Zusammenfassung
Erträge sind im bilanzrechtlichen Sinne alle bewerteten Vermögensmehrungen in der Abrechnungsperiode. Sie erhöhen den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens während der Abrechnungsperiode. Diese wird als Geschäftsjahr (Handelsrecht) oder als Wirtschaftsjahr (Steuerrecht) bezeichnet.
1 Unterscheidung zwischen Erträgen und Einnahmen
Es ist zunächst sehr wichtig zu erkennen, dass zwischen Erträgen und Einnahmen zu unterscheiden ist:
Erträge sind Erhöhungen des Kapitals oder Betriebsvermögens aus betrieblicher Veranlassung. Sie werden dem Geschäfts-/Wirtschaftsjahr zugerechnet, zu dem sie wirtschaftlich gehören. Das Gegenstück zu Erträgen sind die Aufwendungen. Erträge sind unbedingt abzugrenzen von Einnahmen.
Einnahmen betreffen die Finanzierungsrechnung. Es sind die Gegenwerte für die von dem Unternehmen veräußerten Vermögensgegenstände und erbrachten Leistungen sowie die sonstigen Geldzugänge. Ausgaben hingegen mindern den Bestand an Finanzmitteln.
Erträge und Einnahmen sind somit durchaus nicht immer deckungsgleich, auch wenn die beiden Begriffe in der Praxis nicht immer sauber voneinander abgegrenzt werden.
2 Erträge im handelsrechtlichen Jahresabschluss
2.1 Umsatzerlöse
Kapitalgesellschaften sowie bestimmte offene Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften (KapCo-Gesellschaften gem. § 264a HGB) weisen in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung "Umsatzerlöse" als ersten Posten aus. Einzelunternehmen und Personengesellschaften bilden in ihren Gewinn- und Verlustrechnungen ebenfalls einen entsprechenden Posten. Er hat dort entweder die Bezeichnung "Umsatzerlöse" oder "Erlöse" bzw. "wirtschaftlicher Umsatz".
2.1.1 Merkmale vor dem BilRUG
Umsatzerlöse waren nach der vor Einführung des BilRUG geltenden Fassung des HGB die Erlöse:
- aus dem Verkauf und der Vermietung oder Verpachtung von für die gewöhnliche Geschäftstätigkeit des Unternehmens typischen Erzeugnissen und Waren sowie
- aus von für die gewöhnliche Geschäftstätigkeit des Unternehmens typischen Dienstleistungen
nach Abzug von Erlösschmälerungen und der Umsatzsteuer.
Diese Umsatzdefinition war letztmals auf das vor dem 1.1.2016 endende Geschäftsjahr anzuwenden und dürfte deshalb nur noch in wenigen Ausnahmefällen Bedeutung haben.
2.1.2 Merkmale seit dem BilRUG
Nach aktueller Fassung des § 277 Abs. 1 HGB (nach dem Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz) sind Umsatzerlöse die Erlöse aus
- dem Verkauf und der Vermietung oder Verpachtung von Produkten (Waren und Erzeugnissen) sowie
- aus der Erbringung von Dienstleistungen
nach Abzug von Erlösschmälerungen, Umsatzsteuer und sonstigen direkt mit dem Umsatz verbundenen Steuern.
Im Unterschied zum alten Recht sind die Umsatzerlöse also nicht mehr beschränkt auf Erzeugnisse und Dienstleistungen, die für die gewöhnliche Geschäftstätigkeit typisch sind. Vielmehr kommt es auf die Definition des Begriffs "Produkt" an. Bis einschließlich 2015 wurden Umsätze, die durch Verkäufe von Produkten und aufgrund von Dienstleistungen erzielt wurden, die nicht für die gewöhnliche Geschäftstätigkeit typisch sind, zu den sonstigen betrieblichen Erträgen gerechnet. Der Begriff "Umsatzerlöse" geht daher insoweit nach der aktuellen Rechtslage weiter als zuvor.
Als weitere Folge wurden die Regelungen zu "außerordentlichen Erträgen" und "außerordentlichen Aufwendungen" als gesonderte Posten der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Ausweis eines außerordentlichen Ergebnisses aufgehoben.
Entsprechend wurden in § 275 HGB, der Gliederungsbestimmung zur Gewinn- und Verlustrechnung, in Abs. 2 für das Gesamtkostenverfahren die Nrn. 14 bis 20 und in Abs. 3 für das Umsatzkostenverfahren die Nrn. 13 bis 16 ersetzt. An ihrer Stelle stehen
im Gesamtkostenverfahren |
im Umsatzkostenverfahren |
14. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag |
13. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag |
15. Ergebnis nach Steuern |
14. Ergebnis nach Steuern |
16. sonstige Steuern |
15. sonstige Steuern |
17. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag |
16. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag |
Die Umsatzerlöse sind somit seit Einführung des BilRUG insgesamt nicht mehr mit der zuvor geltenden Gesetzesfassung vergleichbar. Das wirkt sich unter anderem auch auf die Einordnung in Größenklassen im Sinne des § 267 HGB aus. Im ersten Jahr der Anwendung der Bestimmungen nach BilRuG gab es zudem Wahlrechte und Angabepflichten, die sich in der Zwischenzeit allerdings durch Zeitablauf im Wesentlichen erledigt haben.