Rn. 339
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Der Begriff des Endpreises ist dem Wettbewerbsrecht entlehnt, er bezeichnet nach § 1 S 1 Preisangaben-VO v 14.03.1985, BGBl I 1985, 580 den Preis, der für identische Waren einschließlich der USt und sonstiger Preisbestandteile unabhängig von einer Rabattgewährung zu zahlen ist, vgl Krüger in Schmidt, § 8 EStG Rz 20 (41. Aufl). Üblicher Endpreis ist daher der Preis, den die Letztverbraucher im allgemeinen Geschäftsverkehr in der Mehrzahl der Verkaufsfälle am Abgabeort für die konkreten Waren oder Dienstleistungen eines bestimmten Herstellers oder Dienstleisters, BFH v 21.04.2010, X R 43/08, BFH/NV 2010, 1436, tatsächlich entrichten, BFH v 17.06.2005, VI R 84/04, BStBl II 2005, 795 (vgl H 8.1 Abs 1–4 LStH 2022 "Üblicher Endpreis"; BMF v 16.05.2013, BStBl I 2013, 729 Rz 3.1 unter Berücksichtigung der Änderungen durch BMF vom 11.02.2021, BStBl I 2021, 311). Dies gilt auch dann, wenn funktionsgleiche und qualitativ gleichwertige Waren oder Dienstleistungen anderer Hersteller oder Dienstleister einen geringeren Preis aufweisen, BFH v 30.05.2001, VI R 123/00, BStBl II 2002, 230; BFH v 12.04.2007, VI R 36/04, BFH/NV 2007, 1851; FG Bre v 23.03.2011, 1 K 150/09 (6), DStRE 2012, 144; Krüger in Schmidt, § 8 EStG Rz 20 (41. Aufl); Kister in H/H/R, § 8 EStG Rz 83 (Februar 2021); aA Meyer-Scharenberger, DStR 2005, 1211.
Wie sich auch aus der in § 8 Abs 3 EStG enthaltenen Bezugnahme auf den "fremden Letztverbraucher" ergibt, ist für den Endpreis grundsätzlich der sog Endverbraucherpreis maßgebend, dh der Preis, der regelmäßig im Einzelhandel, auch im Internet (BFH v 06.06.2018, VI R 32/16, BStBl II 2018, 764; Seifert, DStZ 2015, 246) erzielt wird. Anzusetzen ist dabei grundsätzlich der günstigste Preis, BFH v 12.04.2007, VI R 36/04, BFH/NV 2007, 1851.
Rn. 340
Stand: EL 164 – ET: 04/2023
Nicht als üblicher Endpreis anzusetzen sind hingegen echte Großhandelspreise und Sonderkonditionen für bevorzugte Kunden. Ebenso wenig sind unverbindliche Preisempfehlungen maßgebend, sofern die tatsächlichen Abgabepreise diese unterschreiten. Veräußern Großhandelsbetriebe ihre Waren jedoch im allgemeinen Geschäftsverkehr überwiegend an Endverbraucher, kann sich ein Endpreis iSd § 8 Abs 2 S 1 EStG bilden; Entsprechendes gilt auch für Waren, die im sog Fabrikverkauf an Endverbraucher veräußert werden, Ettlich in Brandis/Heuermann, § 8 EStG Rz 84 (März 2022).
Rn. 341
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Aus den Worten "üblicher Endpreis" ergibt sich, dass für die Bewertung weder die subjektive Wertung des Empfängers maßgebend ist (vgl BFH v 15.12.1977, VI R 150/75, BStBl II 1978, 239) noch der konkrete Nutzen, der sich aufgrund der persönlichen Verhältnisse des StPfl ergibt (vgl BFH v 27.03.1981, VI R 132/78, BStBl II 1981, 577). Maßgebend sind stattdessen die objektiven Gegebenheiten, die am Markt normalerweise bestehen.
Rn. 342
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Der Begriff des üblichen Endpreises iSd § 8 Abs 2 S 1 EStG entspricht nicht dem des Endpreises im allgemeinen Geschäftsverkehr iSd § 8 Abs 3 S 1 EStG (BFH v 26.07.2012, VI R 30/09, BStBl II 2013, 400). Der Gesetzgeber hat bewusst zwischen dem üblichen Endpreis iSd § 8 Abs 2 EStG und dem Angebotspreis im allgemeinen Geschäftsverkehr differenziert, vgl BFH v 26.07.2012, VI R 30/09, BStBl II 2013, 400.
Rn. 343
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Da es auf den üblichen Endpreis am Abgabeort (ausführlich dazu s Rn 342) ankommt und am Markt für den gleichen Gegenstand unterschiedliche Endpreise bestehen, kann nicht ohne weiteres der niedrigste Preis am Markt als üblicher Endpreis angesehen werden (aA Gast-de Haan, DB 1990, 1632). Welcher Preis der übliche Endpreis ist, bestimmt sich danach, zu welchem Preis die größte Anzahl der Umsätze am Markt getätigt wird, maßgebend ist somit der am häufigsten vorkommende tatsächlich gezahlte Preis; Gröpl in K/S/M, § 8 EStG Rz C 11 (April 2015)). Dieser Preis ist um übliche Preisnachlässe zu mindern, ausführlich dazu s Rn 341.
Hingegen setzt der BFH in der jüngeren Rspr den üblichen Endpreis mit dem günstigsten Preis am Markt gleich, BFH v 06.06.2018, VI R 32/16, BStBl II 2018, 764; BFH v 04.05.2006, VI R 28/05, BStBl II 2006, 781; BFH v 05.09.2006, VI R 41/02, BStBl II 2007, 309; BFH v 12.04.2007, VI R 36/04, BFH/NV 2007, 1851; so auch Krüger in Schmidt, § 8 EStG Rz 23 (41. Aufl); Ettlich in Brandis/Heuermann, § 8 EStG Rz 84 (März 2022); Kratzsch in Frotscher/Geurts, § 8 EStG Rz 146 (August 2015) unter Hinweis darauf, dass die Ermittlung eines gewichteten Mittelwerts häufig mit einem unverhältnismäßigen Aufwand verbunden wäre.
Zum Zeitpunkt der Bewertung ausführlich s Rn 345.
Zum Ansatz des günstigsten Preises am Markt als Endpreis s R 8.1 Abs 2 S 5 LStR 2023; BMF v 16.05.2013, BStBl I 2013, 729 Rz 2.
Bei der Veräußerung eines gebrauchten Kfz durch den ArbG an den ArbN ist somit der Preis maßgebend, den das Kfz auf dem Gebrauchtwagenmarkt – ggf einschließlich der USt – erzielen würde, BFH v 17.06.2005, VI R 84/04, BStBl II 2005, 795. Dabei sind die ver...