Wissen lässt sich zudem nach verschiedenen Aspekten untergliedern. Für die unternehmerische Praxis ist vor allem die Unterteilung nach impliziertem und expliziertem Wissen von Bedeutung.
Beim implizierten Wissen handelt es sich um Wissen, das sich nur in den Köpfen einzelner Mitarbeiter befindet oder um Fertigkeiten, die zumindest aktuell nur bestimmte Personen beherrschen. Dieses Wissen steht anderen Mitarbeitern nicht zur Verfügung und kann oft auch nicht kurzfristig zur Verfügung gestellt werden, z. B. Intuition beim Kundengespräch oder handwerkliches Geschick in der Produktion.
Beim explizierten Wissen handelt es sich um Wissen, das auch anderen Personen relativ einfach zugänglich gemacht werden kann. Oder es wurde bereits zugänglich gemacht und ist somit nicht auf einen Wissensträger beschränkt.
Expliziertes Wissen
Werden etwa Abläufe beschrieben, können sich Mitarbeiter daran orientieren und z. B. einen Verkaufsvorgang abwickeln. Existiert eine Vertragsdatenbank, können auch Mitarbeiter ohne juristische Ausbildung zumindest einfache Verträge abschließen. Explizites Wissen kann strukturiert (z. B. in Datenbanken oder EDV-Systemen) oder unstrukturiert (z. B. als Notizen oder E-Mails) vorliegen.
Wissens-Fachleute gehen davon aus, dass nur ein Bruchteil des in einer Organisation vorhandenen Wissens in explizierter Form vorliegt. Und auch von diesem Wissen ist wiederum nur ein Bruchteil in "strukturierter Form" vorhanden. Das bedeutet, dass nur ein kleiner Teil des Gesamtwissens in einem Unternehmen für Dritte, z. B. Vorgesetzte und Kollegen, verfügbar und auch nutzbar ist. Wobei zusätzlich bedacht werden muss, dass das nutzbare Wissen nicht zwingend für die Entwicklung des Unternehmens relevant sein muss. Denn was nützt es beispielsweise, wenn ein Unternehmer sehr gute Sprachkenntnisse hat, das Unternehmen hierfür wegen fehlender Auslandsbeziehungen aber keine Verwendung hat?
Wissen ist also ein Vermögenswert, der allerdings anders als z. B. Maschinen oder Gebäude nicht einfach erfasst und bilanziert werden kann. Die Herausforderung für Unternehmen besteht nun darin, den Anteil nutzbaren und relevanten Gesamtwissens sukzessive und systematisch zu erfassen, zu bewerten und zu vergrößern. Nur dann lassen sich auch Wettbewerbsvorteile erzielen, denn nur, wenn z. B. möglichst viele Mitarbeiter wissen, was genau sich Kunden wünschen, können die Wünsche auch erfüllt und mehr Produkte verkauft werden. Und nur, wenn die Vertriebsmitarbeiter wissen, wie vorgelagerte Prozesse (u. a. Einkauf, Produktion) funktionieren, können sie gegenüber Kunden verbindliche Zusagen treffen, die eingehalten werden können.
Dabei treten in der Praxis zahlreiche Probleme auf. Zum einen ist da natürlich der Faktor Mensch. Viele Personen sind von Natur aus bestrebt, möglichst viel Wissen für sich zu behalten, um z. B. einen Macht- und Wissensvorsprung vor Kollegen zu haben. Zum anderen muss geprüft werden, wie sich Wissen auch durch Methoden und Werkzeuge möglichst systematisch erschließen lässt und verfügbar gehalten werden kann. Und natürlich muss geprüft werden, welches Wissen überhaupt für die Entwicklung eines Unternehmens relevant ist und erschlossen werden soll. Nicht zuletzt ist zu bedenken, dass die Halbwertzeit des Wissens kontinuierlich und in immer schnellerem Tempo abnimmt. Es muss also auch eine Lösung gefunden werden, relevantes Wissen denjenigen im Betrieb bereitzustellen, die es benötigen, bevor es veraltet ist. Das gilt z. B. für Wissen
- rund um Kundenwünsche,
- im Bereich Einkauf und Produktion
- im Entwicklungsbereich
- in administrativen Sektoren wie Personal-, Buchhaltung und Steuerrecht.