Prof. Dr. Simone Briesemeister-Dinkelbach, Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann
Rn. 300c
Stand: EL 140 – ET: 12/2019
§ 5 Abs 1 EStG gilt unmittelbar nur für Gewerbetreibende, die entweder gesetzlich zur Buchführung und Abschlusserstellung verpflichtet sind oder ohne eine solche Verpflichtung freiwillig Bücher führen und Abschlüsse erstellen. Gewerbetreibende sind StPfl, die Einkünfte aus Gewerbebetrieb iSd § 15 EStG erzielen, dh
Freiwillig können auch Nichtgewerbetreibende – LuF und selbstständig Tätige – ihren Gewinn durch Bilanzierung ermitteln. Rechtsgrundlage ist insoweit § 4 Abs 1 EStG, dieser enthält keinen ausdrücklichen Verweis auf die handelsrechtlichen GoB. Dennoch hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass auch iRd steuerlichen BV-Vergleichs nach § 4 Abs 1 EStG die handelsrechtlichen GoB zu berücksichtigen sind (Pickert, DStR 1989, 374; Kraft/Kraft, BB 1992, 2469; Winnefeld, Bilanz-Handbuch, 5. Aufl 2015, Kap L, Rz 177; Kanzler in H/H/R, Vor §§ 4–7 EStG Rz 23 (Januar 2015)).
Dass auch der BV-Vergleich nach § 4 Abs 1 EStG GoB-gestützt zu erfolgen hat, ergibt sich bereits aus § 4 Abs 2 EStG, der auf eine den Vermögensvergleich zugrunde liegende, den GoB entsprechende Bilanz abstellt. Die insoweit adressierten allg GoB werden nach Maßgabe des Grundsatzes der Gleichmäßigkeit der Besteuerung (vgl BFH v 06.12.1983, VIII R 110/79, BStBl II 1984, 227) durch die in § 5 Abs 1 S 1 EStG in Bezug genommenen handelsrechtlichen GoB konkretisiert (zB BFH v 27.11.1997, IV R 95/96, BStBl II 1998, 375; BFH v 02.03.2004, III B 114/03, BFH/NV 2004, 1109; Lang in Ruppe, Gewinnrealisierung im Steuerrecht, 1981, 61f; Prinz, DStJG 34, 2011, 146). Desgleichen folgt die Relevanz handelsrechtlicher GoB auch bei (lediglich) originärer steuerlicher Buchführungspflicht (s Rn 307ff) aus der Anordnung des § 141 Abs 1 S 2 AO, die §§ 238, 240, 241, 242 Abs 1 HGB sowie die §§ 243–256 HGB sinngemäß anzuwenden. Die handelsrechtlichen GoB prägen den BV-Vergleich damit weit über den durch § 5 Abs 1 S 1 EStG unmittelbar angesprochenen Adressatenkreis hinaus. Aus Gründen der Gleichmäßigkeit der Besteuerung kommen iRd Gewinnermittlung nach § 4 Abs 1 EStG desgleichen die Bestimmungen des § 5 Abs 2–7 EStG zur Anwendung, obschon § 4 Abs 1 EStG auch hierauf keinen Verweis enthält (vgl BFH v 08.11.1979, IV R 145/77, BStBl II 1980, 146; BFH v 06.12.1983, VIII R 110/79, BStBl II 1984, 227; Wassermeyer, DStJG 14,1991, 42; Kanzler, FR 1998, 421; Anzinger in H/H/R, § 5 EStG Rz 71 (April 2018), jeweils mwN; aA Bordewin, FR 1998, 230). Der persönliche Anwendungsbereich des § 5 EStG wird insoweit mittelbar auf Nichtgewerbetreibende erweitert (Krumm in Blümich, § 5 EStG Rz 43, 61 (Juni 2018)).