Viele Branchen klagen über Fachkräftemangel ̶ auch in Steuerkanzleien wünscht man sich mehr Bewerbungen. Was tun? Expertinnen und Experten geben Tipps.
Zusammenarbeit in den Kanzleien: Auf einen harmonischen Dreiklang kommt es an
„Kanzleiinhaberinnen und Kanzleiinhaber sollten sich mit der Frage auseinandersetzen, was Sie tun können, damit es langfristig allen Beteiligten der Kanzleiarbeit gut geht: Den Mandantinnen und Mandanten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Kanzleiinhaberinnen und Kanzleiinhabern selbst.“ Diesen Standpunkt vertritt Kanzleiberaterin Angela Hamatschek.
In diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage, wie Steuerkanzleien einen attraktiven Arbeitsplatz bieten können, ohne dass dabei die Bedürfnisse der Kanzleiführung oder gar die der Mandanten das Nachsehen haben. „Die Perspektive der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rückte in den vergangenen Monaten und Jahren schon deutlich mehr in den Fokus“, sagt Steuerberater Christian Gebert, Geschäftsführer von steuerberaten.de. Damit diese sich aber auch als Teil des genannten Dreiklangs wahrnehmen können, braucht es vor allem Transparenz. „Die Mitarbeiter müssen verinnerlicht haben, warum und für was sie morgens ins Büro kommen“, sagt Tobias Meschede, Steuerberater und Partner der Kanzlei Meschede und Wehmeier.
Unter der Überschrift „Die sozial nachhaltige Kanzlei – eine Antwort auf die Herausforderung Fachkräftemangel?“ haben die drei ExpertInnen bei den Tax Talks über den Fachkräftemangel in Steuerberatungskanzleien diskutiert und über ihre Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag gesprochen. Alle drei waren sich einig: Wenn es um das Halten und Gewinnen von Fachkräften geht, stehen Steuerkanzleien noch einige Optionen offen.
Tipp 1: MitarbeiterInnen brauchen Leitplanken
„Ich erlebe es ganz oft in den Kanzleien, dass die Erwartungshaltung der Chefs den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gar nicht klar ist“, sagt Angela Hamatschek. Kanzleien sollten es schaffen, eine Ergebniskultur und keine Präsenzkultur zu etablieren. Eine Kultur, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, was von ihnen erwartet wird. Mehr Transparenz könne auch und besonders in Kanzleien, die sich in einem Veränderungsprozess befinden, zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit führen, sagt Tobias Meschede.
Tipp 2: MitarbeiterInnen wollen Verantwortung und Freiheit
Damit die Unternehmensziele bei allen ankommen können, müssen sie zunächst einmal von der Kanzleiführung formuliert werden. Dazu brauchen Kanzleiinhaberinnen und -inhaber Zeit und das Selbstbewusstsein diese Zeit, in der sie sich der Kanzleientwicklung widmen, auch einzufordern. „In Steuerkanzleien ergibt sich schnell ein autoritärer Führungsstil, der aber nicht mehr gut ankommt. Kooperation ist gefragt“, sagt Christian Gebert. Die gute Nachricht: Wenn Kanzleiinhaber bereit sind, operative Aufgaben an ihre Mitarbeiter abzugeben, geben sie ihnen damit automatisch mehr Verantwortung. „Ich denke, dass wird in vielen Fällen belohnt werden“, so Christian Gebert.
Mit dem Vertrauen in die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter können Kanzleiinhaberinnen und -inhaber auch das Festhalten an der Präsenzkultur im Büro überdenken. Wie Kanzleien mit dem Thema Homeoffice umgehen können, auch und vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel, erfahren Sie bei den Tax Talks am 24. Oktober. Bei den Tax Talks sprechen Expertinnen und Experten zu aktuellen Trends für Steuerkanzleien. Hier geht es zur Anmeldung. |
Tipp 3: MitarbeiterInnen wollen Wertschätzung – und das ist nicht nur mehr Lohn
Ein großes Thema, das nicht außer Acht gelassen werden darf, wenn es um die Gewinnung von neuen Fachkräften geht, ist das Thema Lohn. Doch auch hier muss die Harmonie zwischen den Wünschen der Mitarbeiter, den Wünschen der Mandanten und den Wünschen der Kanzleiinhaber gewahrt werden. Wie das gelingen kann, und wie Kanzleiinhaber ihre Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern noch ausdrücken können, erfahren Sie in diesem Video:
Das komplette Gespräch der ExpertInnen mit allen Tipps und Erfahrungsberichten können Sie hier anschauen.