Tz. 80
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Nach § 180 Abs. 5 Nr. 1 AO ist ein Feststellungsverfahren entsprechend § 180 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. a AO auch dann durchzuführen, wenn die nach einem Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung (DBA) von der Bemessungsgrundlage ausgenommenen Einkünfte bei der Festsetzung der Steuern der beteiligten Personen von Bedeutung sind. Zur Anwendung der DBA auf Personengesellschaften s. BMF v. 26.09.2014, IV B 5 – S 1300/09/10003, BStBl I 2014, 1258. Die Feststellung der Einkünfte der ausländischen Gesellschaft beschränkt sich auf den für die Besteuerung relevanten Teil z. B. für die Anwendung der Freistellungsmethode nach dem Methodenartikel des jeweiligen DBA (BMF v. 26.09.2014, IV B 5 – S 1300/09/10003, BStBl I 2014, 1258, Tz. 6.1), für Zwecke des Progressionsvorbehalts oder des § 2a Abs. 3 EStG. Festzustellen sind die steuerfreien Einkünfte, nicht nur ein dem Progressionsvorbehalt unterliegender Betrag (BFH v. 21.08.1990, VIII R 271/84, BStBl II 1991, 126). Anwendungsfall ist ferner, wenn auf Antrag der Verlust aus einer ausländischen Betriebsstätte sowie aus einer Beteiligung an einer ausländischen Personengesellschaft und einer ausländischen atypischen Gesellschaft (s. Strobl/Schäfer, IStR 1993, 206, 208) auch bei der Ermittlung des inländischen zu versteuernden Einkommens abgezogen werden kann (§ 2a Abs. 3 EStG; zur Anwendbarkeit s. § 52 Abs. 3 Satz 2 bis 4 EStG). Im Feststellungsverfahren nach § 180 Abs. 5 Nr. 1 AO sind sämtliche tatsächlichen und rechtlichen Voraussetzungen, unter denen ein Verlust nach § 2a Abs. 3 EStG bei der Veranlagung zu berücksichtigen ist, festzustellen. Dagegen ist bei der ESt-Veranlagung zu entscheiden, ob und in welcher Weise sich Verluste i. S. des § 2a Abs. 3 EStG auswirken (BFH v. 21.08.1990, VIII R 271/84, BStBl II 1991, 126; Grützner, IStR 1994, 65, 69). Auch der Hinzurechnungstatbestand gem. § 2a Abs. 4 EStG ist als "andere Besteuerungsgrundlage" i. S. von § 180 Abs. 5 Nr. 1 i. V. m. Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. a AO Gegenstand der Feststellungen (BFH v. 24.07.2013, I R 57/11, BStBl II 2016, 633, m. w. N.).
Die Feststellung nach § 180 Abs. 5 Nr. 1 AO ist ein eigenständiger Verwaltungsakt, der formell entweder selbstständig oder in Verbindung mit einer Feststellung steuerpflichtiger inländischer Einkünfte nach § 180 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. a AO erlassen werden kann; sie kann auch während des finanzgerichtlichen Verfahrens nachgeholt werden (BFH v. 24.07.2013, I R 57/11, BStBl II 2016, 633 m. w. N.; BFH v. 21.02.2017, VIII R 46/13, BStBl II 2017, 745 m. w. N.).
Zur örtlichen Zuständigkeit s. BMF v. 11.12.1989 (IV A 5 – S 0120 – 4/89, BStBl I 1989, 470, geändert durch BMF v. 02.01.2001 (IV A 4 – S 0121 – 2/00, BStBl I 2001, 40.