Entscheidungsstichwort (Thema)
Vermietung von neun Ferienwohnungen, die sich in einem Gebäude befinden, als Liebhaberei; Vermietung und Verpachtung; Ferienwohnung; Liebhaberei; Einnahme-Überschuss-Erzielungsabsicht; Prognose der Überschusserzielung
Leitsatz (redaktionell)
- Die voraussichtliche Nutzungsdauer eines Gebäudes ist mit 50 Jahren zu prognostizieren.
- Auch wenn im Bereich der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung angesichts der langen Nutzungsdauer von Immobilien ein relativ langer Prognosezeitraum zugrunde zu legen ist, enthält eine Prognose von 100 Jahren und mehr zu viele spekulative Elemente.
- Das gilt jedenfalls für die Vermietung von Ferienwohnungen, bei denen eine ganzjährige Erzielung von Einnahmen nicht gewährleistet ist.
- Bei der Einnahme-Überschuss-Erzielungsabsicht kommt es nicht auf die Lebensdauer des Stpfl. an sondern auf das gesamte Ergebnis der voraussichtlichen Vermögensnutzung.
Normenkette
EStG § 21 Abs. 1
Streitjahr(e)
1994, 1995
Nachgehend
Tatbestand
Streitig ist, ob die bei der Vermietung von Ferienwohnungen entstandenen Verluste steuerlich anzuerkennen sind.
Der Kläger ist gelernter Maurer, Maurermeister und Bautechniker. Die Ehefrau ist von Beruf Einzelhandelskauffrau. Die Kläger erwarben durch Vertrag vom 8. Juni 1979 je zu ½ Miteigentum an dem Zweifamilienhaus in A. In der Zeit von Juni 1979 bis Juli 1980 bauten sie das Gebäude um. Dabei entstanden 9 Ferienwohnungen, die die Kläger ab August 1980 vermieteten. Die Baumaßnahmen wurden zum Teil in Eigenleistung erbracht. Die größtenteils fremdfinanzierten Anschaffungs- und Herstellungskosten betrugen 443.676 DM (Gebäude 369.330 DM und Einrichtung 74.343 DM). Die Kläger nahmen zur Finanzierung der Anschaffungs- und Herstellungskosten gemeinschaftlich einen Kredit auf. Für den Schuldendienst, für die sonstigen Ausgaben und für die Einnahmen der Mieten wurde ein Geschäftskonto eingerichtet, über das auch die Klägerin verfügen konnte. Soweit erforderlich wurde vom Kläger das Konto ausgeglichen. Hierzu standen ihm Mittel aus seiner nichtselbständigen Tätigkeit zur Verfügung. Das Geschäftskonto durfte bis zur Höhe von 20.000 DM überzogen werden. Auch die Steuererstattungen wurden auf dieses Konto gezahlt. In den Mietverträgen mit den Gästen trat die Klägerin als Vermieterin auf. Ein Hausprospekt nennt als Inhaber der Ferienwohnungen die Klägerin.
In den Einkommensteuererklärungen 1979 bis 1993 wurden die Einkünfte durch Einnahmeüberschußrechnung ermittelt. Die angefallenen Verluste wurden als negative Einkünfte aus Gewerbebetrieb nach § 15 Einkommensteuergesetz – EStG – erklärt. Diese wurden vom Beklagten antragsgemäß in den Steuerbescheiden berücksichtigt. Die Einkommensteuerbescheide ergingen gem. § 164 Abs. 1 Abgabenordnung – AO – unter dem Vorbehalt der Nachprüfung. Am 31. Dezember 1990 schlossen die Kläger einen Gesellschaftsvertrag, nach dem der Kläger als stiller Gesellschafter an den Gewinnen und Verlusten aus der Vermietungstätigkeit, die bisher allein der Klägerin zugerechnet wurden, rückwirkend ab dem 1. Januar 1985 beteiligt wurde. In der Zeit von April bis Juli 1996 wurde eine Außenprüfung für die Veranlagungszeiträume 1993 bis 1995 durchgeführt. Der Betriebsprüfer verneinte eine Einkünfteerzielungsabsicht der Klägerin bei der Vermietung der Ferienwohnungen, da ein Totalgewinn aufgrund der bis zu diesem Zeitpunkt erklärten Verluste von 870.000 DM (17 Jahre) nicht zu erwarten sei. Von 1979 bis einschließlich 1999 ergeben sich aus den erklärten Einnahmen, Zinsaufwendungen, Energiekosten, Müllgebühren etc., Kfz-Kosten und Abschreibungsbeträgen ein Verlust von 1.049.390 DM, der sich im einzelnen wie folgt zusammensetzt:
Jahr |
Mieteinnahmen |
Zinsaufwand |
Energiekosten |
Müllgebühren etc. |
AfA |
Kfz-Kosten |
Sonstige Aufwendungen |
Verlustbeträge |
1979 |
- |
4.878 |
- |
181 |
675 |
- |
10300 |
16035 |
1980 |
12197 |
43006 |
- |
181 |
13961 |
- |
3717 |
48668 |
1981 |
39952 |
59576 |
6245 |
1164 |
13961 |
2450 |
30707 |
25120 |
1982 |
46152 |
60403 |
12614 |
2308 |
14826 |
2450 |
18276 |
64725 |
1983 |
44060 |
61415 |
14502 |
1919 |
14826 |
2450 |
13428 |
64570 |
1984 |
44811 |
55077 |
10586 |
2374 |
12926 |
919 |
4211 |
41282 |
1985 |
40484 |
57947 |
10828 |
2564 |
12926 |
920 |
25164 |
69865 |
1986 |
38141 |
56241 |
8462 |
3768 |
12926 |
913 |
15591 |
59760 |
1987 |
41162 |
53591 |
7900 |
3524 |
12926 |
1525 |
18363 |
56667 |
1988 |
39873 |
51980 |
7571 |
2237 |
12926 |
3026 |
18611 |
56880 |
1989 |
44868 |
52193 |
4493 |
2291 |
12926 |
4862 |
23764 |
55660 |
1990 |
51912 |
43379 |
10237 |
2789 |
12926 |
6355 |
20491 |
44265 |
1991 |
52568 |
45488 |
5234 |
1857 |
12926 |
10599 |
22118 |
45699 |
1992 |
49340 |
55892 |
13015 |
5430 |
12926 |
10090 |
12535 |
60548 |
1993 |
60293 |
57556 |
9598 |
6670 |
7387 |
9146 |
13781 |
43845 |
1994 |
46674 |
56903 |
8220 |
5529 |
7387 |
10471 |
16787 |
58623 |
1995 |
39793 |
42204 |
8133 |
5560 |
7387 |
9115 |
24639 |
57245 |
1996 |
35163 |
41080 |
9215 |
6664 |
7387 |
3710 |
21290 |
54183 |
1997 |
42250 |
34403 |
11655 |
5143 |
12960 |
5193 |
19428 |
46532 |
1998 |
45024 |
37130 |
7543 |
5059 |
12960 |
3018 |
21915 |
42601 |
1999 |
44150 |
36292 |
7751 |
4854 |
12960 |
4494 |
14416 |
36617 |
Summe |
858.867 |
1.003.634 |
173.802 |
72.066 |
243.011 |
91.706 |
369.532 |
1.049.390 |
Gegen die e...