Ewald Dötsch, Alexandra Pung
Tz. 725
Stand: EL 110 – ET: 06/2023
Nach § 14 Abs 2 S 1 KStG gilt der ganze Gewinn auch dann als abgeführt iSd § 14 Abs 1 S 1 KStG, wenn über den mind zugesicherten Betrag iSd § 304 Abs 2 S 1 AktG hinausgehende Az vereinbart und geleistet werden. Nach § 14 Abs 2 S 2 KStG jedoch gilt das nur, wenn die Az insges den dem Anteil des Minderheitsgesellschafters am gezeichneten Kap entspr Gewinnanteil des Wj nicht überschreiten, der ohne den GAV hätte geleistet werden können. Die S 1 und 2 des § 14 Abs 2 KStG sind nicht losgelöst voneinander, sondern in zwingendem Zusammenhang anzuwenden. Auch die Fin-Verw (s Schr des BMF v 04.03.2020, BStBl I 2020, 256 Rn 8) geht davon aus, dass bei der Bezugsgröße für den fiktiven Gewinnanteil des außenstehenden AE stets auf den Gesamtgewinn der OG, dh auf die Gesamtsumme aller Spartenergebnisse, abzustellen ist.
§ 14 Abs 2 S 1 KStG begrenzt den Anwendungsbereich der beiden S auf über den mind zugesicherten Betrag iSd § 304 Abs 2 S 1 AktG hinausgehende Az. Die Anwendung des § 14 Abs 2 S 1 KStG setzt voraus, dass die Az vereinbart und geleistet werden (s Schr des BMF v 04.03.2020, BStBl I 2020, 256 Rn 3).
Tz. 726
Stand: EL 110 – ET: 06/2023
Für Az in Form eines Festbetrags hat die in § 14 Abs 2 S 2 iVm S 1 KStG geregelte Beschränkung der Fiktionswirkung keine Bedeutung, weil dieser Grundfall der Az einer Fiktion nicht bedarf und die Organschaft bereits gem § 14 Abs 1 S 1 KStG anzuerkennen ist (glA s Weiss/Brühl, BB 2018, 2135, 2139; weiter s Zimmermann, DK 2020, 181, 183; s Meyering/Reiter/Celiktas, GmbHR 2022, 903, 905 und s Scheuch, FR 2021, 522, 531). Das gilt nach uE zutr Auff von Hasbach (DStR 2019, 81, 83, DB 2020, 806, 808) auch, wenn die in einem Festbetrag vereinbarte Garantiedividende in gewinnarmen Jahren bzw in Verlustjahren der OG den dem Anteil des Minderheitsgesellschafters am gezeichneten Kap der OG entspr Gewinnanteil des jeweiligen Wj überschreitet.
Für eine Nichtanwendung des § 14 Abs 2 KStG auf eine Az in Form eines Festbetrags spricht uE das in § 14 Abs 2 S 2 KStG enthaltene Wort "insges", das suggeriert, dass die Regelung nur für aus mehreren Komponenten zusammengesetzte Az gilt (dazu auch s 740). Andererseits muss in Betracht gezogen werden, dass auch in einem Festbetrag eine weitere BMG für die Az "versteckt" sein kann (s Tz 731).
Beispiel:
Eine bisher von der Fin-Verw stlich anerkannte Az auf der Grundlage eines Tracking-stock (dazu s Tz 732) wird im Hinblick auf die Einfügung des § 14 Abs 2 KStG durch eine Az mit entspr erhöhtem Festbetrag ersetzt.
UE handelt es sich in diesem Fall "bei Lichte betrachtet" um einen sog Kombinationsfall, der der Angemessenheitsprüfung des § 14 Abs 2 S 2 KStG unterliegt.
Der von Weiss/Brühl (BB 2018, 2135, 2139) und Hasbach (DStR 2019, 81, 83) aufgestellten These, wonach bei Az in Form eines Festbetrags die Prüfung der Abführung des ganzen Gewinns nach § 14 Abs 1 S 1 und nicht nach § 14 Abs 2 KStG zu erfolgen hat, ist folglich für den Fall zuzustimmen, in dem sich die Az entspr der Grundregel in § 304 Abs 2 S 1 AktG nach dem bei Zugrundelegung der bisherigen Ertragslage der OG zu erwartenden durchschnittlichen Gewinnanteil (= Festbetrag) pro Anteil richten.
AA s Frotscher (in F/D), § 14 KStG Rn 365f), nach dessen Auff auch feste Az von der Regelung erfasst werden.
Tz. 727
Stand: EL 110 – ET: 06/2023
Es kommt auch dann nicht zur Anwendung des § 14 Abs 2 S 2 KStG, wenn neben einer festen Az eine zusätzliche variable Aufstockung der Az vereinbart ist, der Aufstockungsbetrag im konkreten Wj jedoch wegen des schlechten Wj-Ergebnisses der OG vereinbarungsgemäß nicht geleistet wird (s Schr des BMF v 04.03.2020, BStBl I 2020, 256 Rn 4). GlA s Frotscher (in F/D, § 14 KStG Rn 365f). UE bleibt die Nichtanwendung des § 14 Abs 2 S 2 KStG auf die Wj beschr, für die der Aufstockungsbetrag nicht gezahlt wird.
Tz. 728
Stand: EL 110 – ET: 06/2023
Wenn Hasbach (DStR 2019, 81, 83 und DB 2020, 806, 808), Walter (in B/W, § 16 KStG Rn 12.4), Scheuch (FR 2021, 522, 530), Meyering/Reiter/Celiktas (GmbHR 2022, 903, 905) und Zimmermann (DK 2020, 181, 183) den Anwendungsbereich des § 14 Abs 2 KStG auf aus mehreren Komponenten (Festbetrag, Variable) zusammengesetzte Az beschränken wollen und ihn für Az verneinen, die überhaupt keine Festbetragskomponente iSd § 304 Abs 2 S 1 AktG haben, dh für nur variable (von der OG gezahlte, aber nach dem Gewinn des OT bemessene) Az iSd § 304 Abs 2 S 2 AktG, so ist dies uE nach dem Wortlaut des § 14 Abs 2 S 1 KStG abzulehnen. Da in diesen Fällen die Az nach § 304 Abs 2 S 2 AktG bemessen werden, beträgt der mind zugesicherte Betrag iSd § 304 Abs 2 S 1 AktG null, dh der Gesamtbetrag der Az geht über diesen Betrag hinaus. UE beantwortet sich die Frage nach der Anwendung der Abführungsfiktion nach der "Deckelungsregelung" in § 14 Abs 2 S 2 KStG (dazu s Tz 738) und nicht nach § 14 Abs 1 S 1 KStG. So inzwischen auch s Schr des BMF v 04.03.2020 (BStBl I 2020, 256 Rn 5). Hasbach (DB 2020, 806, 808), Scheuch (FR 2021, 522, 530) und Zimmerman...