Digitalisierung, Schnelllebigkeit und komplexer werdende Märkte: Die Anforderungen an Unternehmensführung und Management sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Der Bedarf nach strategischer Beratung ist entsprechend hoch. Auch für Steuerberater ist das klassische Consulting-Fachgebiet interessant. Was die betriebswirtschaftliche Strategieberatung ausmacht.
Was bedeutet Strategieberatung?
Ob Gründer oder langjähriger Firmenchef: Wer ein Unternehmen leitet, muss sich zwangsläufig auch mit den Zielen des Unternehmens auseinandersetzen – nicht für jeden ist dies ein leichtes Unterfangen und im Zuge der gestiegenen Anforderungen auch nicht immer ohne professionelle Unterstützung leistbar. Da ist Hilfe von außen gefragt, die sich intensiv mit dem Unternehmen befasst und Hilfestellung bei der Entwicklung von wettbewerbsfähigen Strategien und Umsetzungslösungen leistet.
Wenn Sie als Steuerberater Strategieberatungen anbieten, ist Ihre Mission im Grunde schnell zusammengefasst: Sie unterstützen Unternehmen oder genauer gesagt das Management darin, sich erfolgreich und bestmöglich am Markt behaupten zu können. Denn nur wer das Ziel kennt, kann auch Erfolge verzeichnen und langfristig die Konkurrenz hinter sich lassen. Oft sind Ziele und Visionen im Unternehmen allerdings nicht hinlänglich bekannt oder es mangelt an strategischen Kompetenzen und praktischen Erfahrungen. Die klassische Consultingdisziplin macht Sie zu einem Wegbegleiter Ihrer Mandanten bei der Entwicklung oder bei der strategischen Neuausrichtung einer vorhandenen Geschäftsstrategie – sowohl bei Neugründungen als auch bei bestehenden Unternehmen.
Als ganzheitliche Disziplin befasst sich die Strategieberatung mit organisatorischen, strukturellen und finanziellen Fragestellungen und erarbeitet individuelle Umsetzungsvorgaben – von krisensicherer Finanzplanung über die Optimierung von Prozessen bis hin zum zielgerichteten Recruiting von Experten mit entsprechenden Fachkenntnissen. Dies kann im Einzelfall auch bedeuten, dass der Berater eine Marketing- oder Kommunikationsstrategie entwirft, die zur Neukundengewinnung des Mandanten beiträgt. Im Fokus jeder Strategieberatung stehen dabei immer der Nutzen und die Umsetzbarkeit.
Phasen der strategischen Unternehmensberatung
Die betriebswirtschaftliche Strategieberatung ist ein Prozess, der aus einzelnen Schritten besteht, die aufeinander aufbauen – von der Status-quo-Analyse bis zur vollständig umgesetzten Strategie.
1. Ist-Analyse
Am Anfang jeder Strategieberatung steht eine umfangreiche Analyse der Ist-Situation. Wie ist das Unternehmen aktuell aufgestellt? Welche Unternehmensziele gibt es und wie werden sie aktuell angegangen? Wichtig ist dabei, alle unternehmensrelevanten Informationen zusammenzutragen, sowohl zu finanziellen, organisatorischen wie auch zu ideellen Belangen. Zunächst geht es um eine reine Bestandsaufnahme, die sämtliche Zahlen, Daten und Vorstellungen im Unternehmen mit einbezieht.
Status quo: Wie ist das Unternehmen aktuell aufgestellt?
Im zweiten Schritt prüfen Sie als strategischer Berater gemeinsam mit Ihrem Mandanten kritisch, an welchen Stellen Prozesse nicht optimal ablaufen und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Nicht zu unterschätzen: Die menschliche Komponente ist bei der Strategieentwicklung und Umsetzung mindestens ebenso entscheidend wie ein durchdachtes Konzept und ein realistischer Maßnahmenplan.
Eine wirkungsvolle Methode, um bei Mitarbeitern von Anfang an Vorbehalte gegen Veränderungen abzubauen und den Teamspirit zu verbessern, ist ein Auftakt-Strategie-Workshop mit der gesamten Belegschaft. Dieser dient dazu, den Status quo umfassend zu beleuchten, Missstände aufzudecken und eine erste grundlegende Vision für die Weiterentwicklung des Unternehmens zu erarbeiten.
2. Wettbewerbs- und Marktanalyse
Wer die eigenen Marktchancen bestmöglich nutzen möchte, muss auch wissen, welche Stärken und Schwächen die Konkurrenz ausweist und wie sie ihr Potenzial einsetzt. Zugleich müssen Manager und Geschäftsführer den Markt, in dem sie agieren, genau kennen. Als strategischer Berater führen Sie eine ausführliche Analyse der Wettbewerber durch und schauen sich den Zielmarkt genauestens an. Neben dem Produktportfolio und dem Finanzierungsmodell können beispielsweise auch Vertriebswege oder eine bessere Zielgruppenansprache wichtige USPs der Wettbewerber sein.
Wie agiert die Konkurrenz und welche Herausforderungen hält der Markt bereit?
Aus der Konkurrenzanalyse gilt es, wichtige Hinweise für die Unternehmensstrategie zu generieren. Wo ergeben sich Lücken im Markt, die wichtige Potenziale für das Unternehmen Ihres Mandanten darstellen. Welche Faktoren, wie beispielsweise staatliche Regulierungen, nehmen grundsätzlich Einfluss auf den Markt? Eine wichtige Frage der betriebswirtschaftlichen Strategieberatung ist außerdem, wie Zielgruppen künftig erreicht werden können. Inwieweit muss sich Ihr Mandant auf eine veränderte Ansprache einstellen, zum Beispiel über Social Media? Welche Trends zeichnen sich bereits heute ab und werden voraussichtlich in der Zukunft erfolgsentscheidend sein.
Zu den wichtigsten strategischen Beratungsmethoden zählen beispielsweise die SWOT-Analyse, die ABC-Analyse und die Pest-Analyse. Nach welchen Prinzipien die Methoden der Strategieentwicklung funktionieren und welche Erkenntnisse mit ihnen gewonnen werden können, erfahren Sie in unserem Artikel Betriebswirtschaftliche Beratung: diese Analysen und Methoden sollten Steuerberater kennen.
3. Vision, Mission, Werte
Auf dem Weg zur passenden Unternehmensstrategie sind drei Dinge entscheidend: die Vorstellung vom idealen Unternehmen in der Zukunft (Vision), die Art und Weise, wie die Vision erreicht werden kann (Mission) und die Werte, nach denen das Unternehmen agiert. Als Steuerberater mit strategischer Beratungskompetenz unterstützen Sie bei der Erarbeitung aller drei Faktoren.
Wo soll der Weg hingehen? Wie kann er beschritten werden und auf welchen Werten baut das Unternehmen auf?
Als Grundlage der Entwicklung von Leitbild und Maßnahmen dienen die Ergebnisse aus den vorangegangenen Analysephasen. Gemeinsam mit den Unternehmensentscheidern, mit Projektteams oder der Belegschaft erarbeiten Sie als strategischer Steuerberater die grundlegende Unternehmensphilosophie: Wie kann sich der Betrieb langfristig auf dem Markt behaupten?
Daran orientiert sich auch die Entwicklung von Umsetzungsstrategien, die in einem Maßnahmenplan mit Zahlen, Daten und messbaren Kennzahlen festgehalten werden. Der Strategieberater nimmt hierbei die Position als Coach wie auch als externer Berater ein. Er hilft sowohl bei der Priorisierung als auch bei der Bewertung von Alternativen, um sinnvolle, praxisorientierte und letztendlich erfolgsversprechende Unternehmensziele zu formulieren. Welche Maßnahmen sind beispielsweise notwendig, um als eigene Brand von der Zielgruppe erkannt und geschätzt zu werden?
4. Umsetzung
Im Gegensatz zu anderen betriebswirtschaftlichen Beratungsdisziplinen hört die Strategieberatung in der Regel nicht mit dem fertigen Konzept auf. Denn nach der Strategieentwicklung und -planung beginnt im Grunde genommen der anspruchsvollste Part für die Unternehmen. Größte Herausforderung ist zweifellos, die Vision im Alltagsgeschäft nicht aus den Augen zu verlieren und geplante Maßnahmen konsequent umzusetzen.
Welche Ziele sollen bis wann erreicht werden?
Für die Geschäftsführung und leitende Personen ist oft die Umsetzungsbegleitung durch einen externen Berater hilfreich. Dieser prüft nicht nur, ob Teilziele zum definierten Zeitpunkt erreicht werden, sondern ist weiterhin Ansprechpartner in allen Strategie- und Umsetzungsfragen. So ist der Strategieberater aktiv an der Zielerreichung beteiligt.
Warum ist die Strategieberatung grundsätzlich eine Herausforderung?
Wer sich als Steuerberater für die Königsdisziplin der Unternehmensberatung qualifiziert, hat es nicht immer leicht. Denn in der Regel befassen sich Strategieberater immer auch mit unbequemen Dingen. Alte Strukturen und Denkmuster gilt es aufzulösen und neue strategische Leitlinien zu implementieren. Diese können jedoch nicht einfach vom Management diktiert werden.
Als Strategieberater müssen sie grundsätzlich auch Überzeugungsarbeit leisten oder zumindest die Geschäftsführung mit entsprechenden Maßnahmen unterstützen. Feedback aus der Unternehmensmitte und wertschätzende Diskussionen sind dabei von wesentlicher Bedeutung. Nur wenn alle Mitarbeiter eines Unternehmens die Strategie verstehen und aktiv leben, kann sie erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden. Strategieberatung verlangt somit von Steuerberatern spezielle Kompetenzen. Gefragt sind kreative und fachlich versierte Denker, die mit viel Einfühlungsvermögen und Tatendrang bereit sind, auch mal schwierige Wege zu gehen.