Tz. 12
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Nach § 33 Abs. 1 Nr. 4 FGO kann der Finanzrechtsweg durch Gesetz des Bundes oder eines Landes auch für öffentlich-rechtliche Streitigkeiten eröffnet werden, die nicht schon durch eine der Fallgruppen des § 33 Abs. 1 Nr. 1, 2 oder 3 FGO erfasst sind. Es braucht sich dabei nicht notwendig um Abgabenangelegenheiten (§ 33 Abs. 2 FGO; s. Rz. 3) zu handeln. Die nachfolgenden Ausführungen enthalten Beispiele für bundes- und landesgesetzliche Regelungen.
I. Zuweisungen durch Bundesgesetz
Tz. 13
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Durch Bundesgesetz ist der Finanzrechtsrechtsweg z. B. eröffnet für Streitigkeiten über die Zerlegung von KSt, LSt und Zinsabschlag (§ 11 ZerlG), über die Wohnungsbauprämie (§ 8 Abs. 3 WoPG), über die Eigenheimzulage (§ 15 Abs. 1 Satz 2 EigZulG), über die Investitionszulage (§ 7 Abs. 1 Satz 3 InvZulG 1996, § 6 Abs. 1 Satz 3 InvZulG 1999; a. A. BFH v. 09.04.2014, III S 4/14, BFH/NV 2014, 1077: § 33 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 FGO), über die Altersversorgungszulage (§ 98 EStG; hierzu BFH v. 08.07.2015, X R 41/13, BStBl II 2016, 525), über Verwaltungshandeln der Behörden der Zollverwaltung (§ 23 SchwarzArG; hierzu FG Münster v. 23.01.2018, 10 V 3258/17 S, BB 2018, 469), über Maßnahmen zur Durchführung einer gemeinsamen Marktorganisation (§ 34 Abs. 1 Satz 1 MOG; hierzu z. B. FG Ha v. 17.01.2017, 4 K 42/15, juris). Zu weiteren Beispielen von Beckerath in Gosch, § 33 FGO Rz. 217 ff.; Braun in HHSp, § 33 FGO Rz. 242 ff.; Herbert in Gräber, § 33 FGO Rz. 40; Seer in Tipke/Kruse, § 33 FGO Rz. 77 ff.
II. Zuweisungen durch Landesgesetz
Tz. 14
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Die Länder haben in ihren AGFGO die Zulässigkeit des Finanzrechtswegs für Streitigkeiten Abgabenangelegenheiten geregelt, soweit die Abgaben der Gesetzgebung des Landes unterliegen und durch Landesfinanzbehörden verwaltet werden (z. B. § 4 SaarlAGFGO; zu den Übrigen AGFGO Seer in Tipke/Kruse, § 33 FGO Rz. 81). Für kommunale Steuern treffen die KAG der Länder regelmäßig keine Regelung, sodass hierfür der allgemeine Verwaltungsrechtsweg (§ 40 Abs. 1 Satz 1 VwGO) gegeben ist; dies folgt als umgekehrter Schluss aus § 33 Abs. 1 Nr. 1 FGO. Besonderheiten gelten für Bremen (dazu Seer in Tipke/Kruse, § 33 FGO Rz. 83). In einigen Ländern ist auch für die KiSt der Finanzrechtsweg eröffnet (die Übersicht bei von Beckerath in Gosch, § 33 FGO Rz. 232 ff.; Braun in HHSp, § 33 FGO Rz. 269 ff.; Herbert in Gräber, § 33 FGO Rz. 42 ff.; Seer in Tipke/Kruse, § 33 FGO Rz. 87 ff.). Für die KiSt haben die Länder gem. Art. 140 GG i. V. m. Art. 137 Abs. 6 WRV die Gesetzgebungskompetenz. In manchen KiStG sind die Streitigkeiten über die KiSt dem Finanzrechtsweg zugewiesen (z. B. § 16 Abs. 1 SaarlKiStG; Seer in Tipke/Kruse, § 33 FGO Rz. 88); in den übrigen Ländern ist für die Streitigkeiten der allgemeine Verwaltungsrechtsweg gegeben (Seer in Tipke/Kruse, § 33 FGO Rz. 89).