Tz. 1
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Die Kostenentscheidung (§ 143 FGO) ist gem. § 145 FGO nicht isoliert anfechtbar, sondern nur zusammen mit der Hauptsache (z. B. BFH v. 23.12.2013, IX R 6/13, BFH/NV 2014, 561). Dies gilt für Revision und NZB gleichermaßen (z. B. BFH v. 14.03.2012, II B 109/11, BFH/NV 2012, 977; BFH v. 11.01.2013, V S 27/12 [PKH], BFH/NV 2013, 945). Daher kann die mit einer NZB erhobene Rüge einer fehlerhaften Kostenentscheidung nicht zur Zulassung der Revision führen, wenn die NZB unzulässig oder unbegründet ist oder in Bezug auf die Hauptsache keine Zulassungsgründe i. S. des § 115 Abs. 2 FGO geltend gemacht werden (z. B. BFH v. 28.01.2014, III B 20/13, BFH/NV 2014, 704; BFH v. 11.02.2015, V B 107/14, BFH/NV 2015, 698; BFH v. 20.05.2016, III B 62/15, BFH/NV 2016, 1293). Eine Beschränkung der Urteilsanfechtung auf den Kostenpunkt ist auch dann nicht statthaft, wenn sich der Beteiligte nur im Kostenpunkt beschwert fühlt (§ 99 ZPO; BFH v. 19.07.1966, I S 8/66, BStBl III 1966, 508; BFH v. 10.07.1996, XI B 134/95, BFH/NV 1997, 48), z. B. weil ihm trotz Obsiegens gem. § 137 FGO die Kosten auferlegt wurden (BFH v. 21.08.1974, I R 116/73, BStBl II 1975, 17); ferner nicht, wenn eine zwei Veranlagungszeiträume umfassende Entscheidung hinsichtlich des einen nur im Kostenpunkt und hinsichtlich des anderen auch in der Hauptsache angegriffen wird (BFH v. 22.06.1967, IV 196/63, BStBl III 1967, 640; BFH v. 26.10.1983, IV R 89/82, juris). Aus § 145 FGO folgt, dass eine Revision nicht auf Gründe gestützt werden kann, die sich aus der behaupteten Unrichtigkeit der Kostenentscheidung ergeben, wenn die vom Rechtsmittelführer geltend gemachten Revisionszulassungsgründe nicht greifen und die NZB in der Hauptsache keinen Erfolg hat (z. B. BFH v. 13.05.2004, IV B 230/02, BStBl II 2004, 833; BFH v. 10.06.2010, IX B 45/10, BFH/NV 2010. 1842; BFH v. 30.01.2012, VII B 187/11, BFH/NV 2012, 764; Seer in Tipke/Kruse, § 115 FGO Rz. 111; Brandis in Tipke/Kruse, § 145 FGO Rz. 1; Ratschow in Gräber, § 145 FGO Rz. 2). Wird durch Hauptsachenentscheidung die Erledigung der Hauptsache ausgesprochen (vgl. die Erläuterungen zu s. § 138 FGO), so ist ebenfalls die isolierte Anfechtung der zugleich getroffenen Kostenentscheidung unzulässig (BFH v. 28.09.1972, IV 196/63, BStBl II 1973, 17). Da § 145 FGO prozesswirtschaftlichen Zwecken dient, kann jedoch die unselbstständige Anschlussrevision auf den Kostenpunkt beschränkt werden, wenn mit der Revision bereits die Entscheidung in der Hauptsache angegriffen worden ist (BFH v. 02.06.1971, III R 105/70, BStBl II 1971, 675; BFH v. 23.09.1998, XI R 71/97, BFH/NV 1999, 460; BFH v. 25.09.2014, III R 5/12, BStBl II 2015, 220). Eine solche Beschränkung ist aber nur dann zulässig, wenn der Anschlussrevisionskläger auch tatsächlich eine entsprechende Beschwer durch die Kostenentscheidung der Vorinstanz geltend macht (BFH v. 27.09.1994, VIII R 36/89, BStBl II 1995, 353; BFH v. 25.09.2014, III R 5/12, BStBl II 2015, 220). Die Anfechtung der Entscheidung über die Kosten ist auf einen anderen Gegenstand gerichtet als die Anfechtung der Entscheidung über die Hauptsache. Die erstgenannte Anfechtung wahrt nicht die Frist für die zweitgenannte (BFH v. 22.03.1972, II B 14/71, BStBl II 1972, 493). Da der BFH letztinstanzlich entscheidet, ist die Beanstandung der Kostenentscheidung in einem BFH-Urteil als Gegenvorstellung zu behandeln, für die § 321a Abs. 2 Satz 2 ZPO (Zwei-Wochen-Frist) analog gilt (BFH v. 27.01.2004, VIII R 111/01, BFH/NV 2004, 660). Fraglich ist dabei, ob diese Rspr. vor dem Hintergrund der BVerfG-Rspr. zur Rechtsmittelklarheit noch Bestand haben kann (dazu BVerfG v. 30.04.2003, 1 PbU 1/02, BVerfGE 107, 395).