Dipl.-Finanzwirt (FH) Andreas Kümpel
I. Allgemeines
Tz. 1
Stand: EL 137 – ET: 06/2024
Aufwendungen für die Haushaltsführung gehören grundsätzlich zu den Kosten der privaten Lebensführung, die unter das Abzugsverbot des § 12 EStG fallen (Anhang 10).
Führt aber ein Arbeitnehmer eines Verbandes/Vereins aus beruflichen Gründen einen doppelten Haushalt und entstehen ihm dadurch notwendige Mehraufwendungen, so kann das Mehr an Aufwendungen im Rahmen des § 9 Abs. 1 Nr. 5 EStG (Anhang 10) als Werbungskosten geltend gemacht werden.
Tz. 2
Stand: EL 137 – ET: 06/2024
Zu den abzugsfähigen Aufwendungen, die bei einer doppelten Haushaltsführung steuerlich berücksichtigt werden können, zählen:
- die Fahrtkosten aus Anlass der Wohnungswechsel zu Beginn und am Ende der doppelten Haushaltsführung sowie für wöchentliche Heimfahrten an den Ort des eigenen Hausstands oder Aufwendungen für wöchentliche Familien-Ferngespräche (III.),
- Verpflegungsmehraufwendungen (IV.),
- Aufwendungen für die Zweitwohnung (V.) und
- Umzugskosten (VI.).
Auf die Ausführungen in R 9.11 (5–11) LStR (Anhang 8a) wird ergänzend hingewiesen.
II. Doppelter Haushalt
Tz. 3
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Eine doppelte Haushaltsführung liegt vor, wenn der Arbeitnehmer außerhalb des Ortes seiner ersten Tätigkeitsstätte einen eigenen Hausstand (Hauptwohnung) unterhält und auch am Ort der ersten Tätigkeitsstätte wohnt (Zweitwohnung), die Anzahl der Übernachtungen ist dabei unerheblich. Das Vorliegen eines eigenen Hausstandes setzt das Innehaben einer Wohnung sowie eine finanzielle Beteiligung an den Kosten der Lebensführung voraus. Hierbei kann jedoch auch ein gemeinsames oder abgeleitetes Nutzungsrecht ausreichen, z. B. das Mitbewohnen einer Wohnung ohne Mietvertrag in der Wohnung des Lebensgefährten unter finanzieller Beteiligung an der Haushaltsführung in einem Umfang, der auf eine gemeinsame Haushaltsführung schließen lässt (BFH vom 12.09.2000, VI R 165/97, BStBl II 2001, 29).
In der Hauptwohnung muss der Arbeitnehmer einen eigenen Haushalt unterhalten, d. h. die Haushaltsführung ganz oder wesentlich bestimmen. Er darf nicht lediglich in den Haushalt einer anderen Person, z. B. der Eltern, eingegliedert sein. Die Wohnung muss außerdem der auf Dauer angelegte Mittelpunkt der Lebensinteressen des Arbeitnehmers sein. Ob der Arbeitnehmer einen eigenen Haushalt unterhält, ist nach dem Gesamtbild der Verhältnisse zu entscheiden; d. h. es ist festzustellen, welche Indizien für bzw. gegen eine eigene Haushaltsführung sprechen.
Tz. 4
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Ab VZ 2014 ist für das Unterhalten eines eigenen Hausstandes auch die Beteiligung an den Kosten der Haushaltsführung erforderlich (§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 Satz 3 EStG, Anhang 10). Als Kostenbeteiligung reichen Barleistungen von mehr als 10 % der monatlich regelmäßig anfallenden laufenden Kosten der Haushaltsführung (z. B. Miete, Nebenkosten, Kosten für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs) aus. Liegen die Barleistungen darunter, kann der Arbeitnehmer die finanzielle Beteiligung auch auf andere Art und Weise darlegen. Bei Ehegatten oder Lebenspartnern mit den Steuerklassen III, IV oder V kann eine finanzielle Beteiligung an den Kosten der Haushaltsführung ohne entsprechenden Nachweis unterstellt werden (BMF vom 25.11.2020, BStBl I 2020, 1228, Rz. 100).
Tz. 5
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Eine doppelte Haushaltsführung liegt dann nicht vor, wenn die Hauptwohnung, d. h. der "eigene Hausstand" i. S. d. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 Satz 2 EStG (Anhang 10), ebenfalls am Beschäftigungsort belegen ist. Eine Hauptwohnung ist am Beschäftigungsort belegen, wenn der Steuerpflichtige von dieser seine Arbeitsstätte in zumutbarer Weise täglich erreichen kann. Davon ist immer dann auszugehen, wenn die einfache Strecke Wohnung – Arbeitsstätte innerhalb von einer Stunde zu erreichen ist (BFH vom 16.11.2017, VI R 31/16, BStBl II 2018, 404). Ist die Zweitwohnung mehr als 50 km vom Ort der ersten Tätigkeitsstätte entfernt, kann aus Vereinfachungsgründen davon ausgegangen werden, dass diese nicht mehr am Ort der ersten Tätigkeitsstrecke belegen ist.
Tz. 6
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Eine berufliche Veranlassung zur Begründung einer doppelten Haushaltsführung liegt insbesondere dann vor, wenn sich dadurch die Fahrtstrecke oder Fahrzeit zur ersten Tätigkeitsstätte wesentlich verkürzt.
Das ist anzunehmen, wenn
- die kürzeste Straßenverbindung von der Zweitwohnung zur ersten Tätigkeitsstelle weniger als die Hälfte der Strecke von der Hauptwohnung zur ersten Tätigkeitsstelle beträgt oder
- sich die Fahrzeit um mindestens die Hälfte reduziert.
Beispiel:
A wohnt mit seiner Familie in Solingen 37 km (= kürzeste Wegstrecke) von seiner Arbeitsstätte in Köln entfernt. Er arbeitet als Buchhalter in der Hauptgeschäftsstelle des X-Verbandes in Köln. Für die Fahrt zwischen Wohnung und Arbeitsstätte benötigt er bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für die Hin- und Rückfahrt jeweils 50 Minuten, mit dem Auto, je nach Verkehrslage, 35–60 Minuten. A mietet in Köln eine Einzimmerwohnung, von wo aus er seinen Arbeitsplatz innerhalb von 10 Mi...