Rz. 20

[Autor/Stand] Auf die Hinterziehung von Einfuhr-/Ausfuhrabgaben, die von anderen Mitgliedstaaten der EU oder der EFTA oder einem mit dieser assoziierten Staat verwaltet werden, fand § 373 AO früher keine Anwendung[2]. Der klare Wortlaut des § 373 AO verbot eine derartige Auslegung des Tatbestands. Eine Erstreckung des § 373 AO auch auf die Einfuhrabgaben eines Drittstaates bedurfte vielmehr einer Gesetzesänderung[3], wie sie seit dem 1.1.2008 durch Gesetz vom 21.12.2007[4] in § 373 Abs. 4 AO durch Verweisung auf § 370 Abs. 6 Satz 1 AO erfolgt ist (wegen der Einzelheiten s. § 370 Rz. 542 ff.).

 

Rz. 20.1

[Autor/Stand] Der Umstand, dass die Waren jeweils nach Deutschland weitertransportiert wurden, lässt die im Einfuhrmitgliedstaat verwirklichte Strafbarkeit wegen Schmuggels und deren Verfolgbarkeit in Deutschland gem. § 373 Abs. 4, § 370 Abs. 6 AO unberührt[6].

Die Höhe der hinterzogenen Abgaben bemisst sich nach dem Steuersatz des Einfuhrmitgliedstaats[7].

 

Rz. 21

[Autor/Stand] Der räumliche Geltungsbereich für sämtliche Fälle des schweren Schmuggels wurde durch die Verweisung in § 373 Abs. 4 AO auf § 370 Abs. 7 AO auch auf Auslandstaten erstreckt (s. dazu näher § 370 Rz. 560 ff.)[9].

 

Rz. 22

[Autor/Stand] Bei der im Rahmen des § 373 AO anzuwendenden Verordnung (EG) Nr. 1470/2001 über die Erhebung von Antidumpingzöllen handelt es sich nach Ansicht des BGH[11] um ein Zeitgesetz i.S.v. § 2 Abs. 4 StGB, das für den Zeitraum seiner Gültigkeit auch nach Außerkrafttreten weiterhin anwendbar bleibt. Daher steht § 2 Abs. 3 StGB einer Bestrafung eines Importeurs auch nach Wegfall der Antidumping-Maßnahmen wegen gewerbsmäßigen Schmuggels nicht entgegen (s. auch § 370 Rz. 71, 76). Die Nacherhebung von Antidumpingzöllen erlangt zunehmend praktische Bedeutung[12].

[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2022
[2] Vgl. noch zur alten Rechtslage BGH v. 1.2.2007 – 5 StR 372/06, NJW 2007, 1294 betr. ungarische Tabak- und Einfuhrumsatzsteuer; BGH v. 3.6.1987 – 3 StR 146/87, wistra 1987, 293; zust. Tormöhlen in HHSp., § 373 AO Rz. 22; Jäger in JJR8, § 373 AO Rz. 10; Bender, wistra 2001, 161 (166); abw. OLG Karlsruhe v. 7.12.2000 – 3 Ws 243/00, wistra 2001, 229 (231): zumindest seit der Gesetzesänderung des § 370 Abs. 7 AO durch das EU-Finanzschutzgesetz v. 10.9.1998, BGBl. II 1998, 2322.
[3] Vgl. dazu noch die Vorschläge von Bender, ZfZ 2000, 259.
[4] BGBl. I 2007, 3198.
[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2022
[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2022
[9] Zur Verurteilung eines US-Bürgers wegen Steuerhinterziehung in Deutschland, der in Italien italienische Einfuhrumsatzsteuer hinterzogen hat, vgl. BGH v. 8.11.2000 – 5 StR 440/00, wistra 2001, 62 m. Anm. Schmitz/Wulf, wistra 2001, 361.
[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2022
[11] BGH v. 27.8.2010 – 1 StR 217/10, 1 StR 218/10, wistra 2011, 70 m. Anm. Meyberg, PStR 2010, 278 und Möller/Retemeyer, wistra 2011, 143 betr. die Einfuhr integrierter elektronischer Kompakt-Leuchtstofflampen (CFL-i) – Energiesparlampen – mit Ursprung in der VR China; krit. Gaede, wistra 2011, 365 (370 f.).
[12] Möller/Retemeyer in Bender/Möller/Retemeyer, C V Rz. 1196a; zur Beweislast der Zollbehörden vgl. Lux, ZfZ 2015, 250.

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