Birthe Kramer, Dietrich Weilbach
Rz. 42a
Ein Wechsel im Personenstand der Gesamthand (Eintritt in eine bestehende Gesamthand, Ausscheiden aus einer fortbestehenden Gesamthand) löst grundsätzlich keine Grunderwerbsteuer aus. Demgegenüber wird der Tatbestand des § 1 Abs. 1 Nr. 3 GrEStG erfüllt, wenn aus einer Personengesellschaft mit Grundbesitz die Gesellschafter bis auf einen (verbleibenden) – das Vermögen der Gesellschaft übernehmenden – Gesellschafter ausscheiden bzw. bei einer zweigliedrigen Personengesellschaft der vorletzte Gesellschafter ausscheidet und sich das Gesamthandseigentum in Alleineigentum des verbleibenden Gesellschafters verwandelt (Anwachsung nach § 738 Abs. 1 BGB – ggf. i. V. m. § 140 Abs. 1 S. 2 HGB) oder alle Gesellschaftsanteile auf einen übernehmenden Dritten übertragen werden (vgl. BFH v. 25.2.1969, II R 142/63, BStBl II 1969, 400; BFH v. 19.1.1977, II R 161/74, BStBl II 1977, 359 und BFH v. 16.7.1997, II R 27/95, BStBl II 1997, 663, sowie Orth, DStR 1999, 1011f.). Das gesamthänderisch gebundene Sondervermögen wird hier zu Alleineigentum des übernehmenden Gesellschafters bzw. des Dritten. Die Anteile an der Personengesellschaft gehen unter bzw. erlöschen (BFH v. 19.1.1977, II R 161/74, BStBl II 1977, 359; BFH v. 30.3.1978, IV R 72/74, BStBl II 1978, 503 und BFH v. 10.3.1998, BFH/NV 1998, 1412). Das Erlöschen der Gesellschaft tritt auch dann ein, wenn der verbleibende Gesellschafter den Anteil als Treuhänder eines Dritten erwirbt (vgl. FG Brandenburg v. 4.4.2006, 3 K 1112/03).
Nach der Rechtsprechung des BFH folgt die Steuerbarkeit der Rechtsnachfolge des verbleibenden Gesellschafters in das Sondervermögen aus § 1 Abs. 1 Nr. 3 GrEStG. Ein durch Auflassung zu erfüllender Anspruch auf "Übereignung des Grundstücks" i. S. d. § 1 Abs. 1 Nr. 1 GrEStG wird dadurch ebenso wenig begründet wie ein Anspruch auf "Übertragung eines Gesellschaftsanteils" i. S. d. § 1 Abs. 3 Nr. 1 GrEStG (vgl. BFH v. 25.2.1969, II R 142/63, BStBl II 1969, 400; BFH v. 19.1.1977, II R 161/74, BStBl II 1977, 359; BFH v. 16.2.1977, II R 89/74, BStBl II 1977, 671 und BFH v. 16.7.1997, II R 27/95, BStBl II 1997, 663).
Grunderwerbsteuer entsteht auch dann, wenn aus einer dreigliedrigen Gesellschaft 2 Gesellschafter ausscheiden, und danach ein Dritter in die (bereits erloschene) Gesellschaft eintritt, mit diesem also ein Gesellschaftsverhältnis neu vereinbart wird (BFH v. 30.8.1978, II R 28/72, BStBl II 1979, 81 und BFH v. 13.9.1995, II R 80/92, BStBl II 1995, 903). Die Gesellschaft wird auch dann beendigt, wenn der vorletzte Gesellschafter auf den verbleibenden Gesellschafter umgewandelt wird. Der Erwerb des übernehmenden Gesellschafters ist – unter Beachtung der einschränkenden Regelung des § 6 Abs. 4 GrEStG – begünstigt nach § 6 Abs. 2 GrEStG.
Hinsichtlich der Bemessungsgrundlage kommt es maßgeblich darauf an, ob sich der Erwerb auf gesellschaftsvertraglicher Grundlage vollzieht oder ob alle Anteile auf einen Nichtgesellschafter übergehen (vgl. § 8 GrEStG Rz. 6).