Dipl.-Finanzwirt (FH) Carsten Timm
1.1 Überblick über die Vorschrift
Rz. 1
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
§ 4 Nr. 6 UStG befreit bestimmte Leistungen mit grenzüberschreitendem Bezug von der USt. Der Zweck der Vorschrift liegt im Wesentlichen in der Vereinfachung der Besteuerung.
Rz. 2
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Die Steuerbefreiung schließt den Vorsteuerabzug für Leistungsbezüge nicht aus (sog. echte Steuerbefreiung, vgl. Rz. 10). § 4 Nr. 6 UStG stellt das Entgelt für die entsprechenden Umsätze steuerfrei. Der Umfang des Entgelts bestimmt sich nach den allgemeinen Grundsätzen (vgl. § 10 und vgl. die Kommentierung zu § 10).
1.2 Rechtsentwicklung
Rz. 3
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Die Vorschrift wurde m. W. v. 01.01.1980 neu in das UStG 1980 aufgenommen und in der Folgezeit mehrfach geändert. Seit dem 01.07.1999 gilt die Vorschrift in der jetzigen Fassung. Durch das JStG 2008 (Gesetz vom 20.12.2007, BGBl I 2007, 3150) wurde in § 4 Nr. 6 Buchst. e UStG die Verweisung auf § 3 Abs. 9 S. 4 UStG gestrichen. Ausweislich der Gesetzesbegründung (vgl. BT-Drucks. 16/6290 vom 04.09.2007) handelt es sich um eine redaktionelle Folgeänderung zu der ebenfalls durch das JStG 2008 erfolgten Aufhebung des § 3 Abs. 9 S. 4 und 5 UStG.
1.3 Geltungsbereich
1.3.1 Sachlicher Geltungsbereich
Rz. 4
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Die Steuerbefreiung umfasst die in § 4 Nr. 6 Buchst. a, c bis e UStG aufgeführten Tatbestände.
1.3.2 Persönlicher Geltungsbereich
Rz. 5
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§ 4 Nr. 6 UStG sieht in Buchst. a eine Beschränkung auf Leistungen der Eisenbahnen des Bundes vor.
Rz. 6
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Ansonsten wird der persönliche Geltungsbereich nicht eingeschränkt; § 4 Nr. 6 Buchst. b–e UStG gelten daher für alle Unternehmer i. S. d. § 2 UStG.
1.3.3 Zeitlicher Geltungsbereich
Rz. 7
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Die Vorschrift wurde in den letzten Jahren nicht geändert und wird damit grundsätzlich auf alle noch offenen Steuerfestsetzungen anwendbar sein (vgl. Rz. 3).
1.4 Gemeinschaftsrechtliche Grundlagen und Verhältnis zu anderen Vorschriften
Rz. 8
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Gemeinschaftsrechtlich haben die Vorschriften folgende Grundlagen:
Rz. 9
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Bei den Steuerbefreiungen in § 4 Nr. 6 Buchst. d und Buchst. e UStG ist die gemeinschaftsrechtliche Grundlage zweifelhaft bzw. nicht gegeben (vgl. Huschens in V/S Rn. 14 zu § 4 Nr. 6 Buchst. d UStG und Rn. 12 zu § 4 Nr. 6 Buchst. e UStG; zu § 4 Nr. 6 Buchst. e UStG vgl. BFH, Urteil v. 27.02.2014, Az: V R 14/13, BStBl II 2014, 869, Rz. 27 – unionsrechtswidrig).
Rz. 10
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Nach § 15 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 und Abs. 3 Nr. 1 Buchst. a UStG werden die Eingangsleistungen unter den weiteren Voraussetzungen des § 15 UStG in vollem Umfang von der USt entlastet; die Leistungen sind steuerfrei, der Vorsteuerabzug bleibt dennoch erhalten (sog. echte Steuerbefreiung, vgl. § 4 Rz. 5 und 6).