Zusammenfassung
Das Working Capital, auch Nettoumlaufvermögen genannt, ist der Saldo aus Umlaufvermögen abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten. Das Umlaufvermögen besteht aus Vermögensgegenständen, die während des Betriebsprozesses verbraucht werden und daher im Gegensatz zum Anlagevermögen nicht dauerhaft zum Vermögen eines Unternehmens gezählt werden. Verbindlichkeiten stehen für die Summe offener finanzieller Verpflichtungen eines Unternehmens gegenüber seinen Lieferanten und sonstigen Gläubigern.
Working Capital (Nettoumlaufvermögen) = Vorräte + Forderungen aus Lieferungen und Leistungen – Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Das Working Capital Management beinhaltet die Planung, Steuerung und Optimierung des Working Capitals. Es verfolgt das Ziel, das Working Capital effizient zu gestalten und durch Freisetzung des im Umlaufvermögen unnötig gebundenen Kapitals, die Liquidität eines Unternehmens zu verbessern.
1 Working Capital als Bilanzkennzahl zur Liquiditätsanalyse
Das Working Capital wird als Bilanzkennzahl zur Liquiditätsanalyse von Unternehmen verwendet. Ein positives Working Capital bedeutet, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten durch Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens mit gleicher oder ähnlicher Fristigkeit gedeckt werden können. Je positiver das Working Capital, desto wahrscheinlicher kann ein Unternehmen seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachkommen.
Abb. 1 verdeutlicht anhand eines Beispiels die Berechnung des Working Capitals.
Abb. 1: Berechnung des Working Capitals
Bei der Bewertung der Kennzahl ist allerdings zu berücksichtigen, dass es sich lediglich um eine statische, stichtagsbezogene Analyse handelt. Derartige Kennzahlen sind vergangenheitsbezogen und besitzen daher keine Aussagekraft bezüglich der zukünftigen Entwicklung eines Unternehmens. Weiterhin ist bei bilanzbezogenen Kennzahlen zu berücksichtigen, dass sie bilanzpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten unterliegen (sog. "window dressing"). Darüber hinaus kann das Working Capital zwischen einzelnen Branchen und verschiedenen Unternehmensgrößen erheblich variieren. Dies sollte bei Vergleichen mit anderen Unternehmen ebenfalls berücksichtigt werden.
2 Zielsetzung des Working Capital Managements
Betrachtet man das Working Capital lediglich als Kennzahl für die Liquidität eines Unternehmens, so kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass das Working Capital möglichst hoch sein sollte. Schließlich ist dadurch auch eine sichere Liquiditätssituation gegeben. Ein zu positives Working Capital deutet allerdings darauf hin, dass das Unternehmenskapital ineffizient eingesetzt wird. Kapital, welches im Umlaufvermögen gebunden ist, wird als nicht zinsbringendes oder "totes" Kapital gewertet, das sowohl die verfügbare Liquidität als auch die Kapitalrendite eines Unternehmens reduziert. Neben der Liquiditätssicherung verfolgt das Working Capital Management daher das Ziel, das Working Capital effizient zu gestalten. Im Umlaufvermögen unnötig gebundenes Kapitals soll freigesetzt werden um die Kapitalrentabilität eines Unternehmens zu verbessern. Kurz gesagt geht es darum, das Working Capital vor dem Hintergrund von Liquiditätssicherung auf der einen Seite und Liquiditätsfreisetzung auf der anderen Seite zu optimieren, nicht zu maximieren.
3 Maßnahmen zur Optimierung des Working Capitals
Die Faktoren, die das Working Capital beeinflussen, sind:
- Vorräte/Lagerbestände,
- Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.
Die Optimierungsprozesse des Working Capital Managements setzen daher bei genau diesen Faktoren ein. Generell sollen Lagerbestände verringert, Forderungen möglichst schnell eingetrieben und Verbindlichkeiten möglichst spät beglichen werden. Dadurch soll der Kapitalzufluss beschleunigt, der Kapitalabfluss dagegen verzögert werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Vorrats-, Debitoren-, und Kreditorenmanagement.
Abb. 2: Optimierungsprozesse im Rahmen des Working Capital Managements
3.1 Vorratsmanagement
Insbesondere in Produktionsunternehmen beeinflusst die Vorratshaltung an Roh-, Hilfs- und Betriebstoffen, unfertigen Erzeugnissen sowie Fertigprodukten entscheidend die Höhe des Working Capitals. Um die Kapitalbindung in der Vorratshaltung zu reduzieren, müssen Optimierungen den gesamten leistungswirtschaftlichen Prozess berücksichtigen und bei der Planung neuer Produkte und der Zusammenstellung des Produktprogramms ansetzen. So führen zu breite Produktsortimente ohne Standardisierung von Bauteilen zu einem erheblichen Bestandsaufbau und zu einem niedrigen Lagerumschlag. Modularisierung bzw. Standardisierung von Endprodukten und Baugruppen reduzieren hingegen die Teilevielfalt und damit die notwendigen Bestände.
Ein weiterer Ansatzpunkt sind Maßnahmen, die Durchlaufzeiten im Produktionsprozess verkürzen. Auf der Beschaffungsseite können Outsourcing und Just-in-Time-Fertigung dazu beitragen, Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie von Bauteilen und Baugruppen zu senken. Auf der Absatzseite dienen Maßnahmen wie Marktforschung und eine adäquate Absatzplanung sowie Maßnahmen der Verkaufsförderung dazu, den Bestand an Fertigprodukten so...