Tz. 30
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Da die Entscheidung des Gerichts über einen Antrag nach § 69 Abs. 3 FGO nicht in materieller Rechtskraft erwächst, steht es dem Antragsteller frei, jederzeit einen neuen Antrag zu stellen (BFH v. 21.10.2013, V B 68/13, BFH/NV 2014, 173). Nach § 69 Abs. 6 Satz 2 FGO können die Beteiligten die Änderung oder Aufhebung der Entscheidung über die Vollziehungsaussetzung bzw. -aufhebung aber nur wegen veränderter Umstände oder wegen im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen. Die Geltendmachung veränderter Umstände ist Zulässigkeitsvoraussetzung für den Antrag nach § 69 Abs. 6 Satz 2 FGO (BFH v. 14.03.2007, IV B 4/04 [PKH], IV S 3/07 [PKH], juris). Veränderte Umstände liegen auch dann vor, wenn die maßgebliche Rechtsfrage inzwischen höchstrichterlich geklärt ist (BFH v. 15.02.1991, IX S 6/90, BFH/NV 1991, 535) oder inzwischen eine Gesetzesänderung eingetreten ist (auch s. Rz. 29). Ohne Verschulden nicht geltend gemachte Umstände sind gegeben, wenn Beweismittel nachträglich bekannt bzw. erreichbar geworden (BFH v. 24.03.1987, I B 156/86, BFH/NV 1988, 208 BFH v. 25.10.1994, VIII B 101/94, BFH/NV 1995, 611) oder Tatsachen nachträglich bekannt geworden sind. Hierbei schadet bereits (einfache) Fahrlässigkeit. Für die Entscheidung über einen Antrag (oder eine Anregung) ist stets das Gericht der Hauptsache zuständig. Das ist das FG während der Anhängigkeit des Klageverfahrens auch dann, wenn auf Beschwerde gegen den ursprünglichen Beschluss des FG der BFH im Beschwerdeverfahren abweichend vom FG entschieden hat (BFH v. 25.03.1993, I S 5/93, BStBl II 1993, 515). Ist nach dem AdV-Beschluss des FG der BFH in der Hauptsache zuständig geworden, so ist der Änderungsantrag beim BFH zu stellen (BFH v. 21.02.2007, XI S 1/07, BFH/NV 2007, 1116; vgl. auch BFH v. 15.09.2010, I B 27/10, BStBl II 2010, 935). Dabei ist zu beachten, dass für den Folgeantrag vor dem BFH die Voraussetzungen des § 69 Abs. 6 Satz 2 FGO einzuhalten sind (BFH v. 08.05.2008, IX S 30/07, BFH/NV 2008, 1499; BFH v. 13.05.2008, VI S 7/08, BFH/NV 2008, 1352; BFH v. 08.03.2013, III S 2/12, BFH/NV 2013, 960 m. Anm. Bartone, jurisPR-SteuerR 20/2013; BFH v. 21.10.2013, V B 68/13, BFH/NV 2014, 173; BFH v. 13.05.2015, X S 9/15, BFH/NV 2015, 1099).