Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Prof. Dr. Hendrik Kunz
Die konsequente Ausrichtung der Unternehmensführung auf die Steigerung des Shareholder Value beeinflusst nahezu alle Bereiche einer Unternehmung. So nimmt die wertorientierte Unternehmenssteuerung Einfluss auf die strategische Planung, die Steuerung, die Kontrolle und das Reporting eines Unternehmens. Die wertorientierte strategische Planung bezieht sich auf die Gesamtunternehmung, Unternehmensbereiche sowie einzelne Investitionsprojekte (vgl. Hölscher, 1997, S. 29 ff.). Ziel der wertorientierten strategischen Planung ist die Identifikation von Wertsteigerungspotenzialen und deren Umsetzung in Wertsteigerungsstrategien. Zur Identifikation von Wertsteigerungspotenzialen werden alle Unternehmensbereiche und -funktionen einer Effektivitäts- und Effizienzanalyse unterzogen (vgl. Pape, 2003, S. 162). Die Aufgabe der wertorientierten Steuerung und Kontrolle liegt in der Umsetzung der Wertsteigerungsstrategien und der Begleitung bei der Implementierung dieser Strategien. Eine besondere Bedeutung im Rahmen der wertorientierten Steuerung kommt der Gestaltung von Anreizsystemen für Mitarbeitern zu. Ziel eines wertorientierten Anreizsystems ist es, die Entscheidungen von Managern in Richtung wertschaffender Projekte zu lenken. Zukunftsträchtige Projekte wurden in der Vergangenheit ggf. nicht ausgeführt, weil sie kurzfristige bilanzielle Kenngrößen verschlechterten. Man unterscheidet prinzipiell zwei Arten wertorientierter Anreizsysteme:
- Bei aktienkursbasierten Anreizsystemen erhalten die Mitarbeiter Aktien oder Optionen der eigenen Unternehmung als Vergütungskomponente. Ein derartiges Vergütungssystem setzt ein börsennotiertes Unternehmen voraus. Bei nichtbörsennotierten Unternehmen müsste der Aktienkurs z.B. über Vergleichsverfahren geschätzt werden, wobei entsprechende Kurssteigerungen dann in bar ausgezahlt werden können. Inwiefern die Koppelung der Vergütung an den Aktienkurs die Mitarbeiter zu wertorientiertem Handeln bewegt, wird in der Literatur intensiv diskutiert. So muss kritisch hinterfragt werden, ob ein einzelner Mitarbeiter überhaupt einen Einfluss auf den Aktienkurs ausüben kann. Des Weiteren unterliegen die Börsen einer hohen Eigendynamik. In Zeiten einer Börsenbaisse wird es selbst bei guter Positionierung des Unternehmens schwierig sein, einen attraktiven Aktienkurs zu realisieren. Mögliche Demotivationseffekte bei den Mitarbeitern sind dann nicht auszuschließen.
- Kennzahlenbasierte Anreizsysteme ziehen als Bemessungsgrundlage einer variablen Vergütung bestimmte wertorientierte Kennzahlen heran. In Abhängigkeit von der Entwicklung der wertorientierte Kenngröße werden die Mitarbeiter vergütet. Bei einer kennzahlenorientierten Bewertungsgrundlage ist es insbesondere wichtig, dass die wertorientierten Kennzahlen auch auf Unternehmensbereiche oder gar auf die Projektebene heruntergebrochen werden können. Nur dann kann ein Manager anhand seiner wertschaffenden Tätigkeit gemessen und entlohnt werden.
Die Steigerung des Unternehmenswertes durch eine konsequente Ausrichtung der Unternehmensführung am Marktwert des Eigenkapitals sollte sich auch unmittelbar auf den Aktienkurs der Unternehmung auswirken. Dies setzt allerdings voraus, dass wertsteigernde Maßnahmen auch unmittelbar vom Kapitalmarkt wahrgenommen werden. Diesem Aufgabenkomplex der Kapitalmarktkommunikation widmet sich das Investor-Relationship-Management. Wertorientiertes Reporting bedeutet in diesem Zusammenhang, die klassischen buchhalterischen Größen um wertorientierte Kennzahlen auszubauen. Viele deutsche Unternehmen weisen inzwischen Kennzahlen wie beispielsweise den Economic Value Added (EVA) oder den Cash Value Added (CVA) in ihrem Jahresabschluss aus.