Lernen und Weiterentwicklung in Kanzleien ist Chefsache, das ist doch klar! Steuerberater müssen sich regelmäßig fortbilden, um den Anschluss an die Rechtsentwicklung nicht zu verlieren. Auch der unternehmerischen und technologischen Weiterentwicklung gehen die Berater oft gerne nach. Doch ist das Fortbildungsthema bei den Mitarbeitern ähnlich hoch priorisiert? Nur wenn eine gemeinschaftliche Vision von Fortbildung gelebt wird, kann daraus der Schlüssel werden, der das Tor zu Zukunftsfähigkeit und Erfolg aufschließt.
Für die Kanzleimitarbeiter gibt es oft nur eine Priorität: Das jährliche Seminar zu den steuerlichen Änderungen ist für viele eine Pflichtveranstaltung. Darüber hinaus verdrängt meistens der Termindruck das Thema Fortbildung aus dem Kanzleialltag. Fortbildungen zu Softskills? Oftmals Fehlanzeige. Proaktives Umschauen nach technologischen Trends und Neuerungen? Keine Zeit, die Arbeit ruft.
Die Welt verändert sich, lebenslanges Lernen für alle ist ein Muss
Doch das ist ein entscheidender Fehler. Denn die Welt, in der wir leben und in der Unternehmen agieren, verändert sich derzeit rasend schnell. Auch Kanzleien müssen immer schneller und flexibler auf Entwicklungen reagieren, die um sie herum geschehen: Veränderungen in den Märkten, technologische Neuerungen, Veränderungen im Mandantenverhalten und bei den Mandantenbedürfnissen.
Alle lernen dazu
Wie viele Kanzleien kennen Sie, die mit einem Lernkonzept vom Sekretariat bis zur Partnerebene diesem Wandel Rechnung tragen? Den veränderten Marktbedingungen und Kundenbedürfnissen müssen sich nicht nur die Unternehmen permanent anpassen, sondern auch alle Menschen, die in ihnen arbeiten. Wir wissen heute, dass erst die lernende Gesamt-Organisation die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sichert. Lernen und Entwicklung müssen ein selbstverständlicher Teil des Arbeitsalltags werden.
Kanzleien, die sich auch in zehn, zwanzig Jahren mit wachsendem Erfolg am Markt sehen, brauchen deshalb einen systematischen Ansatz für Lernen und Entwicklung für alle. Dabei spielen nicht nur die Chefs, sondern auch die übrigen Mitarbeiter eine ganz entscheidende Rolle: Denn die Ergebnisse ihrer Arbeit müssen permanent mit den sich verändernden Marktbedingungen rückgekoppelt werden, um Dynamik und Kanzleierfolg zu garantieren.
Lernen in Bezug auf Kontexte und Aufgaben
Lernen in Kanzleien muss kontext- und aufgabenbezogen verstanden werden: Es gibt eine Herausforderung, die Fragen aufwirft. Menschen müssen schnell und einfach Antworten auf diese Fragen finden – just in jenem Moment, in dem sie auftauchen. Wenn Lernen integraler Bestandteil der Arbeit ist, können diese Antworten auch gefunden werden.
Skills wie teamübergreifende Zusammenarbeit, Kommunikation und Konfliktmanagement sind dabei Schlüsselqualifikationen. Laut einer aktuellen LinkedIn-Umfrage unter Personalverantwortlichen schreiben 80 Prozent der Führungskräfte den weichen Fähigkeiten eine wachsende Bedeutung für den Unternehmenserfolg zu: Kreativität, Überzeugungskraft, Fähigkeit zur Teamarbeit, Flexibilität und Zeitmanagementkompetenz sichern die Anpassungsfähigkeit, die Flexibilität und Agilität von Unternehmen. Und somit entscheidet die Art und Weise, wie Menschen auch in Ihrer Kanzlei lernen, sich Wissen aneignen, Wissen teilen, ihre Fertigkeiten weiterentwickeln und sie in der Praxis anwenden, über die Zukunftsfähigkeit Ihres Betriebs. Digitale Prozesse, New Work und nachhaltiges Wirtschaften sind dabei die fachlichen Kernaufgaben, die täglich auf den Prüfstand gestellt und für die Zukunft weiterentwickelt werden müssen.
Weiterbildung: Formal und informell
Lernen kann in diesem Zusammenhang nicht nur formal in Form von Schulungen, Seminaren und Fortbildungen stattfinden – sondern erfolgt auch informell über Mentoring, Hospitation, Wissensaustausch und selbstgesteuertes Lernen mithilfe von Videos, E-Learning und neuen Tools, die wir heute noch gar nicht kennen. Steuerkanzleien der Zukunft müssen dieses Future Learning aktiv fördern, organisieren und steuern. Sie müssen ein sinnvolles Bildungscontrolling fest in die Unternehmensstrategie mit einplanen. Und dann den handfesten Praxistransfer im Agieren mit den Mandanten auf dem Markt umsetzen.
Eine solche innovative Unternehmensstrategie schüttelt man mal nicht eben aus dem Ärmel. Dafür braucht es Kompetenz, eventuell Hilfe von außen. Doch dabei bleibt es eine der wichtigsten Aufgaben der Kanzleichefs, sich persönlich um Lernen und Entwicklung zu kümmern. Die Frage nach den Skills, die nötig sind, um in einer komplexen Welt wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Kanzleiführung selbst beantworten. In einer Welt der Steuerberatung, in der tägliches Dazulernen für alle Menschen möglich ist.