Dipl.-Finanzwirt (FH) Carsten Timm
Literatur
Becker, Abgrenzung zwischen Speisenlieferung und Restaurationsleistung, NWB 2018, 244 ff.
Verwaltungsanweisungen
BMF vom 20.03.2013, Az: IV D 2 – S 7100/07/10050-06, BStBl I 2013, 444 (Restaurationsumsätze).
BMF vom 04.11.2013, Az: IV D 2 – S 7100/07/10050-06, BStBl I 2013, 1385 (Restaurationsumsätze).
Hinweis: Zur Problematik der zeitlichen Geltungsdauer von BMF-Schreiben vgl. Einführung UStG, Rz. 70 ff.
Richtlinien/Hinweise/Verordnungen
UStAE: Abschn. 4.6.1., 4.6.2.
MwStSystRL: zu § 4 Nr. 6 Buchst. a: Art. 394, 395 Abs. 1; zu § 4 Nr. 6 Buchst. c: Art. 154 f.
1 Allgemeines
1.1 Überblick über die Vorschrift
Rz. 1
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
§ 4 Nr. 6 UStG befreit bestimmte Leistungen mit grenzüberschreitendem Bezug von der USt. Der Zweck der Vorschrift liegt im Wesentlichen in der Vereinfachung der Besteuerung.
Rz. 2
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Die Steuerbefreiung schließt den Vorsteuerabzug für Leistungsbezüge nicht aus (sog. echte Steuerbefreiung, vgl. Rz. 10). § 4 Nr. 6 UStG stellt das Entgelt für die entsprechenden Umsätze steuerfrei. Der Umfang des Entgelts bestimmt sich nach den allgemeinen Grundsätzen (vgl. § 10 und vgl. die Kommentierung zu § 10).
1.2 Rechtsentwicklung
Rz. 3
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Die Vorschrift wurde m. W. v. 01.01.1980 neu in das UStG 1980 aufgenommen und in der Folgezeit mehrfach geändert. Seit dem 01.07.1999 gilt die Vorschrift in der jetzigen Fassung. Durch das JStG 2008 (Gesetz vom 20.12.2007, BGBl I 2007, 3150) wurde in § 4 Nr. 6 Buchst. e UStG die Verweisung auf § 3 Abs. 9 S. 4 UStG gestrichen. Ausweislich der Gesetzesbegründung (vgl. BT-Drucks. 16/6290 vom 04.09.2007) handelt es sich um eine redaktionelle Folgeänderung zu der ebenfalls durch das JStG 2008 erfolgten Aufhebung des § 3 Abs. 9 S. 4 und 5 UStG.
1.3 Geltungsbereich
1.3.1 Sachlicher Geltungsbereich
Rz. 4
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Die Steuerbefreiung umfasst die in § 4 Nr. 6 Buchst. a, c bis e UStG aufgeführten Tatbestände.
1.3.2 Persönlicher Geltungsbereich
Rz. 5
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
§ 4 Nr. 6 UStG sieht in Buchst. a eine Beschränkung auf Leistungen der Eisenbahnen des Bundes vor.
Rz. 6
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Ansonsten wird der persönliche Geltungsbereich nicht eingeschränkt; § 4 Nr. 6 Buchst. b–e UStG gelten daher für alle Unternehmer i. S. d. § 2 UStG.
1.3.3 Zeitlicher Geltungsbereich
Rz. 7
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Die Vorschrift wurde in den letzten Jahren nicht geändert und wird damit grundsätzlich auf alle noch offenen Steuerfestsetzungen anwendbar sein (vgl. Rz. 3).
1.4 Gemeinschaftsrechtliche Grundlagen und Verhältnis zu anderen Vorschriften
Rz. 8
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Gemeinschaftsrechtlich haben die Vorschriften folgende Grundlagen:
Rz. 9
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Bei den Steuerbefreiungen in § 4 Nr. 6 Buchst. d und Buchst. e UStG ist die gemeinschaftsrechtliche Grundlage zweifelhaft bzw. nicht gegeben (vgl. Huschens in V/S Rn. 14 zu § 4 Nr. 6 Buchst. d UStG und Rn. 12 zu § 4 Nr. 6 Buchst. e UStG; zu § 4 Nr. 6 Buchst. e UStG vgl. BFH, Urteil v. 27.02.2014, Az: V R 14/13, BStBl II 2014, 869, Rz. 27 – unionsrechtswidrig).
Rz. 10
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Nach § 15 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 und Abs. 3 Nr. 1 Buchst. a UStG werden die Eingangsleistungen unter den weiteren Voraussetzungen des § 15 UStG in vollem Umfang von der USt entlastet; die Leistungen sind steuerfrei, der Vorsteuerabzug bleibt dennoch erhalten (sog. echte Steuerbefreiung, vgl. § 4 Rz. 5 und 6).
2 Kommentierung
2.1 Die einzelnen Befreiungstatbestände
2.1.1 Leistungen der Eisenbahnen des Bundes (§ 4 Nr. 6 Buchst. a UStG)
Rz. 11
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
§ 4 Nr. 6 Buchst. a UStG betrifft Lieferungen und sonstige Leistungen mit grenzüberschreitendem Bezug. Unter Eisenbahnen des Bundes ist v. a. die Deutsche Bahn AG zu verstehen (ausführlich zu den Untergliederungen der Bundesbahn AG Huschens in S/W/R, § 4 Nr. 6 Buchst. a UStG, Rn. 13 ff.). Sofern entsprechende Leistungen durch nicht bundeseigene Unternehmen (z. B. Privatbetreiber) erbracht werden, fallen diese aufgrund des insoweit eindeutigen Wortlauts der Vorschrift nicht in den Anwendungsbereich des § 4 Nr. 6 Buchst. a UStG (vgl. BFH vom 04.07.2013, Az: V R 33/11, BStBl II 2013, 937 – offengeblieben, ob die Einschränkung auf Eisenbahnen des Bundes einen Verstoß gegen den Neutralitätsgrundsatz darstellt). Der grenzüberschreitende Bezug ergibt sich daraus, dass die Leistungen auf Gemeinschaftsbahnhöfen, Betriebswechselbahnhöfen, Grenzbetriebsstrecken (Strecken zwischen einem Gemeinschafts- und Betriebswechselbahnhof und der Grenze, vgl. BT-Drucks. 8/1779, 32) und Durchgangsstrecken erbracht werden müssen (zur Auslegung dieser Tatbestandsmerkmale vgl. BFH vom 04.07.2013, Az: V R 33/11, BStBl II 2013, 937, Rz. 36 f.) und der Leistungsempfänger eine Eisenbahnverwaltung mit Sitz im Ausland sein muss. Eine Eisenbahnverwaltung hat ihren Sitz im Ausland, wenn ihr Sitz außerhalb des Inlandes liegt, es gilt die Definition des § 1 Abs. 2 S. 2 UStG (vgl. Abschn. 1.9. UStAE). Eine weitergehende Einschränkung auf bestimmte Staaten ist dem Gesetz nicht zu entnehmen, insofern zählen auch Eisenbahnverwaltungen mit Sitz in anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft (= üGG, vgl. § 1 Abs. 2a UStG und Abschn. 1.10. UStAE) mit zu den begünstigten Leistungsempfängern.
Rz. 12
Stand: 6. A. – ET: 0...