(1) 1Mitunternehmer im Sinne des § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG ist, wer zivilrechtlich Gesellschafter einer Personengesellschaft ist (vgl. hierzu Absatz 2) und eine gewisse unternehmerische Initiative entfalten kann sowie unternehmerisches Risiko trägt (BFH-Entscheidungen vom 8. 2.1979 - BStBl II S, 405, vom 25.6.1984 - BStBl II S. 751, vom 24.7.1984 - BStBl 1985 II S. 85, vom 6.2. 1986 - BStBl II S. 455 und vom 15.7.1986 - BStBl II S. 896). 2In Ausnahmefällen reicht auch eine einem Gesellschafter einer Personengesellschaft wirtschaftlich vergleichbare Stellung aus, z. B. als Beteiligter an einer Erben-, Güter- oder Bruchteilsgemeinschaft, als Beteiligter einer "fehlerhaften Gesellschaft" im Sinne des Zivilrechts oder als Unterbeteiligter. 3Auch Gesellschafter einer OHG oder KG erzielen nur dann Einkünfte aus Gewerbebetrieb, wenn sie Mitunternehmer des gewerblichen Unternehmens sind (BFH-Urteil vom 8. 2. 1979 - BStBl II S. 405). 4Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV). unterliegt nach § 1 des Gesetzes zur Ausführung der EWG-Verordnung über die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV-Ausführungsgesetz) vom 14. 4.1988 (BGBl. I S. 514) den für eine OHG geltenden Rechtsvorschriften. 5Dies gilt auch für das Einkommensteuerrecht. 6Zur Frage der Mitunternehmerstellung eines angestellten Komplementärs vgl. die BFH-Urteile vom 11. 6.1985 (BStBl 1987 II S. 33) und vom 14. 8. 1986 (BStBl 1987 II S. 60), einer am Gesellschaftskapital nicht beteiligten Kornplementär-gmbh vgl. BFH-Urteil vom 11. 12. 1986 (BStBl 1987 II S. 553), von Treugebern einer Publikumsgesellschaft vgl. BFH-Urteil vom 21. 4.1988 (BStBl 1989 II S. 722), einer Organgesellschaft vgl. BFH-Urteil vom 10. 11. 1983 (BStBl 1984 II S. 150) und einer Personenhandelsgesellschaft vgl. BFH-Beschluß vom 12.10.1989 (BStBl 1990)1 S. 168). 7Wegen Einzelheiten zur Mitunternehmerschaft bei Familiengesellschaften vgl. Abschnitt 138 a Abs. 1 bis 5. 8Ob ein Gesellschafter Mitunternehmer ist, beurteilt sich jedoch für alle Personengesellschaften nach gleichen Maßstäben (BFH-Urteile vom 29. 4. 1981 - BStBl II S. 663 und vom 25. 6. 1981 - BStBl II S.779).
(2) 1Mitunternehmer kann auch sein, wer nicht als Gesellschafter, sondern z. B. als Arbeitnehmer oder Darlehnsgeber bezeichnet ist, wenn die Vertragsbeziehung als Gesellschaftsverhältnis anzusehen ist. 2Welchen Namen die Beteiligten ihren Rechtsbeziehungen gegeben haben, ist dabei unerheblich, denn vertragliche Beziehungen werden den schuldrechtlichen Vertragstypen entsprechend den vereinbarten Leistungen zugeordnet (vgl. BFH-Urteile vom 27. 2. 1980- BStBl 1981 IIS.210,vom 11. 12.1980- BStB1 1981 II S. 310 vom 11.9.1986 - BStB1 1987 II S. 111 und vom 6.12.1988 - BStBl 1989 II S. 705). 3Bei der wirtschaftlichen Zielsetzung des § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG ist davon auszugehen, daß eine Mitunternehmerschaft vorliegt, wenn mehrere Personen durch gemeinsame Ausübung der Unternehmerinitiative und gemeinsame Übernahme des Unternehmerrisikos auf einen bestimmten Zweck hin tatsächlich zusammenarbeiten (BFH-Urteil vom 27. 2.1980 - BStBl 1981 II S. 210); vgl. hierzu auch Nr. 2 des BMF-Schreibens vom 8.5.1978 (BStBl I S. 203) und dementsprechenden Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder. 4Tatsächliche Einflußmöglichkeiten allein genügen insoweit allerdings nicht (BFH-Beschluß vom 2. 9. 1985 - BStBl 1986 II S. 10 und BFH-Urteil vom 28. 1. 1986 - BStBl II S.599).
(3) 1Miterben sind Mitunternehmer im Sinne des § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG eines zum Nachlaß gehörenden und nach dem Tode des Erblassers fortgeführten gewerblichen Unternehmens, wenn die Miterben alsbald nach dem Erbfall übereinstimmend und äußerlich erkennbar davon ausgegangen sind, daß das Unternehmen gemeinsam fortgeführt wird und lediglich bestimmte Einzelheiten dieser Fortführung einer klarstellenden Regelung bedürfen, z. B. Rechtsform der OHG oder der KG, Einzelheiten des Gesellschaftsvertrags (BFH-Urteile vom 2.12.1976 - BStBl 1977 II S. 209 und vom 28.11.1974 - BStBl 1975 II S. 499). 2Das gleiche gilt in Fällen, in denen die Erbauseinandersetzung testamentarisch für längere Zeit ausgeschlossen ist und sich die Miterben an diese Anordnung halten (BFH-Urteil vom 17.9.1970 - BStBl 1971 II S. 87). 3Im Fall einer gesellschaftsvertraglich geregelten qualifizierten Nachfolge- oder Eintrittsklausel geht der Gesellschaftsanteil des verstorbenen Gesellschafters unmittelbar, in vollem Umfang und unverändert auf den Nachfolger - Miterben über (BFH-Urteil vom 26. 3.1981 - BStBl II S. 614). 4Ist streitig, ob unter mehreren Miterben auf Grund eines testamentarisch verfügten Nießbrauchs nur einer oder - wegen Unklarheit in der rechtlichen Stellung des Nießbrauchers - mehrere Miterben zur Fortführung des zum Nachlaß gehörenden Einzelunternehmens berechtigt sind, so kommt es für die Beurteilung, wer Unternehmer (Mitunternehmer) ist, entscheidend auf die tatsächliche Gestaltung der Verhältnisse durch die Miterben an (BFH-Urteil vom 28.11. 1979 - BStBl 1980 II S...