Kristiina Coenen, Julia Ruß
Es gibt also nicht ein abgeschlossenes Metaverse bzw. eine einzelne Plattform, auf die man zugreifen kann. Stattdessen ist es eine digitale Umgebung, die aus einer Vielzahl einzelner Plattformen besteht. Einige davon funktionieren wie bekannte Web2-Plattformen, die zentral organisiert sind. Andere basieren auf dezentralen Strukturen, was bedeutet, dass sie nicht von einer einzelnen Instanz verwaltet, sondern durch die Gesamtheit ihrer Nutzer gestaltet werden. Diese können frei entscheiden, Inhalte und Anwendungen zu nutzen, selbst zu entwickeln und ggf. zu monetarisieren.
Einer der maßgeblichen Treiber des Metaverse sind neben der verbesserten Nutzererfahrung auch die beeindruckenden Fortschritte in Hard- und Software. So werden VR-Brillen, aber auch Grafikkarten nicht nur leistungsstärker, sondern auch preisgünstiger. Die Simulation von 3D-Welten wird immer effizienter, ebenso die Nutzung von Cloud-Infrastrukturen und Blockchain-Technologien.
Da es sich um einzelne unabhängige Plattformen handelt, aus denen sich das Metaverse zusammensetzt, sind unterschiedliche Ausgestaltungen möglich. So können es zentrale Plattformen sein, wie sie bereits im Web 2.0 zahlreich existieren. D.h. es gibt ein Unternehmen, das die Plattform betreibt und reguliert (vgl. Facebook, AirBnB o. ä.). Besonderes Augenmerk ist auf die dezentralen Plattformen zu legen, die eine neue Erscheinungsform innerhalb des Web 3.0 sind. Hier gibt es keinen Betreiber bzw. kein Unternehmen, stattdessen sind die Governance-Strukturen der Plattform über "Smart Contracts" erfasst und können so automatisiert ausgeführt werden. Dort sind alle relevanten Bereiche geregelt, unter anderem, wie ein Nutzer sich als Teil dieser Organisationsform (DAO, decentralized autonomous organization) qualifizieren kann. Es ist mithin gerade Ziel und Alleinstellungsmerkmal solcher dezentralen Strukturen, dass alle Teilnehmer gleichberechtigt darin sind, innerhalb dieser Plattform "Besitz" zu erlangen, sie zu gestalten, Transaktionen auszuführen sowie digitale Güter zu monetarisieren. Die Inhaber solcher Ansprüche bestimmen selbstständig, wie und was sie auf den Parzellen entwickeln. Inhalte können zwischen einfachen 3D-Graphiken bis hin zu komplexen interaktiven Anwendungen, wie im Rahmen von Computerspielen, variieren. Es kann sich also zum einen um reine Spielewelten handeln, in denen keinerlei Transaktionen mit wirtschaftlichem Mehrwert ausgeführt werden. Zum anderen kann es Privatpersonen und Unternehmen ermöglicht werden, mit Hilfe ihrer virtuellen Präsenz wirtschaftlich relevante Transaktionen abzuschließen.
Nutzer können entweder als Gast oder über die Verknüpfung eines "Wallets", Zugang zu den verschiedenen Plattformen erlangen. In dem individuellen Wallet, dass bei einem Drittanbieter (z. B. Web3 Provider, Metamask, USB-Interface für Ledger Wallets, Mist Browser etc.) erstellt werden kann, ist neben einem "public Key" auch ein "private Key" sowie Kryptowährungen und Krypto-Assets des Nutzers hinterlegt. Ein jedes Wallet ist dabei für andere Nutzer über die dazugehörige Wallet Adresse auf der Blockchain sichtbar. Das Wallet dient neben der Identifikation auch zur tatsächlichen Durchführung von Transaktionen, da hier Kryptowährungen hinterlegt sein können und auch erworbene Krypto-Assets (z.B. NFTs) dorthin übertragen werden. Durch die dezentralen Infrastrukturen in der Web 3.0-Umgebung ergeben sich somit neue Möglichkeiten für Zahlungssysteme und den "Besitz" digitaler Assets.
Als Zahlungsmittel werden im Metaverse Kryptowährungen, wie z.B. Bitcoin oder Ethereum, aber auch Plattform-eigene Währungen wie MANA (auf Decentraland), verwendet. Es handelt sich dabei um sog. "fungible token", die austauschbar und teilbar sind und jederzeit durch einen anderen fungiblen Token desselben Wertes ersetzt werden können. Hingegen handelt es sich bei NFTs ("non-fungible token") um digitale Werte, die gerade nicht teilbar und beliebig austauschbar, sondern einzigartig sind. Sie sind ebenfalls auf Blockchain-Netzwerken gespeichert und repräsentieren das Recht an einem zugrundeliegenden Basiswert. Dies können z.B. digitale Kunstwerke (z.B. Bored Apes NFTs ), aber auch anderen digitale oder auch reale Güter sein wie Usernamen oder individualisierte Avatare. Eine Repräsentation des Nutzerprofils im virtuellen Raum erfolgt nicht allein über Usernamen, sondern auch über Avatare, also einer visuellen Darstellung. Diese kann ein beliebiges Motiv sein, aber auch individualisiert und sogar fotorealistisch an das Erscheinungsbild des Users angepasst werden. Die durchgehende und unveränderbare Speicherung sowohl der aktuellen als auch der Besitzhistorie ermöglichen eine Identifizierung der Besitzer sowie die Autorisierung von Transaktionen.