen, im Folgejahr ein besonders gutes Ergebnis zu erzielen.
- Die langfristigen Auswirkungen aktueller und in naher Zukunft anstehender Entscheidungen werden erkannt. Investitionen werden z. B. an den Mehrjahresplänen orientiert, nicht am kurzfristigen Budget.
Grundstück nicht zu klein kaufen
Der mittelständische Hersteller von Kleinmöbeln muss noch in diesem Jahr mit dem Neubau einer Produktionshalle beginnen. Die jetzigen gemieteten Räumlichkeiten sind zu klein. Die Gemeinde bietet zwei Grundstücke im Gewerbegebiet an, eines mit 5.000 m² Fläche und eines mit 10.000 m². Für den aktuellen Umfang reicht die kleinere Fläche, sie bietet aber keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr. Da der Fünfjahresplan jedoch vorsieht, erheblichen Mehrumsatz in Osteuropa zu generieren, und da die Fertigung in Deutschland bleiben soll, wird schnell klar, dass nur das größere Grundstück mit der Fünfjahresplanung übereinstimmt. Der Bau auf dem kleinen Grundstück würde in den nächsten Jahren zu erheblichen Mehrkosten führen, da schnell Erweiterungsmöglichkeiten gesucht werden müssten.
- Nicht zuletzt ist die Mahrjahresplanung ein wichtiges Instrument im Risikomanagementsystem eines Unternehmens. Nur die Planung der internen und externen Parameter über mehrere Jahre lässt auch langsam entstehende Risiken bekannt werden. Das Unternehmen erhält die Chance, frühzeitig und damit rechtzeitig auf die Gefahren zu reagieren und Chancen, die sich in den kommenden Jahren ergeben, auch optimal zu nutzen.
1.2 Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter
Auch in kleinen Unternehmen erhalten immer mehr Mitarbeiter Entscheidungsbefugnisse, die Einfluss haben auf Entwicklungen mit langfristigen Zeithorizonten. Das gilt u. a. im Bereich der Organisation von Fertigungsabläufen. Wird z. B. für ein Produkt mit geringen Stückzahlen ein umständliches Verfahren eingesetzt, kann dies seinen Grund in den geringen Produktionsmengen haben. Ist dem verantwortlichen Meister in der Produktion die Planung wesentlich höherer Stückzahlen in den kommenden Jahren bekannt, kann er bereits jetzt in der täglichen Arbeit den Fertigungsprozess anpassen und optimieren.
- Ein Mehrjahresplan gibt in vielen Situationen größere Sicherheit, wenn...