Gründerporträt Stefan Wacker

Der Freiburger Stefan Wacker wollte nach dem Wirtschaftsprüfungsexamen mehr Verantwortung - und schloss sich der Beratungsgruppe RTS an. Inzwischen, nach einem Jahr, ist er Partner und leitet den Freiburger Standort. Dass er sich bewusst gegen eine Neugründung entschieden hat, findet er jeden Tag besser.

Wenn er samstags über den Münstermarkt schlendert, sich mit regionalen Produkten eindeckt und anschließend daraus etwas Leckeres kocht, dann fühlt sich der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Stefan Wacker ganz besonders als Freiburger. „Ich komme aus der Region, bin hier sehr glücklich, und ich will auch hier bleiben“, sagt der 31-Jährige. Schnell sei man hier draußen in der Natur, beim Skifahren, am Bodensee oder in Italien, von der Kulinarik ganz zu schweigen.

In die Kanzlei fährt er sommers wie winters mit dem Fahrrad, das milde Klima im Breisgau erlaubt das, und ein bisschen Bewegung morgens und abends tue einfach gut. So gesund und angenehm war sein Arbeitsweg nicht immer gewesen: Bis vor einem Jahr hieß es für Stefan Wacker pendeln, eine Stunde, egal, an welchen Standort seiner früheren Arbeitsstätte. In einer kleinen Beratungsgesellschaft hatte er sein duales Studium absolviert, war nach Villingen-Schwennigen an die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) oder in eine Niederlassung gefahren – immer eine Stunde pro Strecke im Auto.

Schülerfirma weckte Interesse an Steuern

Das gehört der Vergangenheit an, nach zehn Jahren in ein und derselben Kanzlei, in die er direkt nach dem Abitur eintrat, wollte er nicht nur zurück nach Freiburg, sondern auch mehr Verantwortung tragen, Mitarbeitende führen und konkrete Aufstiegschancen haben. „Ich habe überlegt, wie ich das realisieren kann, habe Gespräche mit mehreren mittelgroßen Kanzleien geführt. Da hieß es dann immer, in drei, vier Jahren, wenn sich das alles etabliert hat, schauen wir halt mal, ob das mit der Partnerschaft klappt – das war mir zu vage", sagt er.

Denn zielorientiert agiert der Sohn einer Ärztefamilie schon immer. Steuern und Betriebswirtschaft machen ihm seit der Gründung einer Schülerfirma in der zwölften Klasse Spaß. Neben den fachlichen Fragen interessieren ihn Menschenführung und Organisation – aber nicht Arbeitsrecht, IT oder Marketing. „Das schätze ich an der RTS besonders: Dass es für bestimmte Bereiche Stabsstellen gibt und ich einen Arbeitsvertrag oder Social-Media-Beitrag dort bestellen kann, wenn ich ihn brauche“, erklärt er.

Alle können miteinander reden

„Ich bin Fan geworden“, sagt er über die Organisation, der er seit einem Jahr angehört, der RTS Gruppe. Diese hat über 1.000 Mitarbeitende, verteilt auf über 50 Standorten in Baden-Württemberg. In dieser Kleinteiligkeit liege die besondere Stärke, der Markenkern der Gesellschaft, so Wacker. Seit Dezember 2022 zählt sein Standort 20 Mitarbeitende – und gehört damit schon zu den größeren.

Hervorgegangen ist dieser Standort aus zwei Freiburger Einzelkanzleien, die die RTS-Gruppe aus Nachfolgegründen übernahm. Insgesamt also kommen unter dem jetzigen Dach in der Bötzinger Straße quasi vier Kanzleitypen zusammen: Die beiden Ursprungskanzleien, die RTS als Komplementär und seine eigene 10-jährige Erfahrung aus der kleineren Praxis. Dies alles zusammenzubringen, sei mit Herausforderungen verbunden, mache aber auch großen Spaß. „Es ist einfach schön, dass man sich in dieser Organisationsform noch untereinander kennt, dass noch alle miteinander reden können“, sagt er. Das komme auch den überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmensmandanten zugute.

Tiefer in die Beratung einsteigen

„Das wollen wir ja sein: Die Berater für den Mittelstand, für die vielen Freiberufler und Handwerker der Region, und auch für das eine oder andere größere Industrieunternehmen“, erklärt Wacker. In Zukunft wolle er noch tiefer in die Beratung der Mandantinnen und Mandanten einsteigen, intensiver beraten und in einen geregelteren Arbeitsablauf finden, an dessen Ende eine Zielarbeitszeit von 50 Stunden pro Woche steht.

Derzeit seien es eher 60, das sei auch in Ordnung in einer Phase der Neustrukturierung und des Anlaufs. Langfristig sei es aber sein Ziel, eine Arbeitsbelastung zu erreichen, die auch mehr Privatleben erlaube. Auch das war eine Motivation, weder in eine Großkanzlei, noch in die Solo-Selbstständigkeit zu gehen: Die Chance zu haben, auch ohne schlechtes Gewissen in den Urlaub gehen zu können.

Standortleiter ohne Standort

Vertretungslösungen und der vollkommen offene Austausch mit Kollegen – das waren wichtige Beweggründe dafür, „nicht einfach meinen Namen an die Tür zu hängen“. Der Mandantenmarkt hätte eine Neugründung sicherlich hergegeben, der Personalmarkt vielleicht schon weniger, aber vor allem hätten die persönlichen Ziele nicht zu dieser Form der Berufsausübung gepasst, so Wacker.

Wie stark das Netzwerk im Rücken wirkt, hat Wacker schon bei seinem Einstieg erlebt: Er begann als Standortleiter ohne Standort, da zunächst eine Übernahme geplatzt war. Statt des unmittelbaren Einstiegs in Freiburg startete er als Stellvertreter der Leiterin des Lörracher Standorts – die dankbar für die Entlastung war.

Als dann der Standort bereitstand, fiel das pünktlich zum ersten Februar 2021 mit den beiden Wochen des zweiten Teils des Wirtschaftsprüfungsexamens zusammen. Sofort habe die RTS ein Team aus Kollegen organisiert, die den Standort interimsmäßig telefonisch und teilweise vor Ort leiteten, damit er die beiden Wochen komplett freigestellt war. „Das hat mich schwer beeindruckt und mir gezeigt, dass es die richtige Entscheidung für mich gewesen war, auf einen Verbund zu setzen“, sagt Wacker.

Alle ziehen an einem Strang

Was ihn auch „zum Fan“ macht, ist ein Konzept, bei dem alle Standorte in einen Topf wirtschaften, mit der Konsequenz, dass Mandate problemlos weitergereicht werden, wenn die Kompetenz an anderer Stelle dafür ausgewiesener ist. Niemand muss Umsatzeinbußen befürchten. „Es macht Spaß, dieses Spezialwissen aufbauen und abrufen zu können und auch die Mandantschaft profitiert erheblich davon“, sagt Wacker.

Natürlich gebe es im Vergleich zur Solo-Selbstständigkeit einen verbindlichen Rahmen, der gelegentlich Kompromisse erfordere, die Freiheitsgrade seien aber groß, und die Chance, schnell nach oben zu kommen, war für ihn zentral. „Ich führe jetzt 20 Mitarbeitende, bin nach einem Jahr Partner, das ist das, wo ich hinwollte.“ Nicht zuletzt deshalb steht es für Wacker auch so sehr außer Frage, den Breisgau jemals wieder zu verlassen.


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