Tz. 6
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
§ 150 Abs. 3 AO klärt Zweifelsfragen im Zusammenhang mit der in verschiedenen Einzelsteuergesetzen (s. z. B. § 25 Abs. 3 Sätze 4 und 5 EStG; § 14a GewStG; § 18 Abs. 3 Satz 3 UStG, vgl. aber EuGH v. 03.12.2009, C-433/08, DStR 2010, 2593 zur Bestimmung für das Vorsteuervergütungsverfahren nach § 18 Abs. 9 Satz 2 Nr. 3 UStG) geforderten eigenhändigen Unterzeichnung der Steuererklärung (zum Zweck der eigenhändigen Unterzeichnung s. BFH v. 14.01.1998, X R 84/95, BStBl II 1999, 203 und dem entgegen BFH v. 22.05.2007, IX R 55/06, BStBl II 2007, 857). Eine Vertretung ist nicht uneingeschränkt zulässig; § 150 Abs. 3 AO ist insoweit lex specialis zu § 80 Abs. 1 Satz 1 AO (wobei § 150 Abs. 3 AO nicht eine mögliche Empfangsbevollmächtigung erfasst: s. FG BW v. 06.02.1991, 2 K 410/87, EFG 1992, 105). Fehlt die vorgeschriebene Unterschrift, ist die Steuererklärung unwirksam (BFH v. 26.03.1999, X B 196/98, BFH/NV 1999, 1309; BFH v. 22.05.2007, IX R 55/06, BStBl II 207, 857). Die Unwirksamkeit oder das Fehlen der Unterschrift bleibt ohne Einfluss auf die Wirksamkeit eines Steuerbescheids (BFH v. 28.02.2002, V R 42/01, BStBl II 2002, 642); zum Einfluss auf § 170 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 AO s. FG Sa v. 28.05.2003, 1 K 171/01, juris: STRE 200371204.
Tz. 7
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Zu den Anforderungen an eine Unterschrift s. § 64 FGO Rz. 4. Dem Erfordernis der eigenhändigen Unterschrift ist nicht genügt, wenn der Stpfl. auf einem Unterschriftsstreifen unterschreibt, der vom steuerlichen Berater nach Erstellung der Erklärung auf die für die Unterschriftsleistung vorgesehene Stelle des Erklärungsvordrucks geklebt wird (s. BFH v. 20.01.1984, VI R 16/82, BStBl II 1984, 436). Eine eigenhändige Unterschrift liegt auch dann vor, wenn die Steuererklärung per Telefax der Finanzbehörde übermittelt wird (BFH v. 8.10.2014, VI R 82/13, BStBl II 2015, 359; FG Bbg v. 24.02.2003, 1 K 57/02, EFG 2003, 777; Kuhfus, EFG 2007, 1518 m. w. N.; a. A. noch BFH v. 24.07.2003, III B 78/02, BFH/NV 2003, 1610 m. w. N.; FG SAnh v. 22.06.2006, 1 K 948/04, EFG 2007, 1518). In jedem Fall zulässig ist die Übermittlung einer Steuererklärung mittels Telefax, wenn eine eigenhändige Unterschrift nicht gefordert wird (z. B. USt- und LSt-Anmeldungen sowie Kapitalertragsteueranmeldungen), da die einfache Schriftform gewahrt ist (vgl. BFH v. 04.07.2002, V R 31/01, BStBl II 2003, 45; OFD Magdeburg v. 26.08.2004, IV D 2 – S 0321–4/03; juris, unter 3.5 ff.).
Tz. 7a
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Zur Unterschrift bei einer elektronischen Übermittlung der Steuererklärung s. Rz. 11 ff. und s. § 87a AO.
Tz. 8
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Eine zulässige Stellvertretung bei der Unterschriftsleistung erfordert, dass der handlungsfähige (s. § 149 AO Rz. 6) Erklärungspflichtige infolge seines körperlichen oder geistigen Zustandes (worunter nach FG Mchn v. 21.04.1998, 2 K 3415/96, EFG 1998, 1102 auch mangelnde Sprachkenntnisse fallen) oder durch längere Abwesenheit (s. dazu BFH v. 10.04.2002, VI R 66/98, BStBl II 2002, 455; enger BFH v. 29.03.2001, III R 48/98, BStBl II 2001, 629 zum InvZulG mit umfangreicher Darstellung der Meinungen im Schrifttum) an der Unterschrift gehindert ist. Ist die Behinderung lediglich vorübergehend, kann die Behörde bei Wegfall des Hinderungsgrundes die Nachholung der eigenhändigen Unterschrift verlangen. Für den Fall der Krankheit s. FG SAnh v. 04.05.2006, 1 K 378/02, EFG 2007, 4.
Die Unterzeichnung durch einen Bevollmächtigten ist außerdem nur dann zulässig, wenn das Vertretungsverhältnis offengelegt wird (BFH v. 10.04.2002, VI R 66/98, BStBl II 2002, 455). Unterzeichnet ein Dritter mit dem Namen des Stpfl. (verdeckte Stellvertretung), ist die Steuererklärung unwirksam (BFH v. 07.11.1997, VI R 45/97, BStBl II 1998, 54).